Alison Wonderland
klappern und die Drogen, von denen sie glauben, dass sie sie zum Tanzen brauchen, haben sie bereits genommen. Es ist großartig, niemals nüchtern in einen Club zu gehen. Die Perspektive ist eigenartig, es ist ein weiter Weg von einem Ende des Clubs zum anderen, die Musik hört sich gut an, alle tanzen. In Weymouth müssen wir in keiner Schlange stehen, aber wir sind nicht nüchtern, als wir reinkommen, wir machen also bereits etwas richtig.
Was ich auch noch an Clubs hasse, ist, wenn sie zu wenige Mädchentoiletten haben. Immer quetschen sie sich zu zweit in eine Kabine und reden blödes Zeug. Ein Mädchen übergibt sich auf das andere und der Rest steht Schlange für die letzte freie Toilette. Die Tanzflächen sind voll mit glamourösen, halbnackten Tanzprinzessinnen, aber das harte Licht bei den Toilettenschlangen verwandelt sie alle in bleiche schwitzende Vogelscheuchen mit strähnigen Haaren und erweiterten Pupillen. Die meisten wackeln hin und her, entweder weil sie so dringend aufs Klo müssen und sich erinnern, dass Wackeln geholfen hat, als sie kleine Mädchen auf einerlangen Autofahrt waren, oder weil sie durch die Drogen, die sie zum Tanzen eingeworfen haben, nicht unterscheiden können zwischen der abblätternden Farbe der Toilette und der stampfenden, pulsierenden Tanzfläche.
In dem Club in Weymouth gibt es keine Schlangen vor den Toiletten, weil niemand sonst in dem Club ist. Wir probieren sie trotzdem automatisch aus. Alles, was du in einem Club wissen musst – Ausgang, Toilette, Treffpunkt. Taron sucht einen Tisch für uns aus. »Falls wir getrennt werden, treffen wir uns hier«, sagt sie und dann lachen wir uns tot, weil es so absurd ist. Wenn man richtig betrunken ist, kümmert man sich ganz besonders um den anderen. Man sagt sich gegenseitig, dass man auf die Toilette geht und erinnert sich, viel Wasser zu trinken, falls die Hitze überhandnimmt oder die Drogen. Es ist seltsamerweise beruhigend, eine Erinnerung an die Kindheit, wenn man leichtes Fieber hatte. Deine Mama kommt mit einem Glas warmem Ribena-Saft die Treppen hoch und das Leben ist in einer Art Schwebezustand, weil man am nächsten Tag nicht in die Schule muss.
Wir gehen an die Bar. »Komm, wir lassen uns richtig volllaufen«, sagt Taron. Das ist eine gute Idee, denn die Wirkung der Drogen ist ziemlich stark und Alkohol würde dem Ganzen die Schärfe nehmen. Ich schaue zu ihr rüber und sie kaut wie ein wildes Pony mit zurückgeworfenem Kopf ziemlich schnell einen Kaugummi. Ich klammere mich am Rand der Bar fest und atme tief ein und aus. Ich kann Schweiß in den Falten meiner Handinnenflächen spüren und ein leichtes Kribbeln im Nacken und auf meinem rechten Arm, als ob jemand ganz zart mit einer Feder darüberstreichen würde. Ich wische über meinen Arm für den Fall, dass es nicht die Drogen sind, sondern irgendein Insekt, das auf meiner Haut krabbelt. Es gibt an der Bar eine Karte mit Cocktails, aber ich glaube nicht, dass ich den heutigen Spezialdrink »Malimoo«, was Malibu mit Milch ist, vertragen kann. Ich würde kotzen. Ich hätte gerne Wodka mit Cranberry und Grapefruit, stark und pur und klar schmeckend, um das Rasen und Flattern zu mildern, das von den Drogen kommt. »Zwei Sea Breezes und zweiFlaschen Wasser«, sage ich eindringlich und knutsche vor Freude fast die Drinks, als der Barmann die richtigen Zutaten findet, die uns glücklich machen.
Es ist Pub-Sperrstunde und der Club füllt sich. Wir wirbeln und wackeln zu einer Mischung von Hits aus den Siebzigern, Achtzigern und Neunzigern, die ich nicht mehr gehört habe, seit ich das letzte Mal auf einer Hochzeit war. Auf der Playlist stehen:
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Diana Ross, »Chain Reaction«
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The Weather Girls, »It’s Raining Men«
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Abba, »Dancing Queen«
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Wham! »Club Tropicana«
Es ist ein Riesenspaß. Unsere Hände sind in der Luft, Wasserflaschen wie geheiligte Kelche in die Höhe haltend, während wir tanzen. Die Stimmung erinnert mich an Gay Pride. Von Zeit zu Zeit umarmen Taron und ich uns, aneinanderklammernd. »Hab dich lieb«, sagt sie. »Hab dich lieb«, sage ich. Wir trinken Unmengen. Jedes Mal, wenn ich was trinke, muss ich pinkeln, so dass ich mich mit den Mädels auf der Toilette anfreunde, weil ich so oft dort bin. Taron, wunderschön und glamourös, wie sie zu Kylie Minogues »Better The Devil You Know« tanzt, zieht die Männer an wie ein Magnet. Die Welt ist unsere Auster und Weymouth ist die Perle, solang die Drinks und die
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