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Alison Wonderland

Alison Wonderland

Titel: Alison Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Smith
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Schulter mit den schmuddeligen, matschbeschmierten Idealisten, deren Beweggründe sie im Geheimen seit Langem teilen.
    Mrs. Fitzgerald zerrt ihre Gedanken zurück in ihr Büro, an ihren Schreibtisch, in ihr geordnetes, vernünftiges Leben. Ihr Mund ist trocken. Sie leckt ihre Lippen und presst sie fest zusammen.
Nein, nein, nein,
denkt sie.
Das wird nie passieren
. Ihre Kämpfe gegen Visionen wie diese machen sie müde, sie fühlt sich alt. Sie geht in die Küchenecke, um ihre nicht aufgegessene Portion vom Mittagessen wegzuwerfen und ihren Teller abzuspülen. Die Sonne scheint zu dieser Zeit des Tages in einem Winkel hinein, so dass das Licht vom Wasser des Spülbeckens reflektiert wird und die darunter liegenden, weißen Plastikrohre in einer satten, goldenen Farbe leuchten lässt. Es sieht aus, als würde ein Engel in den Rohren wohnen und sein Heiligenschein leuchte hinauf ins Spülbecken.
    Bird rudert Miss Lester auf der Themse entlang, seine Ruder tauchen leise ins Wasser ein. Es ist eine dunkle Nacht, aber der Mond leuchtet hell. Bird ist still, sein Gesicht grimmig. Miss Lester klagt ihr Leid auf melodramatische Weise.
    Miss Lester findet die Wissenschaftler, mit denen sie arbeitet, so wischiwaschi. Wie ihre Heldin, Mrs. Thatcher, hat auch MissLester eine vernichtende Geringschätzung für Intellektuelle und ist durchweg unbeliebt bei ihren Mitarbeitern, die hoffen, dass sie scheitert und entlassen wird. Miss Lester ist eine Fachidiotin, gut ausgebildet, aber ohne Gefühl. Sie fühlt sich angezogen von Bird mit seiner körperlichen Kraft und seinem männlichen Gebaren. Deshalb flüchtete sie heute Morgen nach London in der Hoffnung, er würde ihr beistehen. Soweit es Bird angeht, ist dies jedoch keineswegs der Fall.
    Alles geht fürchterlich schief, als Bird nach dem Theater mit seiner Frau, die unter der Woche normalerweise nicht in der Stadt ist, und ein paar engen Freunden der Familie auf ein paar Drinks in sein Londoner Apartment am Fluss zurückkehrt. Miss Lester hat sich verführerisch in seinem Schlafzimmer versteckt, mit einem Nachthemd bekleidet (wenigstens ist sie nicht nackt, Gott sei gedankt für diese kleine Barmherzigkeit) und er muss sie die Feuertreppe hinunter geleiten zu dem Holzruderboot, das er dort unten festmacht und das er gelegentlich dazu benutzt, heimlich zwischen Zuhause und seinem Büro hin- und herzupendeln. Sich von gemütlichen Drinks und einem Gespräch über nationale Sicherheit entschuldigend, findet sich Bird im Ruderboot wieder, wie er die unzureichend bekleidete Miss Lester zu seinen Büros in der Nähe von Waterloo rudert, wo er sie vorübergehend unterbringen kann. Um diese nächtliche Zeit fällt ihm nur ein Ort ein, an dem er Kleider für sie zu finden hofft: die Herberge der Heilsarmee in Vauxhall, auch wenn es sehr peinlich wird, als Mann mit seinem sozialen Stand in ein Absteigequartier zu gehen, um dort um Ersatzkleidung für Männer zu bitten. Er hatte keine Wahl, als er das Bündel von Miss Lesters Kleidern aus dem Schlafzimmerfenster warf, von wo aus es wie ein unförmiger Selbstmord in die Themse fiel. Jeden Augenblick hätten seine Frau und die Freunde die Spuren seiner heimlichen Geliebten entdecken können. Die Blamage macht Miss Lester wütend. Sie würde gerne an die Lady von Shalott denken, stattdessen denkt sie jedoch an Gaffer aus
Our Mutual Friend
, während sie voller Schmach über die Themse gebracht wird. Das Boot fährt unter der Albert Bridge durch, sie hatvier Türmchen mit Turmspitzen, gerade groß genug, dass in jedes eine Prinzessin aus dem Märchen hineinpassen würde, solang sie sich niemals hinlegt, sondern immer nur stehenbleibt oder sitzt.
    Das Boot erreicht den mit einem Vorhängeschloss verriegelten, stillgelegten Festival Gardens Pier am Battersea Park und Miss Lester starrt die Friedenspagode an, während sich Bird ein paar Minuten lang ausruht. Der Name des Piers ist mit verblasster, kastanienbrauner Tinte geschrieben, so als wäre die Schrift verrostet. Von weitem sieht die Eisenkonstruktion des Piers aus, als wäre sie aus Holz gemacht wie die Brandung im Meer. Das Wasser der Themse ist bewegt. Miss Lester klammert sich am Pier fest und übergibt sich diskret in den Fluss, ihre salzigen Tränen vermischen sich mit der heißen, pfefferigen Flüssigkeit.

Kapitel 24 – Der Riese
    Taron ist wirklich scharf darauf, dass wir den Riesen von Cerne Abbas besuchen. Sie sagt, wir müssen all die unterschiedlichen Wege, an Glück zu

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