Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
auf, als Miquel zurückkehrte.
„Er ist tatsächlich hier, befand sich aber in einer Besprechung mit den Erzbischöfen von Reims, Sens und Rouen, hat man mir gesagt. Aber ich bin Eure Botschaft losgeworden, denn ich habe sie dem Mauren in die Hand gedrückt, der vor einem der Zelte Wache stand.“
„Rashid! Hat er dich erkannt?“, fragte Alix aufgeregt.
Miquel, sein Pferd mit Hafer versorgend, zuckte die Achseln. „Zumindest hat er mich recht sonderbar angesehen.“
Alix` Herz hämmerte. Der Köder war ausgelegt. Würde der Cahors anbeißen?
15.
Es sei ein Mädchen gewesen, sagten die Ärzte bedauernd, nachdem das Kind tot auf die Welt gekommen war. Inés trug das Unglück überraschend gefasst. Als Raymond-Roger so wütend davongeritten war, hatte sie sich ernsthaft vorgenommen, anders zu werden.
Ein erster Schritt war, dass sie bereits am nächsten Tag aufstand, um sich wieder um ihren Sohn Ray zu kümmern. Ein zweiter Schritt bestand für sie darin, jeden Morgen, nach der Messe, der täglichen „Kriegsbesprechung“ beizuwohnen.
Saïssac und Peter von Cabaret hatte es schlichtweg die Sprache verschlagen, als sie zum ersten Mal dort erschien.
„Gewiss, das mag Männersache sein, lieber Oheim“, entgegnete sie dem Alten mit klopfendem Herzen, „aber die Zeiten stehen auf Sturm und ich will meinen Gemahl vertreten, so gut ich das kann, bis er wieder in der Stadt ist.“
Die Besprechungen fielen daraufhin recht kurz aus, doch für langatmige Streitereien über das Salzmonopol, die Märkte und die Mühlen, war sowieso keine Zeit. Täglich trafen neue Milizionäre und Söldner ein, die mit den Verteidigungsanlagen der Stadt und der beiden Vorstädte vertraut gemacht werden mussten. Schleudern wurden aufgebaut, Geschosse herbeigeschafft, Armbrüste, Bogen und andere Waffen ausgeteilt, Rüstungen überprüft und ergänzt. Bald zog der schwarze, stinkende Rauch der Pechsieder durch die Stadt, der das Atmen erschwerte.
Der Konnetable von Carcassonne war ein fähiger, in vielen Schlachten erprobter Mann, doch Peter von Cabaret - seit der Abreise des Trencavels ungeduldig und gereizt - übernahm selbst die Verantwortung für die Verteidigung der Stadt. Vom frühen Morgen bis zum Anbruch der Dunkelheit war er auf den Beinen, sichtete, prüfte, organisierte und befahl. Zu allem Übel wurde es immer heißer. In seinem Eifer, nur ja keinen Fehler zu machen, der sich im Falle einer Belagerung für Carcassonne als fatal erweisen könnte, achtete der Cabaret nicht auf die Hitze. Eines Tages, nachdem er sich zu lange in der stechenden Sonne aufgehalten hatte, wurde ihm schwarz vor Augen. Soldaten brachten ihn ins Palatium zurück, wo er sich niederlegen musste.
Als Inés davon hörte, suchte sie ihn auf. Sie schickte den Pagen hinaus, tauchte das bereits angetrocknete Leintuch, das auf Peters Stirn lag, in den Bottich, wrang es aus und kühlte ihm den Kopf.
„Ihr seid eine gute Frau!“ Dankbar lächelte der Cabaret sie an. Dann fasste er nach ihrer Hand. „Doch Ihr seht immer so traurig aus, Inés. Liegt es an dem Kind, das Ihr verloren habt, oder sorgt Ihr Euch um Euren Gemahl? Er wird in Béziers gebraucht, doch mein Bruder schützt ihn, lässt ihn nicht aus den Augen.“
„Es kommt alles wie es kommen muss“, sagte sie leise.
„Habt Ihr denn inzwischen Nachricht von Eurer Schwester?“
„Keine Zeile! Sie ist so eigenwillig, so ... Wenn sie hier ist, erweckt sie den Anschein, als wollte sie geben, doch in Wahrheit nimmt sie nur immer. Ich weiß nicht, was ich tun kann, damit sie sich ändert.“
Peter von Cabaret fasste die Hand der Vizegräfin und zog sie ein Stück zu sich heran. „Meine Liebe“, sagte er, „der Wunsch, einen anderen Menschen zu lenken, verläuft im Sande, solange der andere von Kräften getrieben wird, denen er sich nicht widersetzen kann. Habt Geduld mit ihr, wie auch mit Eurem Gemahl. Es wird alles gut werden, vielleicht schon bald!“
„Vielleicht schon bald? Ihr seid recht erfinderisch im Mutmachen, Peter, doch wie könnt Ihr so voller Hoffnung sein, wenn sich unsere Stadt bis zur höchsten Zinne für den Krieg rüstet?“
Der Cabaret lächelte schwach. „Nun, ich war nie ein Schwarzseher, Ihr kennt mich, und bin es auch jetzt nicht, wenngleich die Lage für unser Land in der Tat bedrohlich ist. Für den Fall, dass es tatsächlich ernst wird, möchte ich Euch einen Rat geben.“
Er richtete sich ein Stück auf, jedoch ohne ihre Hand loszulassen. „Seht zu, dass Ihr
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