Alien Tango
neuen Boss.«
»Dann ist der also auch neu im Job? Vielleicht haben wir da ja eine
entscheidende Gemeinsamkeit, eine Art geistige Verbindung.«
Christopher schnaubte. »Niemand ist so neu wie du, Kitty.«
»Er hat diese Position jetzt seit eineinhalb Jahren inne«, erklärte
Martini. »Aber er verhandelt schon seit mehreren Jahren mit uns. Wurde
befördert, weil er sich so gut mit uns ›verständigen‹ kann.« Martinis Tonfall
kam einem Knurren sehr nahe.
»Und warum kannst du ihn dann nicht ausstehen?«
»Weil ich ihm nicht traue. Ich traue überhaupt niemandem in der CIA «, erläuterte er schulterzuckend. »Abgesehen von
deiner Mutter.«
Zur selben Zeit, als ich herausgefunden hatte, dass echte Aliens die
Erde bewohnten, war mir auch aufgegangen, dass meine Mutter ein geheimes Leben
führte. Sie war gar keine Beraterin, sondern eine ehemalige Mossad-Agentin und
leitete inzwischen eine Elite-Antiterroreinheit, die direkt dem Präsidenten der
Vereinigten Staaten von Amerika unterstellt war.
»Meine Mutter gehört nicht zur CIA , sie
leitet die P . T . K . E .«
»Auch die ist ein Teil der CIA , Süße«,
erklärte Reader. »Sie ist ihr zwar übergeordnet und wird als separate Einheit
betrachtet, die direkt dem Weißen Haus unterstellt ist, aber die Gehaltschecks
kommen aus Langley.«
»Ich kann Bürokratie nicht ausstehen.«
»Und dass, obwohl wir doch alle so gut darin sind.« Reader grinste.
»Hör auf zu schmollen. Du hast später noch genug Zeit, Jeff damit in den Ohren
zu liegen.«
Wir erreichten die Schleuse, und irgendjemand kalibrierte. Ich
achtete nicht weiter darauf und ließ mich von Martini zum Abschied küssen. Es
war wunderbar, wie immer, wenn auch ein bisschen kurz. »Benimm dich«, sagte er
mit einem Lächeln. Er warf dem Agenten, der an der Schleuse postiert war, einen
Blick zu. »Niemand, nicht einmal Commander Katt, darf uns folgen.
»Jawohl, Sir.« Dieser A.C. gehörte
eindeutig zur Security. Sie waren allesamt größer als Martini und strahlten
gelangweilte Wachsamkeit aus. Ich würde nirgendwohin gehen, jedenfalls nicht in
die Nähe der CIA .
Diese Schleuse war eine der größeren, sodass sie zusammen durchgehen
konnten. Wir sahen zu, wie sie langsam verschwanden. Ich musste mich zusammenreißen,
um sie nicht zurückzuziehen und mich beim Anblick des Flimmerns, mit dem sie
verschwanden, nicht zu übergeben. Dann machten Reader und ich uns wieder auf
den Rückweg zum Stockwerk, in dem die Bat-Höhle lag.
Sobald wir hinausgegangen waren, begann mein Handy »My Best Friend«
von Queen zu flöten. »Hast du den Klingelton immer noch nicht geändert?«,
fragte Reader, während ich in meiner Tasche nach dem Telefon kramte.
»Ich wüsste nicht, warum. Das wäre genauso unsinnig, wie wenn ich
nicht mehr mit dir zusammen sein dürfte. Ihr beide seid meine engsten Freunde,
und er ist außerdem auch noch mein ältester Freund.«
Reader schüttelte den Kopf. »Jeff mag es nicht besonders.«
»Und ich mag es nicht besonders, dass ich nicht mit zur CIA darf – dann sind wir also quitt.« Ich entfernte mich
ein Stück von ihm, bevor ich abnahm. »Hi Chuckie, was gibt’s?«
»Geht es dir gut?« Er klang besorgt. Natürlich, er klang seit
Monaten besorgt – seitdem ich ein Geheimnis daraus machte, wo ich war, was ich
dort tat und mit wem ich es tat.
»Prächtig. Warum?«
»Ich war nur neugierig. Gehst du zum Klassentreffen?«
»Bist du auf Drogen?«
Er schnaubte. »Einen so krassen Umschwung im Lebenswandel habe ich
nicht zu vermelden, nein.«
»Okay, dann ist ja gut. Und nein, natürlich gehe ich nicht hin.«
Glaubte ich jedenfalls. »Wolltest du etwa hingehen?« Ich konnte mir beim besten
Willen nicht vorstellen, warum. Chuckie war bis heute stets der schlauste Kerl
in jedem Raum, den er betrat. Die Highschool waren vier Jahre Folter für ihn
gewesen. Ich verstand immer noch nicht, warum er nicht einfach gleich im ersten
Jahr seine Abschlussprüfungen absolviert und schnurstracks aufs College
gegangen war. Stattdessen hatte er es durchgestanden.
Inzwischen war er entweder ein heißer Anwärter auf den Preis für den
»Überraschungsdurchstarter« oder den »Klassenhelden«. Möglicherweise auch für
beide. Während unseres ersten Jahrs an der Arizona State University hatte er
sich von einem zu klein geratenen, aknegeplagten, streberhaften
Flaschenbodenbrillengläserträger zu einem fast zwei Meter großen, glatthäutigen,
gut aussehenden Kontaktlinsenträger gemausert. Außerdem
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