Alison Wonderland
Würden Sie gerne eine Petition unterschreiben?« Großgewachsene junge Männer mit guten Zähnen und Arbeiterklasse-Plakette belästigen die Leute auf der Straße an belebten Samstagen vor Weihnachten, während die sich ihre Einkäufe gegen die Schenkel stoßen. Üblicherweise handelt es sich dabei um Amateure, die für Organisationen wie die von Bird und Flower arbeiten. Es könnten sogar Birds Kinder sein, die sich nützlich machen, während sie das Jahr vor dem Studium überbrücken. Die Petitionen sind nicht für einflussreiche Parlamentsmitglieder bestimmt; sie werden direkt zu einem zentralen Ort geschickt, wo sie in eine Datenbank eingespeist werden. Die jungen Leute arbeiten auf Akkordbasis ohne große Aufsicht, verdienen ein paar Pence für jeden Namen, den sie liefern, so dass sie manchmal Unter-der-Hand-Techniken anwenden, die man üblicherweise mit hochkarätigen Geschäftsleuten verbindet. Sie geben Anzeigen in Zeitungen und Magazinen auf: »Haben Sie jemals etwas Illegales getan? Haben Sie eine Geschichte zu erzählen? Rufen Sie vertraulich einen Rechercheur an.« Sie betreiben »Whistle-Blower«-Hotlines und hacken Ratgeber-Hotlines, um Listen von »unerwünschten Personen« zu erstellen. Ein sehr geschäftstüchtiges Individuum schickte seine jüngeren Geschwister mit einem kostenlosen Schwimmkurs durch seine Wohnsiedlung und als sie mit der Liste von Interessenten und deren Namen und Adressen zurückkamen, reichte er auch diese ein.
Diese amateurhafte Nebenbeschäftigung zum Zweck der Informationsbeschaffung läuft ziemlich getrennt von der lukrativen Arbeit der Geheimdienste, erledigt von hochqualifizierten Profis. Profis nehmen verdächtige Individuen ins Visier, beobachten sie, durchsuchen ihre Häuser, schüchtern, wenn nötig, ihre Familien ein und liefern dann detaillierte Berichte über deren Status. Sie agieren in Zellen, arbeiten unabhängig voneinander auf »Wichtig-zu-wissen«-Basis, um Lücken und Gewissenskrisen der Angestellten zu minimieren.
Die Hüter der von den Amateuren erstellten und an die Profis weitergeleiteten Namenslisten sind die Büroangestellten, die in schlechtbezahlter Isolation von den anderen Mitgliedern ihrer Organisationen arbeiten. Aus Sicherheitsgründen haben sie weder Zugang zu sensiblen Informationen noch die Fähigkeit, die Daten zu interpretieren. Nur der Mann an der Spitze weiß alles.
Manchmal teilen Bird und Flower Informationen miteinander. Sie haben Zugriff auf ähnliche Netzwerke und kaufen von denselben Leuten Geschäftsgeheimnisse. Dick weiß, was sie treiben, und sie wissen alles über ihn. Manchmal ist die Welt klein, Leben durchkreuzen sich und das Geschäftliche vermischt sich mit dem Privaten. Birds Schwägerin kennt zum Beispiel ein Mädchen, das auf einer Party zu viel getrunken hatte und mit Flower schlief, lange Zeit bevor er seine Frau heiratete. Und Dicks Freundin ging auf dieselbe Schule wie Birds Empfangsdame.
Bird nimmt das Telefon, um Flower anzurufen, seine Augen auf das Foto seines muskulösen Boxers gerichtet, wie er hochspringt, um eine Frisbeescheibe zu fangen. Bird liebt Tiere und sieht kein Problem darin, diese Tatsache mit seiner Arbeit für Emphglott zu vereinbaren. Schließlich liebt er ja nur seinen eigenen Hund und nicht jeden räudigen Köter der Welt. Er ist nicht Rolf Harris, heulend in
Animal Hospital
.
Während er dem hypnotischen Rufton des Telefons lauscht, verschwimmt sein Blick ein bisschen und wandert von dem Boxer zu einer Kristalltrophäe in seiner Glasvitrine. Zwei flehende Hände umschließen eine geschliffene Flamme. Die Trophäe wird normalerweise nur an preisgekrönte Hunde der jedes Jahr von Emphglott gesponserten Meisterschaft verliehen, aber Bird hatte von einem Geschäftsführer von Emphglott, der das Foto in Birds Büro entdeckt hatte, eine Reproduktion geschenkt bekommen. Das Foto ist unübersehbar, denn es muss nicht mit Fotos von Birds Frau oder Kindern um einen Platz auf seinem Schreibtisch konkurrieren. »Die Bilder ihrer Gesichter hatte ich vor meinem inneren Auge; ich brauche keine Fotos«, erklärt er jedem geduldig, der das Fehlen jeglicher Familienfotos in seinem Büro kommentiert.Die meisten Menschen sind jedoch zu schüchtern, um zu fragen.
»Flower, du musst für mich in Alarmbereitschaft sein. Es gibt da Saboteure, die auf der ganzen Welt Gemüsefelder überfallen. Das sind gefährliche Terroristen und ihr Vandalismus eskaliert. Sie sind sehr gut organisiert. Wir wissen, dass sie
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