Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
sie in der Nacht noch verschwiegen hatte.
Eslcarmonde und der Trencavel waren gleichermaßen entsetzt. „Mein Gott, hat der Erzbischof Bartomeu Eure Mutter vielleicht in der Hand?“
Inés wusste es nicht.
„Gleichwie“, meinte die Vizegräfin. „An der Seite Bartomeus mag keine Frau, kein Mann, kein Kind froh werden. Was er nicht mehr braucht, wirft er in den Schmutz. Lasst uns einen Plan schmieden, wie wir Eure arme Schwester aus seinen Fängen befreien können. Habt Ihr etwas in Eurem Besitz, das sie als Euer Eigentum erkennen würde, wenn ein Fremder sie aufsuchte? Irgendeinen Gegenstand, von dem sie weiß, dass er nur von Euch kommen kann, meine Liebe?“
Inés öffnete eine ihrer Truhen, wühlte ...
20.
Bartomeu von Cahors forderte noch in derselben Nacht von Alix Dankbarkeit für die Überführung von Estrellas Leiche nach Montpellier. Er ließ sie in sein Gemach holen, doch er war dort nicht allein. Auf dem roten Samt, der über sein Lager gespannt war, saßen drei nackte Frauen. Das müssen Mathilde und ihre Freundinnen sein, fuhr es Alix durch den Kopf. Nun war sie schon so lange in Cahors und kannte außer Rashid und Bischof Sicard keinen anderen Menschen.
Das Gesicht vor Scham errötet beim Anblick der nackten Frauen, fühlte sie wie die Hitze allmählich auf ihren Körper überging.
„Komm zu uns, mein Gänslein, und leg dein Gewand ab“, flötete der Cahors. „Ihr seid doch alle Töchter Evas!“ Die Frauen lachten.
Alix` Hass auf den Cahors wuchs ins Unendliche. Schlimmer konnte er sie nicht mehr demütigen. Stünde der silberne Leuchter in Reichweite, so wäre es jetzt sein Ende! Tapfer blieb sie stehen, rührte sich nicht, antwortete nicht.
„Wie du willst“, sagte er hart, „dann mag deine alte Kastilierin eben den Krähen vorgeworfen werden!“
Da zerbrach etwas in Alix. Als ihr galliger Saft in den Mund stieg, dachte sie bei sich, dass sich der Zustand der Seele wohl auch am Geschmack festmachen ließ. Dieser Mann hatte sie gewaltsam genommen, ausgepeitscht, geprügelt, um ein Haar erwürgt. Dieses Mal durfte sie nicht nachgeben, und wenn er sie dreimal totschlug und Estrella ohne Segen auf dem Schandplatz verscharrte. Nein, sie würde sich weder für die Kastilierin verkaufen noch für ihren heimlichen Plan, Nicolas über ihre Gefangenschaft in Kenntnis zu setzen. Ein zweites Mal würde sie auch nicht auf dem Esel zur Messe reiten!
Das Glück liegt in der Mitte, hatte ihr der Vater mit auf den Weg gegeben. So schwer es ihr fiel, es sich einzugestehen: Mut war nicht ihres Vaters Stärke gewesen. Im anderen Fall hätte er den Cahors rechtzeitig zum Teufel gejagt. Wenn sie nur daran dachte, was dieser Mann auch mit ihrer Mutter getrieben hatte, wurde ihr speiübel.
Seltsam, wie eines in das andere griff: Ihr eigenes Unglück resultierte aus der Untreue und Hörigkeit der Mutter, diese lagen wiederum begründet in der Feigheit des Vaters, der die Anerkennung seiner zweiten Ehe in Rom nicht hatte durchsetzen können und dadurch die Achtung seiner Frau verlor.
Alix versuchte, ganz langsam zu atmen. Doch die Übelkeit und der Druck, der auf ihrer Brust lag, waren kaum auszuhalten. Stand sie vor einem der schrecklichen Wutausbrüche, die sie als Kind manchmal bekommen hatte? Es tat so gut, wütend zu sein, zu brüllen, aufzustampfen, etwas zu zerbrechen! Das hatte sie immer von dieser eisernen Klammer befreit.
Sie ballte die Finger zu Fäusten, bis sie wehtaten. Endlich wagte sie es, einen Blick auf die Lagerstatt zu werfen, wo ihr der Erzbischof sein unanständiges Hinterteil entgegenreckte und mit den drei Frauen Dinge anstellte, von denen sie bislang nie etwas gehört, geschweige denn gesehen hatte. Sodom und Gomorrha!
Er forderte sie noch einmal in harschem Tonfall auf, sich zu ihnen zu gesellen - doch Alix schüttelte nur den Kopf.
Als der Cahors befriedigt war, entließ er die Frauen und rief um einen weiteren Krug Wein. Er bestellte heiße Pasteten aus Weizenmehl, mit Kalbfleisch und Minze gefüllt, wie er sie liebte. Dann wandte er sich Alix zu. „Mein Gänslein, ich hoffe, der heutige Abend hat dich etwas gelehrt“, begann er.
„Huren haben mich nichts zu lehren“, sagte Alix von oben herab.
„Nun, das meinte ich nicht“, antwortete Bartomeu. Er war noch immer nackt, selbst vor Rashid bedeckte er am Abend nie seine Blöße, „und sieh mich bitte nicht so an, als wenn du die Jungfrau aller Jungfrauen wärst, oder dich nach einem Martyrium sehntest. Du
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