Alison Wonderland
Wassers auf dem Sand. Am Ufer sehe ich etwas auf den Wellen treiben, im Sand liegenbleiben und dann wieder ins Wasser zurücktreiben. Es sieht aus wie eine Box oder eine Kiste. Oder eine Wiege. Es ist schwer zu erkennen, denn die Sterne leuchten in der Dunkelheit wie Feuerwerk und ihr Licht verzerrt alles. Ich glaube, die Hand eines Babys zu sehen, die aus der Box winkt, die Züge eines kleinen Mondgesichts, den Sternen zugewandt. Wir müssen es retten, bevor es ertrinkt. »Taron«, schreie ich. »Taron, wach auf!« DieWorte bleiben mir lautlos in der Kehle stecken, als ich nach ihr greife. Mein ganzes Gesicht ist total verzerrt, so als ob ich weinen würde, aber die Tränen sind in meiner Kehle gefangen. Wir wachen gleichzeitig auf, uns gegenseitig umklammernd und aufeinander zukrabbelnd.
»Alison«, sagt Taron. »Hast du es gesehen? Hast du das Baby gesehen?«
»Ich glaube, ich habe geträumt.« Ich schaue raus aufs Meer, aber da ist keine Box, kein Sternenschauer, keine geheimnisvolle Dunkelheit.
»Wir haben ein Baby herbeigeträumt. Wir haben es hierherkommen lassen.«
»Aber hier ist keins, Taron.«
»Das ist ein Zeichen.«
Ich fühle mich steif und verkrampft und orientierungslos. Ich glaube nicht, dass ich nochmal einschlafen kann, aber Taron und ich fallen wieder in einen traumlosen Schlaf.
Ganz früh bei Sonnenaufgang wache ich auf und es sieht so aus, als würde es ein wunderschöner Tag werden, obwohl ein roter Himmel am Morgen des Schäfers Warnung ist. Ich krabbele aus dem Auto, gekrümmt und verspannt und hinke runter zum Pier, um meine Beine auszustrecken. Das Meer ist weit draußen. Ebbe. Was für eine seltsame Nacht. Das muss das Gras gewesen sein, das Taron bei geschlossenem Fenster geraucht hat. Wahrscheinlich war ich high wie ein Drachen. Mein Mund fühlt sich sehr pelzig an. Ich hätte gerne eine Zigarette, obwohl ich eigentlich nicht viel rauche, nur wenn ich Drogen nehme oder betrunken bin. Ich würde gerne zum Hotel zurückgehen, duschen und pinkeln, meine Sachen packen und nachhause fahren.
Genau in dem Moment sehe ich es. Eingeklemmt unter dem Pier in der Nähe der Mauer. Ein Baby in einer Box. Unser Baby.
Ich stehe eine Weile da, bis Taron von hinten angepirscht kommt. Sie nestelt unter der rosa Decke des Babys herum. »Keine Nachricht«, sagt sie und hebt mit Mühe die Box hoch. »Nennen wir sie Phoebe.«
Wir gehen zum Hotel zurück und legen das Baby in meinem Zimmer aufs Bett. Taron wickelt eine Strähne meines Haares um ihren Finger und zieht fest daran, um sie von meinem Kopf zu lösen. »Wir sollten rote Schleifen an ihre Kleider binden, die sie beschützen. Rot für Leben und Schleifen, um den Teufel zu verwirren. Fürs Erste werden wir deine Haare benutzen müssen, weil sie rötlich sind«, sagt sie zu mir.
Sie lässt einen Schlüssel in Phoebes Box gleiten, um sie in dieser Welt einzuschließen und die Feen davon abzuhalten, sie zu stehlen. Ich kann schlecht protestieren in Anbetracht der kraftvollen Magie, die sie hier auf diese Welt gebracht hat.
Kapitel 26 – Die Entführung
Mrs. Fitzgerald sitzt in ihrem Büro und wartet auf einen Anruf von Alison. Ihre Augengläser liegen vor ihr auf dem Schreibtisch und sie fummelt an der Kette herum. Sie hat noch mehr schlechte Neuigkeiten. An Tagen wie diesem zieht die Arbeit sie richtig herunter. Mrs. Fitzgerald hat Alison sehr gerne. Die Leute sagen manchmal, dass eine jüngere Person, um die man sich Gedanken macht, wie ein Sohn oder eine Tochter für einen ist. Mrs. Fitzgerald fühlt bei Alison nicht so. Eine Tochter wäre eine Verpflichtung, jemand, den man jeden Tag beobachten müsste, um Anzeichen der Verrücktheit zu entdecken, die ihre Familie gepackt hat. Sie hat niemals Kinder gewollt. Alison ist einfach nur Alison, eine gute Mitarbeiterin, und sie hat sie gerne.
»Alison, ich habe schlechte Neuigkeiten über deinen Nachbarn, Jeff«, fängt sie an.
»Aber ich habe das aufgeklärt. Er ist nicht involviert bei Flower, jedenfalls nicht richtig. Ich habe es Ihnen doch erzählt. Er gibt ihm nur falsche Informationen.«
»Ich weiß. Das ist das Problem, Alison. Er ist entführt worden.«
Alison am anderen Ende der Leitung ist benommen und sprachlos. Mrs. Fitzgerald seufzt. »Ich versuche, ihn ausfindig zu machen und sehe zu, ob wir irgendeinen Deal mit ihnen aushandeln und seine Unschuld beweisen können. Wenn wir einen Wegfinden können, deinen Nachbarn zu befreien, dann werde ich alle Kräfte mobilisieren, die ich
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