All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)
Müller, stammte aus der Gegend und war Angehöriger einer Bewährungskompanie. Er hatte sich im Dienst eine Kleinigkeit zuschulden kommen lassen, und die Bewährungskompanie an der Front war beinahe so etwas wie ein Todesurteil. Er wurde verwundet und griff sich die Erkennungsmarke und die Uniform eines toten Amerikaners, eben jenes Dave Schwartz. Er hoffte, zumindest lebend in amerikanische Gefangenschaft zu kommen. Und hier kommt der nächste Irrwitz: Niemand kannte Dave Schwartz persönlich, seine ganze Kompanie wurde komplett vernichtet. Der Einzige, der ihn hätte identifizieren können, hatte einen Kopfschuss und war jahrelang verwirrt und ohne Erinnerung. Irgendwie hat der gute Schorsch aus Schmidt es dann geschafft, dauerhaft die Identität dieses Dave Schwartz zu behalten. Verrückt, aber wahr. Später sprachen Feigenbaum und sein angeblicher ehemaliger Kamerad dann über den im Hürtgenwald vergrabenen Schatz, wobei Schwartz gut zu verbergen wusste, dass er von dem Schatz nie gehört hatte, weil er ja nicht dabei gewesen war. Viel später, als alte Veteranen, kehren die beiden nun in die Eifel zurück. Der eine, Feigenbaum, ist todkrank und will seiner Familie etwas vererben. Der andere ist mit seiner Tochter hier, und die beiden – der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – wollen sich bereichern.«
»Sie reden von Larissa Schwartz«, krächzte Adalbert Busch.
»Genau«, antwortete Lorenz. »Die gute Larissa – sie wird die Begegnung mit dem schießwütigen Becker wohl überleben – wurde von ihrem Vater in jener Nacht auf den Burgfelsen geschickt, um abzusichern, dass der alte Feigenbaum bei dem durch Sie – jawohl die Herren Busch – durch Sie anberaumten Treffen nicht zu viel verraten würde. Als der Alte jedoch zu plappern anfing, stürzte Larissa ihn vom Felsen in die Tiefe und brachte ihn so zum Schweigen.«
»Was?«, riefen die beiden Buschs aus.
»Ja«, versetzte Lorenz mit wölfischem Grinsen. »Wir waren da in jener Unwetternacht und sahen den Mord mit an. Larissa habe ich erst als Mörderin erkannt, als ich sie hier in diesem Foyer sah, sie sprach mit dem Riesenkerl hier« – Lorenz zeigte auf Paul – »und vorher war sie bei Ihnen, Herr Doktor Busch, gewesen. Ich bemerkte die Unerschrockenheit und die Sportlichkeit der Frau und insbesondere einen großen blauen Fleck, den unser jugendlicher Held« – nun wies Lorenz auf Benny – »ihr im Kampf auf dem Burgfelsen mit meinem Gehstock geschlagen hatte!«
Lorenz sah triumphierend in die Reihe der erstaunten Gesichter, dann fuhr er fort: »Larissa hatte gedacht, sie und ihr Vater hätten genug Informationen, den Schatz zu heben. Das stimmte aber nicht, denn nur der echte Dave Schwartz hätte mit der Ortsbezeichnung
Hell’s Kitchen
etwas anfangen können. Sie, meine Herren Busch, wussten natürlich noch weniger. Sie haben sodann Manfred Becker auf Dave Schwartz alias Georg Müller angesetzt. Sie ahnten nicht, dass Becker alles tun würde, um das Auffinden des angeblichen Schatzes zu verhindern. Immerhin wusste er, dass der alte Busch seinen Lebensunterhalt nur deswegen finanzierte, weil er nicht von der fixen Idee lassen konnte, letztlich mit Beckers Hilfe doch noch den Schatz zu heben. Und so tötete er den falschen Amerikaner, um das Geheimnis zu wahren. Doch damit nicht genug. Er bedrohte auf Ihr Geheiß hin auch unseren lieben Gustav und wollte ihn am Ende sogar ebenfalls töten. Das wäre ihm fast gelungen, wenn ihm nicht Larissa, die den Tod ihres Vaters rächen wollte, in die Quere gekommen wäre. Er schoss sie nieder. Doch auch damit immer noch nicht genug. Der Fiesling wollte nun in seiner rachsüchtigen Wut unseren Gustav endgültig über den Jordan schicken. Doch wieder kam ihm jemand in die Quere, der sich an ihm rächen wollte. Diesmal war es der amerikanische Kriegsveteran Harry Seguso, der Manfred Becker bis aufs Blut hasste, weil dieser seinen Freund im Krieg auf scheußliche Weise ermordete. Seguso hätte nie gedacht, den Feind von damals noch einmal lebend anzutreffen, doch als er Becker wiedererkannte, musste er einfach handeln.«
»Und warum hat er ihn nicht erschossen?«, fragte Rita.
Lorenz grinste. »Hier kann nur die weibliche Intuition helfen. Unsere liebe Bärbel sprach gestern mit der Missis Seguso. Diese kennt ihren Harry ziemlich gut und hatte Angst, er könnte eine Dummheit machen. Völlig zu recht, wie wir jetzt wissen. Sie tauschte die Munition in der Waffe ihres Mannes gegen Platzpatronen. Ohne es zu
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