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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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hingefiebert hatte, ganz ruhig wurde?

    Als der Erzbischof sein Pferd unterhalb des Grassaums zügelte, sah er zu ihr hoch und lachte belustigt auf. „Mein Gänslein hat mich rufen lassen? Will es mich um Verzeihung bitten?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ er sich von Rashid vom Pferd helfen.
    Alix zog eine der Fackeln aus dem Erdreich und ging ihm entgegen. „Wenn Ihr gekommen seid, um mich zu demütigen, Bartomeu von Cahors, könnt Ihr gleich wieder davonreiten. Seid Ihr aber bereit, mit mir ein vernünftiges Gespräch zu führen, so heiße ich Euch in meinem Zelt willkommen!“
    „In deinem Zelt?“ Im Schein der Fackel funkelten seine Augen boshaft. „Dem Zelt einer Spielerin? So tief bist du gesunken? Wo ist die Leidenschaft deines Stolzes geblieben? Schach! Trullo!“ Er warf einen Blick auf das Schild. „Die weißen und die schwarzen Hühner ... Ich weiß, dass du damals deine Flucht vorbereitet hattest.“
    Er befahl dem Mauren, die Pferde an einen der Bäume zu binden und vor dem Zelteingang Wache zu halten.
    Alix bat Bartomeu, Platz zu nehmen und setzte sich ihm gegenüber. Auf dem kleinen Tisch, der zwischen ihnen stand, lag das Trullo-Brett. Esther hatte überall im Zelt Öllichter aufgestellt.
    Der Cahors sah Alix ins Gesicht. Seines war alt geworden: die Stirn gefurcht, Tränensäcke unter den Augen, die Unterlippe hing. Doch offenbar betrieb er auch im Feld einen kostspieligen Aufwand an Kleidern. Über einem bis fast zu den Knöcheln reichenden Untergewand trug er eine Pluviale aus roter Seide, gleichfarbige Seidenstrümpfe, Schlupfschuhe mit Perlen besetzt, sowie kostbare weiße Handschuhe ohne Naht, jedoch mit aufgesticktem roten Kreuz.
    Alix ließ sich Zeit. Villaine hatte ihr geraten, ihre Zunge im Zaum zu halten, nichts zu überstürzen.
    Der Cahors räusperte sich. „Du hast mir geschrieben, dass du einen wichtigen Handel mit mir abschließen möchtest. Was hast du mir denn anzubieten, das sich nicht längst in meinem Besitz befände?“
    „Es geht eher um einen inneren Wert, Bartomeu von Cahors, keinen materiellen!“
    Er blickte sie überrascht an. „Ein innerer Wert?“
    Alix nickte. „Ihr seid klug und belesen. Beantwortet mir eine Frage: Wie verhält es mit dem Göttlichen und dem Menschlichen. Welches zählt mehr?“
    Der Cahors stutzte. „Du wagst es, Gott mit dem Menschen vergleichen zu wollen? Das ist Blasphemie!“
    „Nein, nein, ich vergleiche ja nicht, ich möchte von Euch nur wissen, wie groß der Unterschied ist. Nennt mir ein Beispiel. Ist Gott so hoch wie der Berg Bugarach, und der Mensch, im Vergleich zu ihm, ein kleiner Junge?“
    Der Erzbischof antwortete nicht sofort. Offenbar hatte sie ihn verunsichert. Aber das war beabsichtigt.
    „Ihr werdet es mir doch erklären können?“, setzte sie nach. „Wie groß ist der Mensch im Vergleich zu Gott?“
    Der Cahors hob die Brauen. „Nun, wenn Gott so hoch wie der Berg ... Bugarach ist, so ist der Mensch im Vergleich zu ihm tausendmal kleiner als ein Sandkorn.“
    „Hm ... Und wenn Gott teilbar wäre?“
    „Teilbar? Sag, bist du verrückt geworden, Alix? Wie sollte der Allmächtige teilbar sein? Oder denkst du an die Dreifaltigkeit?“
    „Nein, ich denke an bestimmte Reliquien. Ihr habt mir einmal eine gezeigt, in Cahors. Ein Stück von der göttlichen Nabelschnur unseres Herrn.“ Alix bekreuzigte sich. „Ich frage auch nur hypothetisch, nicht etwa ketzerisch: Ist ein Gottesteilchen weniger wert als Gott in seiner Ganzheit?“
    Entschieden schüttelte der Erzbischof den Kopf. „Nein. Eine Reliquie erster Klasse - in Unterscheidung zu Berührungsreliquien, wie Splitter des Kreuzes oder die Nägel, mit denen unser Herr ans Holz genagelt wurde - unterscheidet sich im Grad der Verehrung nicht von der ganzen göttlichen Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus.“
    „Ich verstehe. Dann komme ich zu meinem Handel. Ich biete Euch ... Jesus Christus an, nicht in seiner ganzen Erscheinung, so doch im ganzen Wert. Und Ihr gebt mir dafür meinen Sohn zurück!“ Mit diesen Worten griff sie in den Korb hinter sich, lüftete das Leinen, das ihn bedeckte, zog die Phiole hervor und legte sie vor sich auf den Tisch.
    „Woher hast du sie?“, fragte der Cahors atemlos, und wollte schon die Finger danach ausstrecken.
    Doch Alix legte ihre Hände über das Glas. „Das tut nichts zur Sache. Jemand hat Euch Gott geraubt, ich bringe ihn Euch wieder zurück. Im Gegenzug dazu will ich meinen Sohn.“
    „Du schacherst mit mir um

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