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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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beileibe nicht meine Bedienstete sein - und mir fortan täglich diese leckeren ´Ohren` backen“ - Alix hatte Esther zum Lächeln gebracht -, „sondern meine Begleiterin. Es wird dir an meiner Seite an nichts mangeln, das Erbe meines Vaters darf mir nicht länger vorenthalten werden. Denk darüber nach, Esther. Du musst dich nicht in dieser Nacht entscheiden.“
    Alix hatte über ihre eigenen Worte nur so gestaunt. Sie waren ihr einfach aus dem Mund gelaufen. Je weiter sie sich von Cahors entfernte, desto deutlicher schien ihr altes Wesen wieder zum Vorschein zu kommen: Nicht lange überlegen, reden! Ob das nun gut war oder nicht - das Angebot an Esther war ehrlich gemeint! Sie wollte zukünftig keine Dame an ihrer Seite haben, die wie ein aufgescheuchtes Huhn mit einem „Ogottogottogott“ durch die Gänge der Burgen flatterte. Nicht nach Cahors! Und schon gar nicht, wenn sie tatsächlich ein Kind bekam. Das Kind eines Ungeheuers. Nein, das Leben war viel zu kurz, es musste tatkräftig angepackt, das Schicksal in die Hand genommen werden.
    Die Jüdin seufzte tief. „Wollt Ihr … willst du die Wahrheit hören, Alix, auch wenn sie schmerzt?“
    „Nichts als die Wahrheit, Esther. Sprich!“
    Nun brach aus Esther Löw das heraus, was ihr in den vergangenen Tagen im Fieber, in ihrer Trauer um den Vater und den Jungen, um den Verlust ihrer Heimat, wohl durch den Kopf gegangen war. Und was sie sagte, war hart … Es sei ihr unbegreiflich, meinte sie bitter, was den Bürgern an den Edelleuten so verlockend erschiene, wo doch der Adel bekanntlich eine Nussschale ohne Kern, jedoch voller Würmer sei - ja, ein Ei ohne Dotter. Es gäbe keine Klugheit, keine Frömmigkeit, keine Milde, keine aufrichtige Liebe unter den Edelleuten, meinte sie und sie könne Alix leider nicht ausschließen. „Ohne Rücksicht auf andere nehmt ihr euch, was ihr braucht, ob Menschen oder Güter. Ihr schaut nur auf euer Wohlergehen“, zischte sie, „nicht auf euer Herz und nicht auf das Herz anderer. Ich mag dich, Alix von Montpellier, doch wer bist du, dass du mich aufforderst, dir zu folgen?“
    Zutiefst betroffen, ja, schwer verletzt, wandte sich Alix von Esther ab. Sie schlich aus dem Wagen, ihr war plötzlich übel wie nie zuvor in ihrem Leben, und ihre Brüste spannten. Die Flut der harten Worte, die sie geschluckt hatte, bahnte sich ihren Weg. Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es, sich hinter einem Vogelbeerstrauch zu übergeben.

    Wie konnte Esther nur so selbstgerecht sein?, dachte sie am nächsten Morgen, als sie sich wieder halbwegs beruhigt hatte. Hatte nicht jeder seinen von Gott vorgeschriebenen Platz auf dem Schachbrett des Lebens? Keine Klugheit sollte es unter den Adligen geben? Keine Frömmigkeit, keine Milde, keine aufrichtige Liebe?
    Der Vater kam ihr in den Sinn. All diese Tugenden hatten ihm innegewohnt, selbst die Mutter war nicht immer verbittert gewesen. Nun, wenn Esther so über sie und ihren Stand dachte, sollte sie es bleiben lassen! Sie brauchte die Jüdin nicht!
    Als die ersten Türme der Stadt in Sicht kamen, wischte sich Alix verstohlen die Tränen aus den Augen. Es schmerzte noch immer. Die Wahrheit war wohl, dass auch Esther ihr die Schuld an dem Unglück gab, das ihren Vater getroffen hatte.

41.

    Sie konnte es noch gar nicht fassen. Alix war auf dem Weg nach Carcassonne!
    Inés` Wangen glühten vor Aufregung und am liebsten wäre sie Fünfei und Miquel um den Hals gefallen. Schade nur, dass Raymond-Roger mit Saïssac, den Cabaret-Brüdern, einem Notar und dem hiesigen Komtur der Tempelritter, nach Mouthoumet und Laroque de Fa geritten war. Es ging um eine weitere Landschenkung. Der Oheim, dem die Angst vor einem bewaffneten Kreuzzug noch immer im Nacken saß, hatte nicht lockergelassen: „Wir müssen die Tempelritter ganz auf unsere Seite ziehen!“ Ihre Macht sei groß, predigte er ständig, und ihr Einfluss auf Innozenz ebenso. Selbst Alfonso von Aragón, gab er als Beispiel an, hätte seinerzeit ein Drittel seines Landes an die Templer verschenkt, nur damit es nicht an Kastilien fiel.
    Inés eilte in die Marienkapelle, um Pater Hugo die Neuigkeit zu erzählen, und ein schnelles Dankgebet an die Madonna zu richten. Viel Zeit blieb nicht. Ein besonders schönes Gemach musste für Alix hergerichtet werden, am besten in einem Gebäudeteil, dessen Fenster ebenfalls auf den Ehrenhof hinausgingen, damit sie sich am Morgen grüßen konnten. Alles würde so sein wie früher!
    Als sie gebetet hatte, schickte

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