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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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einen festen Punkt in Eurem Inneren schafft, wo Ihr alles, was Euch am Herzen liegt, verankert.“ Der Ritter sah sie eindringlich an. „Bewahrt dort auch die Erinnerung an Eure Hochzeit auf“, fuhr er fort, „die glückliche Geburt Eures Sohnes, ja, selbst die unbeschwerten Tage, die wir auf unserer Burg verbrachten, als Peire Vidal den Wolf spielte und wir nicht schlafen gingen, weil die Nachtigallen so schön schlugen ... Habt Ihr Euch diesen geheimen Ort in Eurem Inneren geschaffen, so vermag keiner Euch diese Erinnerungen zu stehlen - ja selbst der zarte Duft der Rosen, drunten im kleinen Hof, geht nicht verloren, solltet Ihr Carcassonne verlassen müssen.“
    Peter seufzte. „Die schönen Erinnerungen, die Liebe, die Ihr erfahren habt, mitzunehmen in ein anderes Leben - oder auch in den Tod - das ist das Wesentliche, nicht ob jemand reich oder arm ist, schön oder hässlich ...“
    „Katharer oder Katholik“, Inés nickte.
    „Ja. Katharer oder Katholik“, Peter machte eine wegwerfende Handbewegung. „ Alle Schriften sind Menschenwerk, Inés, auch die Simorres, auch die des Hofkaplans. Sucht den göttlichen Funken in Euch - er wird Euch helfen, Eure Erinnerungen wie ein kostbares Gut zu bewahren, und Ihr werdet bald spüren, wie stark Euch das macht!“
    Inés runzelte die Stirn. Sie sorgte sich wirklich um Peter. Wieso redete und redete er? Ein weiteres Mal tauchte sie das Leinen ins Wasser, wrang es aus und kühlte seine Stirn.
    „Und wenn es soweit kommt, Inés“, fuhr der Mann tatsächlich wie im Fieberwahn fort, „wenn der Hahnschrei in Carcassonne dreimal ertönt, das Schwere angegangen und durchgestanden werden muss, geht hinauf, zieht Euer schönstes Kleid an, das bunte mit den goldenen Nähten, öffnet Euer Haar und kämmt es so lange, bis es Euch wellig über den Rücken fällt. Dann nehmt Euren Sohn auf den Arm, den Erben von Carcassonne, und stellt Euch mit ihm - Aug in Aug mit dem Feind - auf die oberste Stufe der Freitreppe. Bettelt nicht, fleht auch nicht um Gnade. Wenn man Euch fragt, wer Ihr seid, so antwortet: Ich bin die Herrin dieser Stadt! Hört Ihr, Inés!“ Nun packte sie der Cabaret so fest beim Arm, dass es schmerzte. Er schien wie besessen. „Vergesst es nur ja nicht: Ich bin die Herrin von Carcassonne!“
    „Ich bin die Herrin von Carcassonne“, flüsterte Inés.
    „Lauter!“
    Inés fasste sich ein Herz. „Ich bin die Herrin von Carcassonne!“, rief sie.
    „Gut so! Einen größeren Liebesbeweis für Euren Gemahl und für Eure schöne Stadt gibt es nicht. Doch sagt es mit Stolz und Würde: Ich bin die Herrin von Carcassonne!
    Versprecht Ihr es mir?“
    Inés nickte beklommen. Was war denn heute in Peter gefahren? Oder stand es wirklich so schlimm um die Stadt? Tränen füllten ihre Augen.
    „Ja, ich verspreche es“, flüsterte sie, „ich verspreche es bei der Schwarzen Jungfrau von den Tischen!“ Sie bekreuzigte sich.
    Der Cabaret gab sich geschlagen. „Nun gut, meinethalben bei ihr, es kommt nicht darauf an.“

16.

    Alix saß neben Villaine am Waldessaum. Sie warteten. Der Mond stand am Himmel, die Zikaden schrien. Hinter ihnen, im Wäldchen, knackte es. Im Weiler, den sie von dieser Stelle aus einsehen konnten, tobten noch immer die Ribaldis . Ihr Prahlen drang bis zu ihnen herüber, sie stritten, brüllten und lachten im Wechsel. Viele Hütten brannten, der Rauch zog jedoch in eine andere Richtung.
    „Was meint Ihr, Villaine, wird er mich aufsuchen?“, fragte Alix zum wiederholten Mal den Spielmann, der - einen Kopf größer als sie - aufmerksam in die Richtung starrte, aus der der Cahors kommen musste.
    Villaine beruhigte sie. Nach einer Weile reckte er den Hals. „Ho, ho! Da vorne bewegt sich etwas in unsere Richtung. Zwei Reiter!“
    „Wusste ich es doch! Sagt mir, ist Rashid bei ihm?“
    „Ruhig, ganz ruhig, Alix. Ich kann die beiden noch nicht unterscheiden.“
    Endlich sprang Villaine hoch und half auch ihr auf die Beine. „Er ist es. Der Maure reitet voraus! Ich verberge mich jetzt wie ausgemacht, und Ihr seid vorsichtig, hört Ihr! Denkt dran: Besser ein Flick ...“
    „ ... als ein Loch! Schon gut, schon gut, verschwindet!“
    In gebückter Haltung lief Villaine zum Zelt hinüber. Alix überdachte ein letztes Mal ihren abgeänderten Plan, ihre erst heute endgültig zurechtgelegten Worte.
    Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie die sich nähernden Reiter. Wie kam es, dass sie jetzt, wo der Augenblick nahte, auf den sie so lange

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