Alix ... : Historischer Roman (German Edition)
recht: Wir alle haben mitunter den Ehrgeiz zu erobern“, meinte der Graf von Foix und warf sich in die Brust, „aber Philipp ist maßlos und hinterhältig!“
„Ich stimme Euch in allen Punkten zu, Foix“, erwiderte der Graf von Toulouse, der selbst gegen die Plantagenets um die Oberhoheit bestimmter Gebiete gekämpft hatte, worunter sich auch die Mitgift seiner vierten Frau Johanna befand. „Genauso hat es sich zugetragen. Aber in unserem Fall ist die Sache wesentlich gefährlicher. Überführt man uns der Häresie, droht uns der Kirchenbann und die Enthebung unserer Güter. So einfach ist das. Sobald sich Philipp und der Papst wieder einig sind, werden sie gegen uns ziehen. Da spielen dann die Lehnsherrschaft und die Verwandtschaft keine Rolle mehr, da geht es ausschließlich um die Macht!“
„Ovid sagt, auch vom Feind zu lernen, ist Recht“, meinte der Trencavel nachdenklich. „Was können wir tun, um keine Fehler zu machen?“
Pedro stand auf. Er blickte von einem zum anderen. Dann sagte mit ernstem Gesicht: „Ich kann Euch in dieser Angelegenheit nur den einen Rat geben: Entfernt die Katharer und die Waldenser aus Euren Ländereien!“
Als alle sich betroffen ansahen, meinte er, schwer und aufrichtig seufzend, er könne sich durchaus in ihre Lage hineinversetzen, aber auch in die Seiner Heiligkeit. Vielleicht bedürfe das Land wirklich einer neuen „Sündflut“, versteifte er sich zu sagen, um es von der Häresie zu reinigen und für eine neue Zukunft vorzubereiten.
Dann wandte er sich direkt an den Grafen von Toulouse: „Mein guter Freund, ich darf Euch doch so nennen! Noch vor wenigen Jahrzehnten waren unsere Väter aufgrund übler Erbstreitigkeiten Feinde. Heute sind wir, ohne jede Heuchelei, Freunde und Verbündete - und so Gott will, bald verschwägert! Und wir wünschen uns von Herzen, dass es so bleibt, nicht wahr?“
Der Tolosaner verbeugte sich höfisch.
„Nun, untersagt Ihr Euren Vasallen ernsthaft, sich der Ketzerei zu verschreiben“, fuhr Pedro fort, „und vertreibt Ihr gemeinsam mit ihnen die Feinde des Glaubens, so wird unser Wunsch nach langjährigem Frieden in Erfüllung gehen.“
Der Trencavel, obwohl nicht angesprochen, sprang hoch. Zwar überragte ihn Pedro um Haupteslänge, doch der junge Vizegraf - in Weinrot gekleidet - konnte es an Würde mit dem Aragóner aufnehmen. Ja, Bertrand von Saïssac meinte gar, dass sein Neffe in den letzten Tagen, vielleicht aufgrund seiner Eheschließung, an Sicherheit noch gewonnen hatte.
„Wie könnten wir das tun, Don Pedro? Wir sind mit den Katharern aufgewachsen wie auch mit den Juden, die in unseren Städten wohnen und arbeiten, und wir sehen, dass sie allesamt friedliche Leute sind und ein rechtschaffenes Leben führen. Weshalb sollten wir die ´Guten Leute` verjagen? Sagt uns einen Grund!“
Bei diesem leidenschaftlichen Ausbruch, war über Esclarmondes Antlitz ein Leuchten gehuscht. Doch auch ihr Bruder, sowie der Graf von Toulouse, konnten nicht umhin, dem Trencavel beizupflichten. Sie versicherten, dass es sich bei den Katharern in ihren Ländern ebenso verhielte. Vertriebe man sie, warf der Tolosaner ein, so seien viele Dörfer und halbe Städte entvölkert. In den meisten Magistraten säßen inzwischen „Gute Leute“, auf deren Ehrlichkeit und Fleiß man sich jederzeit verlassen könne, ja selbst der Klerus sei zum Teil vom Katharismus durchsetzt. In seiner Grafschaft zähle sich inzwischen ein gutes Drittel aller Menschen zu den Katharern, meinte er ernst. Und ihnen sei nichts, aber auch gar nichts nachzureden. Ihre Lehre sei christlich, doch das wolle Rom nicht hören.
„Warum kann man sie denn nicht einfach in Frieden lassen, Eure Hoheit?“, setzte Eslcarmonde nach.
Der König von Aragón, der es sich mit keinem der Anwesenden ernsthaft verscherzen konnte und auch nicht wollte, schwieg einige Augenblicke lang. „Warum, fragt Ihr, Doña Esclarmonde? Die Antwort ist einfach: Weil es dem Diener der Diener Christi und der Heiligen Kirche Gottes missfällt.“
Dann jedoch machte er einen Vorschlag zur Güte. Er plane, ein großes Treffen einzuberufen, eine Art Kolloquium, sagte er, und zwar mit den wichtigsten Führern der Katharer, sowie den Legaten Roms. Er sei bereit, dabei den Vorsitz zu führen und einen letzten Versuch zu machen, die beiden Kirchen zu befrieden, um ein Blutvergießen zu vermeiden.
Man einigte sich auf das Frühjahr des Jahres 1204.
19.
Estrella war tot. Der trockene Husten, der sie seit
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