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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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einem unsanften Fußtritt, wobei der Bucklige das Gleichgewicht verlor und zur Seite zu kippte. Die Flöte flog in den Dreck.
    „Bossu, Bossu“, schrie er wieder, diesmal recht ärgerlich. Er rappelte sich hoch, tastete nach der Flöte und wischte sie, als er sie gefunden hatte, mit einem Zipfel des schmutzigen roten Seidenschals ab, den er um seinen Bauch gebunden hatte.
    Alix zitterte nun doch. Sie fürchtete sich allerdings weniger vor diesem seltsamen Geschöpf als vor dem, was sie in Cahors noch erwartete. Irgendwie kam ihr hier alles nicht nur fremd und hässlich, sondern auch unwirklich vor. Und dann diese Käfige. Ein weiteres Mal hob sie den Arm. Wie ein Nachtgespenst sprang der Schein ihrer Fackel vor den Gefangenen auf und ab. Das Stöhnen der Leute wurde lauter.
    Da legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Sie riss den Kopf herum. Seine Bischöflichen Gnaden! Neben ihm zwei Pagen, Rashid und Estrella - die angeblich schon überall nach Alix gesucht hatte. Als der Erzbischof den Buckligen sah, sagte er leise zu seinen Leuten: „Entfernt den Kretin!“
    Der größere Page zog dem Kerl eines mit der Peitsche über. „Hau ab!“, rief er. „Hau ab!“
    Der Gescholtene jaulte auf, schrie zweimal beleidigt „Bossu!“, stürzte dann aber auf den Bischof zu, um ihm unterwürfig die Hand zu küssen, bevor er auf krummen aber flinken Beinen das Weite suchte.
    „Und jetzt kommt mit mir, Alix von Montpellier“, sagte der Cahors mit ernster Stimme.
    Er nahm ihr die Fackel ab, fasste sie beim Arm, um ihr den Weg zu weisen.
    Mit einem Ruck befreite sie sich aus seiner Umklammerung.
    Der Bischof hob abwehrend die Hände. „Was habt Ihr denn?“
    Entschlossen baute sich Alix vor ihm auf. Ihre Augen funkelten und ihre kleinen spitzen Brüste hoben und senkten sich schnell. Sie wollte ihm sagen, wie sehr ... Doch mit einem Mal war ihr Mund ganz trocken und es fehlten ihr die Worte.
    Stumm standen sie sich gegenüber, starrten sie sich an. Es war, als ob sie sich hätten messen wollen.
    Wie um Einhalt bittend hob Estrella die Hände zum Himmel. „Meine Liebe, Ihr solltet jetzt vernünftig ...“
    Der Bischof gebot der Frau zu schweigen. Dann warf er einen strengem Blick auf Alix: „Ich gewahre in Euren Augen nicht die Achtung, die mir gebührt. Aber ich will es Euch nachsehen. Ihr habt eine anstrengende Reise hinter Euch und die Irren haben Euch erschreckt.“
    „Irre?“, brach es endlich aus Alix hervor. „Aber … aber zuhause sperrt man die Ärmsten der Armen nicht in elende Tollkisten ein, um sie zum Gespött der Leute zu machen. Wir behandeln sie wie Christenmenschen, Ihr jedoch wie abscheuliche Kreaturen! Dafür werdet Ihr in der tiefsten Hölle brenn …“
    Als sie den gefährlichen Blick wahrnahm, mit dem der Bischof sie ansah, wusste sie, dass sie einen Schritt zu weit gegangen war. Bartomeu von Cahors drehte sich wortlos um. Die Fackel in der Rechten, lief er davon, die Pagen eilten ihm hinterher. Alix, Estrella und Rashid blieben im Dunkeln zurück.
    Sie beobachteten, wie der Bischof den Hof überquerte und auf eine hohe, sich nach oben verjüngende Treppe zulief, an deren Ende sich, bewacht von zwei Soldaten, offenbar der Eingang zu seinem Reich befand.

5.

    „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht, Herrin!“, hatte ihr der Maure nach einer Weile zugeraunt, während im Hintergrund noch immer die Eingesperrten stöhnten.
    Da hatte sich Alix gefügt.
    Als jedoch der Schein der Fackeln, die die Treppe zum Eingang des Palais` beleuchteten, auf ein merkwürdiges steinernes Tympanon fiel, das sich oberhalb des eisenbeschlagenen, wehrhaften Tores befand, wäre sie am liebsten auf der Stelle davongerannt: Ein Drache mit geknotetem Schwanz verschlang einen Ritter!
    Zu denken, dass sich hinter dem Bildnis des Drachens Seine Bischöflichen Gnaden verbarg, wie er gerade seinen Feind, den Ketzer Trencavel, besiegte, war so abwegig nicht; ja selbst Estrella, die beschwichtigend nach Alix` Hand fasste, musste sich wohl in diesem Augenblick gefragt haben, weshalb Doña Agnès ihre älteste Tochter ausgerechnet hierher geschickt hatte.
    Sie betraten einen hohen, recht eigentümlichen Vorraum, eine Art Waffenlager oder Rüstkammer, wie es schien, mit an den Wänden lehnenden oder dort aufgehängten Speeren, Morgensternen, Lanzen, Schildern. Überall aufgeschüttetes Stroh. Die Tür zur Wachstube stand offen.
    Ein paar Hunde kamen herausgesprungen, um die Gäste zu beschnüffeln. Doch auf Rashids

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