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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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barschem Zuruf hin, verdrückten sie sich mit eingezogenem Schwanz in ihre finsteren Ecken.
    An einer Holztreppe vorbei, die irgendwohin in die Tiefe führte, vielleicht ins Burgverlies, kamen sie durch eine leerstehende und nur schwach beleuchtete große und recht zugige Halle. Von dort führte eine steinerne Wendeltreppe nach oben.
    Rashid stieg voran. Nach unzähligen Kehren hielt er vor einer hölzernen Tür mit Klopfring inne. Sie waren im sechsten Stock angelangt.
    Der Maure zog den Riegel zurück und stieß die Tür weit auf. Er bat die Frauen einzutreten. Neugierig streckte Alix den Kopf vor. Der Raum war mit Wachslichtern erleuchtet, der Boden, nach morgenländischem Vorbild, mit dicken buntgemusterten Teppichen ausgelegt. Bänke, auf denen seidene Kissen und solche aus Brokat lagen, gestickte Wandbehänge, wohin man sah, schwere Truhen, Laden und Kästen aus dunklem Holz.
    Fragend sah sie auf Rashid. „Dieses edle Zimmer …?“
    „ … ist Euer Reich, Herrin! Man nennt es das Magdalenengemach“, antwortete der Maure. Alix erschrak. Hatte sie nicht unterwegs über die Heilige gespottet?
    Ein nicht unzufriedenes Lächeln umspielte Rashids Mund, und seine dunklen Augen leuchten auf. „Der Sidi hat alles vorbereiten lassen für Eure Ankunft! Ihr seht, Eure Angst war völlig unbegründet!“
    Nein, eine prächtigere Kemenate konnte selbst die Königin Brunichilde nicht besessen haben, fuhr es Alix durch den Kopf, und auch Estrella stand der Mund vor Staunen offen. Die Lichter, die in eisernen Wandhalterungen steckten, sowie das Feuer im Kamin, ließen allerlei Schaugeräte, goldene Pokale und silberne Teller, aufleuchten. Hier eine Schüssel mit aufgetürmten Früchten, dort eine mit Mandeln, Nüssen und seltenen Süßigkeiten, daneben ein Schachbrett mit schlanken Elfenbeinfiguren. In der Nähe des Fensters stand ein Betpult, darauf ein Kruzifix und ein offenstehendes Buch - reich bebildert, wie Alix freudig feststellte, als sie darin blätterte. Stapel mit geglätteten Pergamentblättern, ein Tintenfass nebst Federn.
    Der Himmel und die Vorhänge um die Lagerstatt in der Mitte des Raumes waren aus dunkelblauem Samt. Man konnte sie mit einem einzigen Seilzug auf- und wieder zuziehen.
    Estrella schlug ein ums andere Mal verzückt die Hände über dem Kopf zusammen. „Ogottogottogott“, ging es wieder; doch als sie in eine reich mit Silber beschlagene Truhe lugte und die Gewänder sah, die sich darin befanden, verschlug es ihr die Sprache.
    An einer Seite des Raumes führte eine weitere Tür auf einen Gang hinaus, wo sich das Gießfass, ein Becken und ein hoher Tonkrug mit frischem Wasser befand, sowie „das heimliche Gemach“, die Latrine. Dort lehnte auch eine Leiter, mit der Alix nach oben auf das zinnengekrönte Dach des Bischofspalais` klettern konnte, wie Rashid ihr erklärte, falls sie das Bedürfnis nach frischer Luft oder Sonne hatte.
    Alix war zwiegespalten. Das Gemach gefiel ihr über alle Maßen, aber sie war nicht dumm. Sie wusste, sie würde dafür bezahlen müssen, und möglicherweise auf eine Art, die ihr nicht gefiel. Das war in den Augen des Bischofs zu lesen gewesen, unterwegs, als er ihr am zweiten Tag der Reise gestattet hatte, ein Stück zu reiten, und heute wieder, unten auf dem Hof. Und wenn ihr auch sein Diener tausendmal anderes versicherte … sie wusste, dass sie recht hatte. Das war der wahre Grund gewesen, weshalb er sie hierher verschleppt hatte. Nein, in Cahors wollte sie nicht bleiben!
    Estrellas Begeisterung wurde ebenfalls gedämpft, als sie vernahm, dass sich ihre Unterkunft zwei Stockwerke unter diesem befand und sie ihre Kammer mit fünf anderen Frauen würde teilen müssen. Mit aufrichtigem Bedauern im Gesicht schob Rashid die protestierende Kastilierin aus Alix` Gemach, wünschte eine gute Nacht.
    Ein merkwürdig schabendes Geräusch schreckte Alix aus ihren schwermütigen Gedanken. Rasch sprang sie zur Tür. Doch so sehr sie auch rüttelte und so laut sie auch schrie: Sie war von außen verriegelt. Alix war gefangen.
    In der Nacht, als sie einsam und verlassen unter ihrer Decke lag und sich wie nie zuvor in ihrem Leben nach der Gesellschaft ihrer Schwester sehnte, drangen - wohl verursacht durch den Wind, der durch die Ritzen der hölzernen Läden pfiff und sie klappern ließ - seltsame Klopfgeräusche an ihr Ohr, die ihre Phantasie erneut entflammten. Auch hörte sie wieder, wie jemand Flöte spielte. Das schreckliche Bild mit den vergitterten Tollkisten vor

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