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Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Alix ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Alix ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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recht kluger Kopf war.
    Nach der Abreise der Hochzeitsgäste waren die Perfekten ins Palatium gebeten worden, um sie über das Ergebnis des Gespräches mit dem König und den Grafen zu unterrichten. Anwesend waren die Berater, Ritter und Vögte der Stadt, die sich offen zum katharischen Lager bekannten, sowie Esclarmonde von Foix. Weil der Plan zur Befreiung von Alix die Mithilfe der Katharer von Cahors vorsah, und sie auch mit Simorre unter vier Augen darüber reden wollte, hatte sie ihre Rückreise um einige Tage verschoben.
    Nach der Begrüßung der „Guten Leute“ untereinander, mit dem üblichen Benedicite, sowie einem Rückblick auf die vergangenen vierzig Jahre, seit der Einrichtung des ersten Katharerbistums in Carcassonne, war der Trencavel auf das geplante Kolloquium zu sprechen gekommen - und bei Simorre auf Ablehnung gestoßen.
    „Aber was kann denn an einem letzten Versuch, die zerstrittenen Kirchen zu befrieden, auszusetzen sein, Bischof?“, hakte der Vizegraf nach. „Der Vorschlag des Königs traf auf breite Zustimmung!“
    Der Katharer erhob sich erneut. „Sénher, mit Verlaub, Euer ehrenwerter Oheim, der Euch ein Lebensalter voraus ist“, er wies auf Saïssac, „wird sich noch gut an den Benediktiner Ekbert erinnern, der erstmals die beiden Lehren miteinander verglich.“
    Saïssac, in Amtstracht, die Feder gezückt und die Nase in einem Pergament, merkte auf. „Ihr meint die Sermones adversus Catharorum errores? “, fragte er nach, denn seine Gedanken waren noch bei der vorausgegangenen Besprechung über den Gewinn, den das vizegräfliche Salzhaus im vergangenen Jahr abgeworfen hatte.
    „Ihr sagt es. Ein Jahrzehnt später“, fuhr Simorre unbeirrt fort, „fand in dem Ort Lombers eine erste geistige Auseinandersetzung der schon damals einander feindlich gesinnten Kirchen statt. Vor gemeinsam gewählten Richtern waren viele Würdenträger aus katholischen und katharischen Reihen gekommen, sowie solche weltlichen Amtes.“ Er wandte sich an den Trencavel. „Unter ihnen befand sich auch Euer ehrenwerter Vater.“
    „Das ist richtig“, bestätigte Esclarmonde mit glänzenden Augen. „Die ganze Bevölkerung von Albi und Lombers hat seinerzeit Anteil an dem Wettstreit teilgenommen, diesem Ringen um die wahre Lehre!“
    Dass sich daraufhin Simorre befleißigt fühlte, noch ausführlicher zu werden, erstaunte keinen.
    Er berichtete, dass der damalige Katharerfeind Gauzelin - Bischof von Lodève - die „Guten Menschen“ arglistig nach dem Alten Testament befragt hätte, worauf diese ihm erklärten, dass sie einzig die Evangelien anerkennten, sowie die Briefe des Apostels Paulus, die sieben kanonischen Briefe, die Apostelgeschichte und die Apokalypse. Nach ihren Glaubensvorstellungen befragt, verweigerten sie jedoch die Aussage.
    „Schon damals“, so Simorre, „war es gefährlich, offen über den Glauben zu reden!“
    Als drittes hätte Gauzelin sie über die Taufe der Kinder befragt. Auch dazu hatten die Katharer nichts sagen wollen, aber sie erklärten, sie würden sich freimütig zu Fragen über das Evangelium und die Briefe äußern.
    Simorre setzte sich, seine Beine waren schwach. „Die Unseren gaben noch weitere freiwillige Erklärungen ab“, fuhr er fort. „Sie würden niemals einen Eid schwören, versicherten sie, dies ginge auf Jesus und Jakob zurück; und sie erklärten, dass Jesus auch nie befohlen habe, dass Bischöfe, ja, selbst einfache Priester Chorhemden, prunkvolle Gewänder und juwelengeschmückte Goldringe tragen sollten.“
    „Dieus ne sia grazitz!“ Viele klopften zustimmend auf den Tisch.
    „Ja, Gott sei gedankt dafür“, betonte Simorre. „Zur Widerlegung unserer Behauptungen hat die Gegenseite andere Stellen der Heiligen Schrift angeführt, vornehmlich aus dem Alten Testament, aber die Unseren haben keine Entscheidung annehmen wollen, die nicht auf Texten des Neuen Testamentes beruhte, die sie für gültig erklärten. Am Schluss hat Gauzelin wieder das Wort ergriffen und gesagt: ´Ich verurteile und verdamme jene, die sich selbst Gute Menschen nennen, als Ketzer!`“
    Unruhe erfasste die Tafelrunde, Murren. Die meisten hatten diese Geschichte schon mehrfach gehört, doch es gab auch welche, die sich, vielleicht um Simorre zu gefallen, entsprechend empörten.
    Der Bischof wartete, bis wieder Stille eingekehrt war. „Die Unseren erwiderten scharf, dass nicht sie die Ketzer seien, sondern der, der soeben dieses Urteil gesprochen habe, dass Gauzelin ihr Feind

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