Alison Wonderland
dass sie existieren.
»Flower? Alison Temple ist in Weymouth. Die Dinge gehen für uns in die heiße Phase. Du hast mit den Nachbarn gesprochen. Wer würdest du sagen, ist die wichtigste Person in ihrem Leben?«
Die wichtigste Person in seinem, Flowers Leben, ist seine Frau, doch da Alison keine hat, muss Flower für ein paar Augenblicke sorgfältig nachdenken, bevor er antwortet. »Ich glaube, das ist ihr Nachbar.«
»Hat der uns nicht mit Informationen über sie versorgt?«
»Ja, aber das bringt uns überhaupt nichts. Er versucht, sie zu beschützen. Ich glaube, er ist in sie verliebt.«
»Okay, lass mich darüber nachdenken. Das nützt uns wahrscheinlich für irgendetwas. Wir müssen irgendeinen Weg finden, dass Alison das Interesse an den Forschungen unseres Klienten verliert.«
Auch Jeff denkt an Alison, genau wie Bird, wenn auch mit mehr Zuneigung. Er hat ihren Garten gewissenhaft jeden Abend gewässert, so lang wartend, bis die Hitze soweit nachgelassen hatte, dass sie die Feuchtigkeit nicht wieder aus dem Boden zog, und die Sonne schwach genug war, dass die kleinen Wassertropfen, die sich auf den Pflanzen sammelten, nicht mehr wie ein Vergrößerungsglas wirkten und die Blätter verbrannten.
Heute Abend, in einer esoterischen Abkehr von Alisons Instruktionen für die Pflege ihres Gartens, legt er Hyazinthenzwiebeln in Herzform an den Einfassungen unter dem Apfelbaum aus, damitihre duftenden, blauen Blüten sie im Dezember überraschen. Er schaufelt kleine Löcher in die Erde des Rasens und steckt Krokuszwiebeln ins Gras. Die zarten, kastanienbraunen Blütenblätter mit den helleren Klecksen werden eine Botschaft schreiben, die Alison von ihrem Schlafzimmerfenster aus sehen wird, wenn die Blumen beginnen, sich durch die Erde zu drücken. Er kauert sich bei der Arbeit zusammen, eine braune Papiertüte mit Blumenzwiebeln neben sich. ICH LIEBE, schreibt er mit den Zwiebeln, als sein blumiges Graffiti von Birds Männern unterbrochen wird.
Wen liebst du?
wird sich Alison fragen, noch immer in Sorge wegen des Patentbüro-Mädchens, wenn das hier alles vorbei ist und der Winter kommt.
Mrs. Fitzgerald hält eine einsame Mahnwache an ihrem Schreibtisch. Sie hat kurz aufgehört zu arbeiten, so wie sie es jeden Tag macht, um die Nachrichten im Radio zu hören, während sie ihr Mittagessen einnimmt. Besonders eine Sache erregt ihre Aufmerksamkeit. Eine kleine Gruppe nackter Demonstranten hat in London das Gebäude einer international gefeierten Werbeagentur bestiegen, um Aufmerksamkeit auf deren Kampagne für ein Unternehmen zu lenken, das mit dem Anbau und Verkauf von transgenem Gemüse zu tun hat.
Während Mrs. Fitzgerald dem Bericht zuhört, liegen ihr Knäckebrot und der Hüttenkäse halb gegessen und halb vergessen auf ihrem Teller. Sie denkt an die Demonstranten, nackt und schamlos, wie sie triumphierend auf dem Dach des Gebäudes stehen. Die ungeschminkte Schönheit der Männer und auch der Frauen, genauso schockierend wie der Auszug von Adam und Eva, als sie den dünnen Stoff durchstießen, der die Unschuld des Paradieses von der verdrehten Welt trennt. Mrs. Fitzgerald stellt sich den verwirrten Ausdruck auf den Gesichtern der Kreativteams vor, wie sich ihre bestickten Hosenträger spannen, während sie ihre Köpfe aus den Fenstern strecken und nach oben schauen, um zu sehen, was der ganze Lärm und das Theater soll. Sie weiß nicht, dass Hosenträger ein Stil-Accessoire aus den Achtzigerjahren sind und die Werbeleute heutzutage meistens einfache, schwarze T-Shirts tragen.
Unfähig, dem Fluss überspannter Gedanken Einhalt zu gebieten, stellt sich Mrs. Fitzgerald vor, wie sie und Dick ihren Platz einnehmen zwischen den jungen Leuten und deren sinnloser und heldenhafter Kampagne auf dem Dach. Sie wird ein bisschen rot bei der Vorstellung, wie sie schwindelnd auf dem Dach des niedrigen Gebäudes steht, schwer atmend von der Anstrengung des Hochkletterns. Polizeisirenen ertönen in der Ferne, aber die Demonstranten sind bereit, sich leise zurückzuziehen. Ihre Arbeit ist erledigt. Die Weltpresse hat sich mit Blitzlichtgewitter unter ihnen angesammelt, ohne deren Motive zu verstehen, doch mit dem Wissen, dass sich die Unverfrorenheit und Absurdität dieser Geschichte gut verkaufen lassen wird. Mrs. Fitzgerald und Dick, die Arme ineinander verschränkt, die Finger ihrer beiden Hände verschlungen, um eine große Faust zu machen, die sie in triumphierendem Salut in die Höhe strecken, stehen Schulter an
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