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Alison Wonderland

Alison Wonderland

Titel: Alison Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Smith
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Mrs. Fitzgerald nichts von meinem Besuch auf dem Gelände von
Projekt Brauner Hund
, weil ich erst noch abwarten will, bis ich etwas Wesentliches zu berichten habe. Ich weiß, dass Bird irgendwie involviert ist, aber es gibt keinen Grund, Mrs. Fitzgerald das zu erzählen, schließlich war sie es, die mir das gleich zu Anfang gesagt hat. Ich rufe Taron in ihrem Zimmer an und erzähle ihr von dem Handy.
    »Ich habe keine Ahnung, wie das passiert ist«, sage ich. »Vielleicht war jemand hinter uns her und hat uns mit Gas eingesprüht, wie ein Bösewicht bei Batman, und dann hat er das Handy weggenommen, während wir festgefroren am Strand standen. Es gibt keine andere Erklärung.«
    »Oh, Alison. Sei doch nicht gemein. Er könnte ein guter Kontakt sein.«
    »Ein Kontakt?«
    »Oder es könnte sein, dass du ihm gefällst. Er könnte am Ende dein Freund werden.«
    »Was?«
    »Vielleicht würde er einen guten Freund für dich abgeben.« Es hat keinen Zweck, wenn die Fantasie mit Taron durchgeht, so zu tun, als hätte man nicht gehört, was sie sagt, denn dann sagt sie es einfach ein bisschen deutlicher.
    Wie sich herausstellt, ist er ein vornehmer, grauhaariger, verheirateter Mann mit Kindern, der in einem Haus wohnt, das einmal einer Mätresse von George dem Dritten gehört hat und das durch einen ehemals geheimen Tunnel mit dem Hotel der Stadt verbunden war, in dem der König für gewöhnlich wohnte. Der Mann und ich finden uns nicht anziehend, obwohl er sehr darum bemüht ist, uns von diesem Tunnel zu erzählen, noch bevor er mir mein Handy zurückgibt. Er fühlt sich durch unser interesse an dem Tunnel geschmeichelt (»wie romantisch«, gurren wir) und bietet uns Welsh Cakes aus einer Tupperdose an. Die Welsh Cakes sind trockene, flache, kleine Scones mit Fruchtfüllung. Ich nehme einen, aber Taron lächelt ihn verschämt an in dieser selbstgefälligen »Nein, ich kann wirklich nicht«-Art dünner Leute, die sich im Hotel gerade erst Porridge mit Pflaumen reingeschaufelt haben.
    Wir nehmen das Auto und fahren zur Entbindungsklinik, die in einer ruhigen Straße etwas abseits der Strandpromenade liegt. Wir reden nicht darüber, was wir hier eigentlich tun, aber ich nehme an, wir hoffen, dass irgendjemand mit einem Baby, das er nicht mehr will, durch die Schwingtüren der Klinik kommt und es uns durch das Autofenster reicht.
    Taron legt »I Still Haven’t Found What I’m Looking For« von den Chimes in den CD-Spieler, aber ich ignoriere diese Provokation.
    »Ich mag schwangere Frauen«, sagt Taron, während wir welche kommen und gehen sehen. »Sie sind so rund, aber sie sind wirklich verletzlich. Schau doch nur, wie langsam sie laufen, als wären sie besorgt, sie könnten überkippen.«
    Manche von ihnen pressen gegen ihren unteren Bauch, so als wollten sie das Baby drinnen halten. »Das muss schwer sein«, sage ich. »Es muss unbequem sein, den ganzen Tag so herumzulaufen.« Die Frauen sehen nicht gelassen aus, haben aber alle den gleichen mutigen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Viele Männer sind nicht hier. Die paar, die vorbeikommen, sehen aus wie der sprichwörtliche übriggebliebene Pimmel auf einer Hochzeit.
    Ich nehme meine Liste von kürzlich ausgesetzten Babys heraus:
    -   
Mädchen, gefunden in Reisetasche außerhalb eines Zeitungskiosks, fünf Uhr dreißig morgens, Edmonton
    -   
Sechs Monate altes Mädchen in verwildertem Garten, Plumstead
    -   
Mädchen, gefunden in einem Seesack im Krankenhaus, East London
    -   
Drei Tage alter Junge in einer Kiste in der Nähe vom King’s-College-Krankenhaus
    -   
Baby ausgesetzt in Bedfordshire – Vater wurde mithilfe eines DNA-Tests gefunden, Mutter unbekannt
    -   
Mädchen, gefunden in einer Einkaufstasche in einer Gasse im Süden Londons
    -   
Neugeborener Junge, gefunden in einem Abfallbehälter am Flughafen Heathrow
    -   
Mädchen, ein Jahr alt, ausgesetzt an der Universität von Hertfordshire
    -   
Neugeborener Junge auf einer Damentoilette in Henley-in-Arden, Warwickshire
    -   
Neugeborener Junge in die Themse geworfen, gefunden nahe der Battersea Bridge
    -   
Neugeborener Junge ausgesetzt im Wald in Corby, Northamptonshire
    -   
Junge ausgesetzt in der Nähe eines Golfplatzes in Bridgend
    Das Baby aus der Themse war das einzige, das nicht mehr gelebt hat, als es gefunden wurde.
    »Ich finde nicht, dass ›ausgesetzt‹ wirklich alles abdeckt«, sagt Taron. »Es ist nicht so, dass die Mütter sie da lassen, damit sie sterben.

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