Alison Wonderland
kommen, ausprobieren, und dieser hier sei einer davon. »Wenn wir das Universum rufen, wird es uns schicken, was wir wollen«, sagt sie. Ich frage mich, ob das Universum ihr auch etwas Verstand schicken würde, wenn sie danach fragte. Eigentlich habe ich kein Recht, so zu denken; ich habe mit dem ersten Schluck Erdbeer-Daiquiri jeglichen Verstand aus dem Fenster geworfen, als ich mich mit Taron in Brixton getroffen habe.
Ich bin einverstanden mitzukommen unter der Bedingung, dass wir uns an ein paar einfache Regeln halten. Weil ich eigentlich nicht schwanger werden will und Taron ebenso wenig, bestehe ich darauf, dass wir uns wirklich nicht auf oder neben den Kreidepenis setzen. Die einzige vertretbare Vorgehensweise ist, sich in der Nähe aufzuhalten und sich zu wünschen, ein Baby zu finden. Es ist nicht so, dass ich an diesen Hokuspokus glaube, trotzdem will ich lieber kein Risiko eingehen.
Wir warten bis nach Mitternacht, um das Risiko zu verringern, irgendein unfruchtbares Pärchen zu überraschen, das es auf dem Hügel treibt. Wir machen uns in der kühlen Sommernacht mit unserem üblichen Vorrat an Süßigkeiten, Chips und einer Taschenlampe auf den Weg. Für eine Weile sind wir wegen der auf derChipspackung aufgedruckten Instruktionen von unseren Vorbereitungen abgelenkt. Der Hersteller macht Vorschläge für soziale Gelegenheiten, bei denen wir unsere Chips genießen könnten – mit Familie und Freunden vor dem Fernseher, beim Picknick, im Regen, an einem sonnigen Tag oder einfach als Leckerei an einem Freitagabend. Es scheint, als würden sie versuchen, alle Gelegenheiten abzudecken, gerade so, als ob ein Chipsesser versteckte Gefahren befürchten müsste, wenn er etwas ausließe (»Was ist mit einem Mittagssnack unter der Woche?« »Wenn es nicht auf der Packung steht, ist es zu riskant, es zu probieren«). Wir sind überrascht, dass sie »als Ersatz für richtiges Essen« nicht erwähnen, aber wir verzeihen ihnen, dass sie unsere besonderen Umstände heute Nacht unerwähnt lassen, denn wir finden, dass ein Besuch bei einem Fruchtbarkeitssymbol, wo man betet, ein Baby zu finden, ein ungewöhnlicher Anlass zum Chipsessen ist.
Als wir ankommen, ist der Parkplatz komplett verlassen bis auf einen Land Rover mit angehängtem Pferdetransporter. Doch beide Fahrzeuge scheinen leer zu sein. Der Cerne-Abbas-Riese ist ein ziemlich roh ausgearbeitetes Bild. Während wir den Hügel hochklettern, können wir das Bild erkennen, da es eine mondhelle Nacht ist und der Riese mit Kreide gezeichnet wurde. Auf der einen Seite des Riesen wird unser Blick auf einen weiteren weißen Fleck gelenkt.
»Was ist das?«, frage ich Taron. »Hat der Riese einen Hund oder sowas?«
Als wir näher kommen, leuchte ich mit der Taschenlampe hin und wir erkennen, dass der weiße Fleck keine Zeichnung, sondern ein gigantisches Schaf ist. Es steht unbewegt da, seine Augen geschlossen, in offensichtlicher Entrückung, während ein von uns abgewandter Mann auf einer Leiter, den Kopf vergraben in sein weiches Fell, Sex mit ihm hat.
Wir packen uns an den Händen und klettern den Hügel herunter, beschämt und schockiert von dem, was wir gerade gesehen haben. Als wir zum Auto kommen, sind wir außer Atem und kichern.
»Ich bin ziemlich prüde, was Sex angeht, ich habe noch nichtmal einen Porno gesehen, geschweige denn jemandem beim Sex zugeschaut«, sage ich zu Taron.
»Tja, ich habe noch nie einen Mann gesehen, der es mit einem Tier macht, das steht schon mal fest«, sagt Taron.
Mein Herz schlägt wie wild und meine Hände zittern, aber ich will so schnell wie möglich weg von dem Parkplatz, bevor der Mann merkt, dass wir Zeuge seines Schaf-Beischlaf-Dings geworden sein könnten. Ich fahre ein kleines Stück die Straße runter bis zu der Teestube, wo ich parke und meine Gedanken zusammensammle. Ich muss mich erst beruhigen, bevor ich weiterfahre, damit wir keinen Unfall bauen.
»Hast du gesehen, was ich gesehen habe?«, frage ich Taron. »Denkst du, wir haben halluziniert?«
»Vielleicht.« Sie fängt an zu kichern und dann werden wir von einem Lachanfall geschüttelt. Unser Lachen kommt und geht in Wellen. Wenn es so aussieht, als würden wir uns beruhigen, schaut eine die andere mit einem kurzen, listigen Blick an und wir fangen wieder an. Mein Bauch tut weh und Taron schnappt nach Luft. Sie öffnet die Autotür und macht vornübergebeugt schnaufende Geräusche.
»Komm, guck dir das an«, ruft Taron. Ich fange wieder an zu lachen,
Weitere Kostenlose Bücher