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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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die Nabelschnur Jesu?“
    „Um meinen Sohn. Und ich schachere nicht, sondern verschaffe Euch einen ordentlichen Wert. Denkt an den Bugarach und das Sandkorn.“
    Der Erzbischof starrte sie an. Noch tiefer sank die Unterlippe. Alix wich seinem Blick nicht aus. Bartomeu war ein Spieler. Sie hatte „Trullo“ gerufen, nun musste er den Topf mit den goldenen Körnern herausgeben!
    Plötzlich begann sein Brustkorb zu beben. Erst wenig, dann immer mehr. Er presste die Lippen zusammen, fing zu prusten an, kicherte, lachte lauthals, zuletzt bebte sein ganzer Körper. „Es ... es ist nicht zu fassen!“, stieß er hervor, nach Luft ringend.
    Alix verzog keine Miene. „Trullo“ sagte sie laut und eindringlich, „Trullo, versteht Ihr! Es ist mein Spiel!“
    Als der Erzbischof sich wieder gefangen hatte, deutete er auf das Brett. „ Dein Spiel hat mich gerade ergötzt, wie kein anderes zuvor! Dennoch, auch wenn du, zugegeben, als Siegerin hervorgegangen bist: Ich kann dir Damian nicht zurückgeben. Er ist mein Sohn und Erbe. Wenn es dich tröstet: Es geht ihm gut, und es mangelt ihm an nichts. Ich hüte ihn wie meinen Augapfel.“
    Mit diesen Worten erhob er sich, um das Zelt zu verlassen.
    Alix geriet in Unruhe. Damit, dass sich Bartomeu als schlechter Verlierer erweisen könnte, hatte sie nicht gerechnet. Und wieso war ihm die Heilige Reliquie nichts wert?
    „So wartet doch“, rief sie ihm hinterher, auf ihren ursprünglichen Plan ausweichend. „Wieso braucht Ihr meinen Sohn, wenn Ihr bereits einen Sohn und Erben habt?“
    Der Erzbischof stutzte. Er blieb stehen und drehte sich langsam nach ihr um. „Wie meinst du das? Ich habe nur den einen!“
    „Hach!“, rief da Alix laut. „Ihr denkt wohl ... besser ein Flick als ein Loch!“
    Auf das Stichwort hin raschelte es im Hintergrund des Zeltes. Aus mehreren Lagen alter Säcke kam der Bossu zum Vorschein. Alix machte einen Satz auf ihn zu, zerrte ihn hoch und schob ihn dem Cahors hin. Jetzt war es mit ihrer Ruhe und Beherrschung vorbei. Eine ohnmächtige Wut überkam sie. „Hier ist Euer Sohn! Der Bossu ist Euer Erstgeborener!“, schrie sie, „nicht Damian!“
    Als Bartomeu des Buckligen ansichtig wurde und verstand, worauf Alix abzielte, wich er zurück, schluckte ... und begann erneut zu lachen. Er deutete mit dem Zeigefinger auf den Bossu. „Der soll mein Sohn sein? Wer hat dir denn diesen Bären aufgebunden?!“
    Da fing der Bucklige zu schnauben an. „Bischo Vade, Bossu Sohn!“, sagte er und fuchtelte mit seinen kurzen Armen in der Luft herum, als wenn er mit dem Alten um sein Recht und seine Anerkennung kämpfen wollte.
    „Aber nein, nein, ich habe doch keinen Krüppel gezeugt!“, rief Bartomeu, halb ärgerlich, halb verächtlich, und zum Bossu gewandt: „Das haben dir die Knechte in Cahors eingeflüstert! Aus Gnade und Barmherzigkeit gewährte ich dir bei mir Unterschlupf. Nein, du bist nicht mein Sohn, du abscheuliche Kreatur!“
    Blitzschnell, kaum dass man es hätte wahrnehmen, geschweige denn verhindern können, bückte sich der Bossu. Dann stürzte er sich mit einem schrecklichen Fauchen auf den Erzbischof - und stieß ihm das rostige Messer des Soldaten in den Bauch.
    Bartomeu starrte Alix verblüfft an, betastete vorsichtig seinen Leib, betrachtete die Finger seiner rechten Hand. „Blut“, sagte er ungläubig, und noch einmal „Blut“.
    Dann fiel er um wie ein Stein, schlug mit der Stirn auf den Tisch auf, der mitsamt dem Trullo-Brett entzwei brach.
    Die Phiole fiel zu Boden ...
    Alix war fassungslos. Sie fand keine Worte.
    Der Bucklige hatte den mächtigen Bartomeu von Cahors vom Sockel gestoßen!

    Vom Krach alarmiert, krochen Esther und die Spielleute aus ihrem Versteck - und Rashid stürzte herein.
    „ Allah juaffir “, rief er entsetzt aus, während sich Villaine schützend vor Alix stellte.
    Als der Bossu den Mauren sah, warf er sich ihm zu Füßen und wimmerte leise.
    Roh schob ihn Rashid von sich. Dann bückte er sich, um seinen Herrn aufzuheben. Doch erst als er ihn umdrehte und auf den Rücken legte, entdeckte er das Messer.
    „La qadara Allah!“ , zischte er, wütend mit den Augen rollend. Mit einem Ruck riss er Bartomeu die rostige Klinge aus dem Leib. Schwallweise ergoss sich das Blut aus der Wunde.
    „Was habt ihr getan?“ Er kniete sich neben Bartomeu nieder, rieb ihm die Wange, redete mit ihm. Der Fürstbischof lebte noch, er stöhnte leise, fror, ja, zitterte in seiner himbeerroten Seide.
    „Holt Leintücher!“,

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