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Aljoscha der Idiot

Aljoscha der Idiot

Titel: Aljoscha der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Erdmann
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vom zehnten Teil einer Sekunde dauern wird. Wer will beginnen?
    DER WEISE EREMIT. Ich bitte um Gehör.
    DER TEUFEL. Was will er, ein Hörrohr?
    DER MAGIER. Sprich, Eremit.
    DER WEISE EREMIT. Ihr wißt, ich bin ein Pilger, der von Stadt zu Stadt gegangen ist, ohne einen Blick für Tand und Flitter; ich war auf hohen Bergen und in tiefen Tälern, um zu finden, was keiner von euch sucht. Und so mancher wird sich denken: was will er uns denn sagen, er kennt sich doch nicht aus! Aber ist einer unter euch, der mit einem Scheusal rang, größer als die Pyramiden? Stand einer von euch Auge in Auge mit dem Biest, das Versuchungen ausdünstet, betörend wie die wohlduftenden Essenzen der Libyer, lockend wie ein Hauch von Ambra oder Zibet auf der milchweißen Haut der Odaliske? Hat einer von euch je einen Zweikampf ausgetragen mit dem von schwarzen Pusteln übersäten Urbild des Verrats? Der soll mich unterbrechen!
    DER TEUFEL. (Wiener Schmäh imitierend) Der Sigmund, des is a Freud.
    DER WEISE EREMIT. Ich sehe mit Betrübnis in das Innere der Angelegenheit, die wir verhandeln sollen. Sie ist ernst.
    DIE HERRSCHERIN. Und wißt Ihr auch, wie ernst sie ist, mein weiser Mann?
    DER WEISE EREMIT. Ah, Ihr! Unwürdige! (mit dem Finger auf die Herrscherin zeigend) Ihr sitzt da wie ein Freudenmädchen!
    DER TEUFEL. Ach Gottchen, haben wir noch nie einen Strumpfhalter gesehen?
    DIE PRINZESSIN DER KELCHE. (Tuschelnd) Henri der Dritte fiel jedesmal in Ohnmacht, wenn er eine Katze sah!
    DIE PRINZESSIN DER STÄBE. (Mit ihrem Fächer wedelnd) Das Obszöne entsteht im Auge des Betrachters, das ist meine Meinung! Ist sie die Liebesgöttin oder nicht?
    DER MAGIER. (zur Herrscherin) Madame, hättet Ihr die Güte, Eure Kleidung ein wenig zu arrangieren.
    DER TEUFEL. Köstlich! Was für eine Farce! Haben wir schon angefangen, oder wie?
    DIE PRINZESSIN DER SCHWERTER. Aber wer ist es denn, der uns befragt?
    DER MAGIER. Er zählt die Sterne an seinem Nachthimmel, verhundertfacht die Zahl und schwört, es sind die Jahre, die er eine Fremde liebt.
    DIE PRINZESSIN DER SCHWERTER. Ach… das ist hübsch.
    DER WEISE EREMIT. Sinnlose Verwirrung ist nicht hübsch! Dieses Herz, das in einer anderen Schuld steht, wird von einer Sirene becirct! Und ich sage, wer den Weg gefunden hat, warum sollte er den Weg verlassen? Wer den Stab hat, sich darauf zu stützen, warum sollte er nicht standhaft bleiben? Das höchste Gesetz, hat es keine Geltung mehr? Dieser törichten Anwandlung muß Einhalt geboten werden, oder die Steine in den Mauern werden schreien!
    DER TEUFEL. (zum Narren neben ihm) Très joli, n’est-ce pas?
    DIE HERRSCHERIN. Ihr seid im Irrtum, Eremit. Das höchste Gesetz, es gilt noch immer. Auf die Silbe.
    DER TEUFEL. Großartig! Dann können wir ja alle wieder nach Hause gehen. Ich habe einen Braten in der Röhre.
    DIE HERRSCHERIN. Einen Menschen lieben, das war und ist Gesetz.
    DER WEISE EREMIT. Ihr betont es falsch. Einen Menschen lieben.
    TUGEND. Muß man nicht alle Menschen lieben, damit man einen lieben kann?
    DER KÖNIG DER SCHWERTER. Durchaus nicht. Aber man kann alle Menschen lieben, indem man einen liebt.
    DIE PRINZESSIN DER SCHWERTER. Aber wer alle Menschen lieben will, muß ganz abstrakt werden! Sind nicht alle großen Komponisten Philanthropen?
    DER RITTER DER SCHWERTER. Philanthrop oder Misanthrop. Was im übrigen dieselbe Abstraktion ist.
    DIE KÖNIGIN DER SCHWERTER. Aber jeder Philanthrop hat etwas Misanthropisches, weil er von der Güte des Einzelnen absieht. Und jeder Misanthrop hat etwas Philanthropisches, weil er die Schlechtigkeit des Einzelnen verzeiht.
    DER RITTER DER STÄBE. Ha! Genug Schwertgeschwätz, um der Hydra die neun Köpfe abzutrennen, aber leben eure Worte je durch Blut? Worum es geht, das ist doch wohl, beim Zeus: ist der Mensch denn noch bei Trost, der sich davon abhält, seinem Herz zu folgen?
    DER KÖNIG DER SCHEIBEN. Worum es geht, das ist doch wohl, beim Jupiter: ist der Mensch denn noch bei Trost, der alles aufgibt wegen einer Laune?
    DER TEUFEL. Worum es geht, das ist doch wohl, bei meiner Rübe: ist der Mensch denn noch bei Trost, der sich diesen Quack noch länger anhört?
    DER RITTER DER SCHEIBEN. Es gibt nur eine Wahrheit, und wer sich ihr in den Weg stellt, hat mit Sachschaden zu rechnen!
    DER RITTER DER STÄBE. Aber welche ist es?
    DER RITTER DER SCHEIBEN. Weiß ich doch nicht.
    DER RITTER DER STÄBE. Die Moderne geht mir auf den Sack. Früher war alles einfacher.
    DER MAGIER. Konflikt entsteht aus der

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