Alison Wonderland
Militär überlässt das Land der freien Natur. Cool.«
»Tja, nicht wirklich. Für mich klingt das wie Postrationalisierung. Sie haben das Land gestohlen und es benutzt, um für den Dritten Weltkrieg zu üben und jetzt sagen sie, es ist in Ordnung, es zu behalten wegen der Tiere.«
»Ich frage mich, was für Tiere sie hier haben.«
»Ich weiß nicht. Ich dachte für einen Moment, diese Soldaten wären hinter uns her.« Meine Stimme ist zittrig bei diesem absurden Geständnis, aber Taron ist unbeeindruckt.
»Du bist einfach nur gestresst. Es ist gut, dass wir wegfahren. Ich bin mal mit einer Freundin von Key West nach Miami gefahren, mit einer halben Unze Koks im Auto und die Polizei hat uns dreimal wegen zu hoher Geschwindigkeit angehalten. Wir waren total weggeschossen, denn in Amerika ist es richtiges Kokain, kein Babypuder oder Abführmittel, wie man es hier bekommt. Wir haben eine Unze gekauft, weil wir dachten, das sei die kleinste Menge, die man in Amerika kaufen kann, nicht so wie hier, wo du Gramm kriegen kannst, wir sind ja metrisch geworden. Eine Unze ist ungefähr fünfundzwanzig Gramm und wir gaben das meiste von unserem Urlaubsgeld dafür aus. Natürlich kannst du auch Gramm kaufen. Wenn es uns weniger wichtig gewesen wäre, so auszusehen, als wüssten wir Bescheid, hätten wir das auch rausfinden können.
Wir tanzten bis zum Morgen in irgendeinem zwielichtigen Club und weil wir mehr Koks gekauft hatten, als wir wollten, wurde das in unseren Köpfen zu diesem riesigen Problem. Wir hatten nur noch drei Tage in Amerika, was bedeutete, wir hätten sieben Gramm pro Tag konsumieren müssen, um es aufzubrauchen. Wir hatten so viel bei uns, dass wir besorgt waren, die Polizei würde uns für Dealer halten, wenn sie uns anhalten würde. Die Angst, gestoppt zu werden, zog uns immer mehr runter, so dass wir uns schleunigst ins Auto packten, direkt von dem Club nach Miamizurückfuhren und in das schlimmste Unwetter seit Jahren gerieten. Der Himmel war schwarz und der Regen so heftig, dass wir nur zwanzig Fuß weit sehen konnten. Das andere Mädchen fuhr und sie hielt sich wach mit Espresso und mehr Koks. Das meiste hatte sie unter den Armaturen des Autos versteckt und sie erzählte mir nicht wo, damit ich mich nicht selbst belasten könnte, falls wir verhaftet werden würden. Dann bildeten wir uns ein, von der Polizei verfolgt zu werden. Meine Freundin war so seltsam, sie fuhr, als wäre der Teufel hinter uns her, und wir wurden dreimal wegen überhöhter Geschwindigkeit angehalten und mussten bezahlen. Jedes Mal, wenn wir gestoppt wurden, müssen sie den Polizisten, der im nächsten Bundesstaat auf Geschwindigkeitskontrolle war, angefunkt haben. Ich dachte, wir kommen nie mehr nachhause.«
»Glaubst du, ihr seid wirklich verfolgt worden?«
»Nein.«
»Ich hatte mal einen Freund, der hat drei lila Ohms genommen – hast du jemals eins probiert?«
»Nein.«
»Das ist Acid, aber du kannst auf die tanzen. Er nahm drei von denen und war so weggetreten, dass er aus dem Club, in dem er war, raus musste. Er nahm ein Taxi, schickte es auf eine aussichtslose Mission, ›hier rechts, hier links‹, die ihn aber letzten Endes doch noch zu ihm nachhause brachte. Er konnte so viele helle Lichter sehen, dass er dachte, er würde von einem Polizeihubschrauber verfolgt und dass er in den
News at Ten
zu sehen wäre.«
»Was waren das für Lichter?«
»Nichts. Nur Scheinwerfer, Laternenmasten. Er war völlig von Sinnen.«
Als wir in Weymouth ankamen, entschieden wir, im besten Hotel der Stadt einzuchecken. Es liegt an der Uferpromenade und ist eigentlich überhaupt nicht toll. Ich ließ Taron MTV gucken, damit ich mir den Ort anschauen konnte, der
Projekt Brauner Hund
so verdächtig vorkommt. Es gibt keinerlei Grund, sie da mit reinzuziehen, da sie kein bisschen politisch ist und sich nicht für aktuelle Themen interessiert. Sie dachte, ein Spin Doctor sei einneuer Name eines Club-DJs und spiele an auf »das Spinnrad an den Plattentellern drehen«, bis ich sie aufklärte.
»Hast du die Landkarte?«, frage ich. »Oder ist sie im Auto?«
»Meinst du die Straßenkarte oder die geistige Karte?«
»Was ist eine geistige Karte?«
»Das ist wie eine Wunschliste, aber es ist tatsächlich ein Bild dessen, von dem du dir wünschst, dass es passiert.«
»Ich meine die Straßenkarte.«
»Die ist im Auto. Willst du meine geistige Karte sehen?«
»Ich weiß nicht.«
Die geistige Karte ist wie ein Kunstprojekt in der
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