Alison Wonderland
behalten. Er kam und blieb für eine Weile und wenn er ging, lag ich im Bett, genoss die Ruhe und das Gefühl, ihn zu vermissen. Am Anfang, als wir zusammen waren, war ich mehr ich selbst als mit irgendjemandem sonst. Ich meine, wenn ich mit ihm zusammen war, strahlte ich, fühlte mich schön und exotisch. Ich sagte Dinge, die lustig waren und süß. Es war, als würde er mich inspirieren und ich war wirklich verliebt in ihn. Aber dann merkte ich, dass ich abhängig von ihm wurde, dass ich mich nur noch durch ihn gut fühlen konnte. Er schien meine Stimmungen zu manipulieren, ohne ihn war ich verschlossen und still. Es schien, als würde er mich an- und ausschalten. Am Ende verbrachte ich die meiste Zeit ausgeschaltet im Bett und vermisste ihn.«
»Was ist denn mit ihm passiert?«
»Ich machte ein Feuer im Ofen des Hauses meiner Mutter und warf Salz hinein, jede Nacht, sieben Nächte lang. Das soll dir deinen Ehemann zurückbringen, wenn du ihn an eine Rivalin verloren hast.«
»Hat es funktioniert?«
»Nein, es stellte sich heraus, dass er mich nicht wegen einer Anderen verlassen hat.«
»Hast du jemals daran gedacht, ein Baby zu kriegen?«
»Ich tat mal so, als hätte ich eins. Ein kleines Mädchen. Vor ein paar Jahren arbeitete ich ungefähr drei Monate lang als Kellnerin und ich erzählte denen, ich hätte eine Tochter. Wenn ich bei der Arbeit über sie redete, war es, als ob es sie wirklich gäbe und der einzige Grund, warum sie nicht mit mir zusammen war, war, dass ich gerade arbeitete. Ich konnte mir vorstellen wie sie aussah, wie sie sich benahm, wie sie nach der ganzen Palette der Johnson’s-Babyprodukte roch, wenn ich sie gebadet hatte. Ihr Name war Phoebe. Ich musste wirklich nicht viel über sie reden; die Leute akzeptierten einfach, dass sie existierte. Kellnern ist eine Arbeit mit einem hohen Durchlauf an Personal. Also wirst du immer nurflüchtig vorgestellt, wenn neue Mitarbeiter dazukommen, weißt du. ›Das ist Taron, sie betreibt einen Club einmal im Monat, sie hat ein kleines Kind, Phoebe.‹ Ich vermisse sie. Kleine Dinge erinnern mich an sie. Manchmal frage ich mich, ob sie nicht wirklich existiert hätte, wenn ich ein bisschen mehr an sie geglaubt hätte. Ich hatte eine Abtreibung, als ich neunzehn war und über Phoebe zu reden, machte das alles wieder ein bisschen gut. Ich werde irgendwann mal echte Kinder haben und ich werde meine Töchter mit offenen Schuhen aufwachsen lassen, vielleicht ein oder zwei Nummern zu groß, so dass sich die Zehen leicht krümmen müssen, um sich in den Schuhen festzukrallen. Wie zarte Tiere, die sich irgendwo festklammern. Dann werden sie verletzlich aussehen mit ihren nackten Füßen und Männer werden sich in sie verlieben und sie beschützen wollen.« Ist es das, was sie meinte, als sie sagte, ihr Mann bringe sie dazu, süße Sachen zu sagen?
»Ich hätte gerne Kinder«, gestehe ich. »Aber ich will nicht schwanger werden und sie zur Welt bringen. Ich habe eine Freundin, die gerade ein Kind bekommen hat. Da ist ein Gittergeflecht von Narben auf ihrem Bauch, überall da, wo die dünne Haut sich nicht schnell genug gedehnt hat, als sie schwanger war. Sie sagt, es sehe aus, als ob jemand versucht hätte, das Fleisch durch einen Spankorb zu pressen. Sie schmierte sich jede Nacht vergeblich mit Revlon-Intensivpflege ein, als die Streifen zum ersten Mal auftauchten. Der intensive, teure Geruch machte sie benommen und hochgradig unglücklich, wenn sie ihn an jemand anderem roch. Ich will nicht schwanger sein. Ich würde gerne eines Abends nachhause kommen und feststellen, dass ich vergessen hatte, bereits Kinder zu haben. Sie würden alle auf mich warten, aufgereiht in den gleichen Kleidern, wie bei
Sound of Music
. Ich sehe mich barfuß im Sand mit ihnen herumrennen, ihre Haare wehen hinter ihnen her, in der gleichen Farbe wie meine, in ihren Händen knallbunte Fischernetze und passende Eimer und Spaten.«
»Kein Papa?«
»Ich sehe ihn nie. Vielleicht repariert er das Auto oder was Männer eben immer so tun. Ich sehe nur die Kinder und Fischernetzeund manchmal habe ich belegte Brote und Chips in einem Bastkorb dabei. Kein Papa.«
»Alison, glaubst du, du könntest mir helfen, ein Baby zu finden?«
Oh, heiliger Jesus am Holz, ich dachte, sie hätte das alles vergessen. Ich kann Nachforschungen anstellen und herauskriegen, wo die Leute normalerweise Babys aussetzen, aber ich glaube nicht, dass ich tatsächlich eins finden und ihrer verrückten Mutter
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