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Alison Wonderland

Alison Wonderland

Titel: Alison Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Smith
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aushändigen könnte. Das Gute ist, dass die Chancen, tatsächlich eins zu finden, ziemlich gering sein dürften.
    »Die Chancen, eins zu finden, dürften ziemlich gering sein«, sage ich entschuldigend.
    »Meine Mutter braucht Hilfe. Sie führt ein sehr einsames Leben in einem umgebauten Leuchtturm an der Küste von Kent und bekämpft die Kräfte des Bösen. Bitte hilf mir.«
    Ich bin mehr als je zuvor davon überzeugt, dass es ein Fehler wäre, Tarons Mutter ein ausgesetztes Baby zu geben, damit sie mit ihm auf einem abgelegenen Grundstück, meilenweit entfernt von der rationalen Welt Kents, Stahlleitern hoch- und runterstolpert. Gleichzeitig haben Tarons Bitten mein Herz berührt. Ich will sie weiterhin treffen und ich möchte, dass sie glaubt, dass wir ihrer Mutter irgendwie helfen.
    »Überlass das mir. Ich werde daran arbeiten herauszufinden, wo Leute ihre Babys lassen, wenn sie sie nicht wollen. Ich werde es dich wissen lassen, o.k.?«
    Insgeheim hoffe ich, dass sie diese fixe Idee nach einer Weile langweilen wird. Es ist eine Erleichterung, zu Jeff nachhause zu kommen. Ich rufe ihn an, um zu sehen, was für Fortschritte er mit der Werbung macht. Es ist früh am Morgen, der Anfang seines Tages, das Ende von meinem. »Auf den Kanalinseln haben sie gerade den letzten bemannten Leuchtturm geräumt«, erzählt er mir, als ich über Taron und ihre Mutter rede. »Es war auf Guernsey.«
    »Ich war eigentlich auf Mitleid aus, nicht auf Fakten«, erwidere ich ein bisschen eingeschnappt. Er glaubt, sich auf sicherem Terrain zu bewegen, weil er Interesse an Frauenthemen zeigt. Docham Ende erschreckt er mich, weil er wieder über das Mädchen im Patentbüro redet. Sie brennt vor Liebe zu Jeff unter ihren unförmigen Kleidern. »Ich glaube, sie mag mich, weil ich jung und modern bin«, sagt er. »Sie ist wie Audrey Hepburn in
Funny Face
. Hast du den Film gesehen? Sie arbeitet in einem Buchladen, bis es mit ihrer Modelkarriere klappt; sie trägt eine Brille und lange Röcke. Sie klettert diese wirklich hohen Leitern hoch, um an Regale mit verstaubten Büchern zu kommen. Es wäre lustig, wenn sie die Patente genauso ablegen würden, findest du nicht?«
    »Wenn sie aussieht wie Audrey Hepburn, dann ist sie wahrscheinlich magersüchtig. Wenn du genau hinsiehst, hat sie wahrscheinlich einen Bart. Magersucht macht Frauen ziemlich bärtig«, sage ich ernst. Jeff schaut mich merkwürdig an. Falls er jemals aufhört mich zu lieben, werde ich anfangen müssen, ihn zu lieben, um ihn zurückzukriegen. Ich beobachte ihn sehr genau wegen erster Anzeichen.
    Ich zeige Jeff eine Geschichte in der Zeitung über einen deutschen Professor, der ein Buch über Manieren geschrieben hat. Er ist so höflich, dass er am Telefon aufsteht, wenn er eine weibliche Stimme hört.
    Ein paar Tage später, als die Sonne für Juni ungewöhnlich stark brennt, verabrede ich mit Taron ein Treffen am Tooting Bec Lido, um ein paar Sonnenstrahlen abzukriegen. Es lohnt sich, dorthin zu gehen, bevor die Schulferien anfangen und es richtig voll wird. Als wir unser Geld bezahlen und durch die Drehkreuze gehen, sieht es so richtig nach echtem englischem Sommer aus. Man schaut runter auf die ganze Länge eines breiten, blauen Schwimmbeckens gegenüber einem blassblauen Café im Art-déco-Stil, einem blassblauen Wasserfallbrunnen in Form eines Hochzeitskuchens und einer Sonnenuhr davor. Eine Tafel im Café beschreibt reichhaltige Variationen des englischen Frühstücks, aber ärgerlicherweise gibt es diese nicht mehr nach zehn Uhr morgens, wenn der Pool für die Öffentlichkeit aufmacht. Die Öffentlichkeit scheint sich daran nicht zu stören und steht Schlange, um Unmengen an Pommes frites, Chips, Dosen mit Cola und Tee zu kaufen. Tooting Bec Lido hatdas größte Freibad Englands und als Folge davon ist das Wasser eiskalt, kaum aufgeheizt vom Pipi der Kindergartenkinder und deren Eltern, die das Freibad heute benutzen. Jeder hier im Lido raucht. Braungebrannte Menschen sitzen am Rand des Schwimmbeckens, mit den Beinen baumelnd, ihre Zigarettenasche ins Wasser schnippend. Die meisten Menschen sind außerdem tätowiert – die Frauen noch mehr als die Männer. Die Frauen unter fünfundzwanzig sind schwanger, acht Monate angeschwollener, gedehnter, harter Bauch im Bikini, Schlange stehend für Pommes. Die Männer haben alle Erektionen, inklusive der schwulen, weshalb ihre Erregung nichts mit der Fruchtbarkeit der Frauen zu tun haben kann. Es muss wohl eher an der Sonne

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