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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Wie von einer Tarantel gestochen lief sie zur Küche hinaus, an den Ställen, der Olivenpresse und am Tor vorbei - der Wachsoldat hinterher - und machte sich auf den Weg zum Wurzgärtlein. Dort, ganz in der Nähe der Bank und verdeckt von bereits halb vertrocknetem Kerbelkraut, lag tatsächlich das, was sie in der Küche für einen Augenblick vor Augen gehabt hatte: Alix` grüner Schnabelschuh.
    Mit peinlicher Sorgfalt stopfte sie das Werg, das sich auf der Flucht gelöst hatte, in die Spitze zurück und säuberte mit der Hand das feine Korduanleder von der Gartenerde.
    Dann drückte sie den Schuh an sich wie eine Kostbarkeit.

4.

    Wie ein schützender Schild stand ein dicker rostroter Mond über der Stadt Cahors, die, umschlungen vom Fluss Lot und geschützt von im Halbkreis angeordneten Hügeln, dem Anschein nach auf einer Halbinsel lag. Nach einem kräftigen Gewitter um die Mittagszeit, vor dem die Reisenden in einer Höhle Schutz gesucht hatten, war es nun kühl und windig geworden. Beim Weiterritt waren drei umgestürzte Bäume auf ihrem Weg gelegen, so dass sie einen Umweg hatten nehmen müssen, und nun lagen Nebelschwaden über dem Fluss, und den Nüstern der Pferde entwichen kleine Wolken. Es wurde Herbst.
    Ein Reiher flog auf und erschreckte Alix. Unwillkürlich zog sie den warmen Umhang enger um die Schultern und schlang darunter die Arme um ihren Leib, auch weil sie spüren wollte, dass sie in keinem bösen Traum verfangen war, sondern lebte. Sie würde sich behaupten in der Fremde, das hatte sie sich fest vorgenommen. Selbst die Mauern der Klöster, in denen sie unterwegs eingekehrt waren, und die vergitterten Zellen, hatten ihr den Mut nicht nehmen können. Doch wie zufällig war nach dem Gewittersturm, neben den Soldaten, die die Sänfte nie aus den Augen ließen, der Maure an ihrer Seite aufgetaucht, um ihr im Vorüberreiten das mächtige Schloss Mercurius zu zeigen, die Sommerresidenz des Bischofs, wie er ihr erklärte. Bedeutete Rashids Anwesenheit eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme des Bischofs?
    Nun, war die unglückliche Marie aus Comminges entkommen, so würde es auch für sie über kurz oder lang möglich sein, aus Cahors zu fliehen. Zur Not - auch das hatte sie sich unterwegs bereits ausgemalt -, zur Not musste sie sich eben das Vertrauen des Bischofs erschleichen und die erstbeste Gelegenheit beim Schopfe packen. Die erstbeste Gelegenheit, jawohl, denn wer konnte ihr versprechen, dass es noch eine weitere geben würde?
    Als ob es sie wirklich interessierte, begann Rashid in seiner melodiösen Sprache zu berichten, dass Cahors gut vierzigtausend Einwohner zählte, und dass auf den umliegenden Hängen, die man der Dunkelheit wegen nur in Umrissen erkennen könne, der berühmte Schwarze Wein von Cahors wüchse, der überallhin verschifft würde ...
    Er hätte besser geschwiegen. Alix sah die Hänge mit den Reben sehr genau, schließlich hatte sie gute Augen und es schien der Mond; ja, in ihrer überbordenden Phantasie sah sie sich bereits in einem trockenen Weinfass sitzen und mit ihm heimlich aus der Stadt hinausrollen.
    Ihr Mut sank erst, als sie die Barbarkane passierten, das vorgelagerte Verteidigungswerk, und durch das Stadttor ritten.
    Mächtige Mauern wohin das Auge fiel, aufgepflanzte Köpfe auf den Zinnen, Schießscharten, Pechnasen, Wachleute und Soldaten in großer Zahl - bis an die Zähne bewaffnet!
    Eine seltsame Stimmung lag über Cahors, und wann immer das unruhige Fackellicht auf die aufgesetzten Fensterläden der schmalbrüstigen, teils überkragenden Fachwerkhäuser fiel, schnitten die Läden wilde Fratzen. Die vom Gewitterregen aufgeweichten Straßen, durch die sie zogen, waren von unzähligen fackeltragenden Menschen gesäumt. Dicht an dicht gedrängt, jedoch schemengleich und stumm, standen die Menschen auch in den engen Seiten- und Treppengassen, die sich wie Spinnenbeine in alle Richtungen erstreckten.
    Obwohl ihr recht unheimlich zumute war, stellte Alix mit einer gewissen Genugtuung fest, dass Bartomeu von Cahors zwar mit gebührendem Respekt empfangen wurde, aber nicht mit Zuneigung, denn die Menschen jubelten ihm nicht zu, wie es nach seiner langen Abwesenheit zu erwarten gewesen wäre, sondern schienen ihn zu fürchten.
    Sie hatte Seine Bischöflichen Gnaden richtig eingeschätzt, doch was nutzte ihr das jetzt.
    „Dort oben, seht, Herrin! Das Palais!“ Rashid beugte sich zu Alix hinab und deutete auf ein Gebäude, das im Mondlicht fahlweiß schimmerte und alles zu

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