Alien Tango
White stütze die Stirn in die Hand, und ich machte mich darauf
gefasst, dass ihm das gleich jeder A.C. im Raum
nachtun würde.
»Dann hätte die Nachricht also auch in jeder anderen Gegend
auftauchen können?« Chuckie klang höflich, aber ich bemerkte, dass er die zu
knappen Antworten allmählich leid wurde.
»Nein. Sie ging an die Formation, die dem aktiven Teilstück am
nächsten war.« White deutete auf das Collier. »Wie haben Sie herausgefunden,
was es ist?«
Chuckie zuckte mit den Schultern. »Ich bin einfach aufmerksamer als
die meisten.« Das stimmte allerdings. »Ich habe dieses Ding sechs Monate lang
bei jedem Treffen an Kittys Hals gesehen. Es war nicht schwierig
wiederzuerkennen. Ich kannte es schon, bevor Kitty es vor sechs Monaten
bekommen hat«, fügte er hinzu.
»Warum haben Sie uns dann nicht früher darauf aufmerksam gemacht?«
White klang wütend.
In Chuckies Stimme mischte sich ein kaum wahrnehmbarer, bedrohlicher
Unterton. »Weil wir erst sicherstellen mussten, dass kein gefährliches Machtspielchen
der Centaurionischen Division dahintersteckt.« Sein Blick ruhte demonstrativ
auf Martini.
»Jeffrey hat nichts damit zu tun«, entgegnete White mit leicht
zusammengekniffenen Augen.
»Schwachsinn. Er hat das alles ausgelöst. Allerdings glaube ich ihm,
dass er keine Ahnung hatte, was er anrichten würde, als er Kitty das Collier
schenkte.«
»Richard, die Sache wird noch gruseliger. Die ersten
Lichterscheinungen sind schon während der Operation Scheusal aufgetaucht.« White verzog das Gesicht. »Äh, ich meine natürlich während des
Großen Gefechts oder wie auch immer du es nennst.« Ich wusste nie so genau, wie
die Offensiven der Centaurionischen Division wirklich hießen, da die Namen
immer offiziell und echt langweilig klangen.
»Als Jeff klar geworden ist, dass er sie heiraten möchte«, warf
Christopher leise ein. »Nach dem, was Reynolds berichtet hat, war es die
gleiche Nacht.«
White nickte. »Sie behalten die Familie im Blick, und Jeffrey ist
der Letzte aus Alfreds Linie.« Er schloss die Augen. »Das wird auch bei dir
passieren, mein Sohn.«
»Was?« Christopher sah erschrocken aus. »Aber ich habe gerade gar
nicht vor zu heiraten. Und außerdem entstamme ich doch deiner männlichen
Linie.«
»Ja, aber bei dir stehen die Dinge wegen deiner Mutter anders. Und
ich weiß natürlich, dass du dich noch niemandem erklärt hast, aber sobald du es
tust …« Er verstummte und sah mich an. »Oje.«
»Sind wir schon bei DEFCON 1 angelangt?«
»O verdammt.« Auch Reader hatte den Kopf in die Hände sinken lassen.
Anscheinend war das ansteckend.
»Was? James, was ist?«
Er sah sich um. »Ach was soll’s, ist ja immerhin längst kein
Geheimnis mehr.« Er seufzte. »Kitty, Jeff war damals nicht der Einzige, der, äh …« Er brach ab und warf Christopher einen unbehaglichen Blick zu.
Der wurde blass. »Das soll wohl ’n Scherz sein! Das ist doch vorbei!«
Sein Blick huschte zu Martini. »Wirklich, das ist vorbei.«
Was er damit meinte, war die Tatsache, dass auch Christopher mich
gewollt hatte, als wir uns zum ersten Mal begegnet waren. Und dann hatte es da
außerdem noch diesen kurzen, zügellosen Moment im Fahrstuhl gegeben. Für
Martini war es schwierig genug gewesen, uns das zu verzeihen, und Christopher
und ich hatten seither scharf darauf geachtet, in nichts auch nur annähernd
Amouröses verwickelt zu werden. Wenn man es genau nahm, benahmen wir uns wie zwei
gleiche Magnetpole, sobald irgendwo eine potenziell amouröse Situation lauerte.
»Ja, ja, schon gut«, schoss Martini zurück. »Das größere Problem
dürfte Reynolds sein.«
»Ich? Warum das denn?« Zum ersten Mal klang Chuckie verwirrt.
Martini wirbelte herum. »Weil Sie immer noch auf eine Chance warten,
sie doch noch heiraten zu können. Die Sache ist kompliziert und ziemlich
unschön, und deshalb muss ich sofort alle Details erfahren.« Er wandte sich an
Gower. »Wir müssen alle in Alarmbereitschaft versetzen und darüber aufklären,
was hier vor sich geht. Wir fangen sofort mit den Hochrangigsten an und
arbeiten uns dann in Schichten bis zur Basis durch. Ich will, dass es jedes
Kind erfährt, das alt genug ist, um zu wissen, warum wir wirklich hier sind.
Oh, und in meiner Familie sollen es auch alle erfahren – und wenn ich alle
sage, dann meine ich alle. Erklärt es auch den kleinsten Kindern, die schon
irgendwie in der Lage sind, sich verbal oder mental zu verständigen.« Mit
diesen Worten zog er
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