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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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unterhielt oder vielmehr – ihrem grimmigen Gesichtsausdruck nach – mit ihr stritt. Sie wirkte erleichtert, als er sich setzte.

    »Sie finden sie doch, oder?« Dora nestelte am Ärmel von Jurys Jackett herum.
    »Morris? Wir tun unser Bestes.«
    Das hörte sich nicht nach hochkarätigen Ermittlungen an für Dora, die sich auf Sallys Drängen hin widerwillig von den beiden trennte.
    »Ich kann Ihnen sagen, was passiert ist«, meinte Melrose zu Jury. »Eine Frau wurde sozusagen direkt vor Doras Haustür ermordet, und die Kleine kann dieses schreckliche Ereignis nicht verarbeiten. Sie setzt ihre Katze an die Stelle des Opfers, um mit der Sache irgendwie umgehen zu können, verdrängt jedoch die tatsächliche Tötung, denn die macht ihr zu viel Angst. So was nennen die Psychologen Verschiebung . Man nimmt etwas aus dem üblichen Kontext heraus und stellt es in einen anderen Kontext, in diesem Fall: Morris. Auf Morris werden alle Ängste übertragen und all das Grauen, das sie sonst für die ermordete Frau empfunden hätte.« Melrose war ziemlich stolz auf seine Theorie. »Also, was denken Sie?«
    »Über Morris? Morris wurde entweder entführt oder ermordet.« Jury nahm einen Schluck.

13. KAPITEL
    Sie fuhren mit zwei Autos, und Melrose bestand darauf, dass Jury hinter ihm herfuhr.
    »Warum?«
    »Falls mein Wagen liegen bleibt.«
    »Ihrer ist ein Rolls-Royce, meiner ein Vauxhall von zweifelhafter Herkunft und mit einer Million Meilen auf dem Buckel. Also, welches Auto wird wohl eher liegen bleiben?«
    »Meins.« Als Melrose den Motor anließ, ertönte ein sattes Brummen wie aus Yo-Yo Mas Cello.
    »O je, stimmt. Das Geklapper und Geratter ist ja ohrenbetäubend.«
    »Ich warte auf Sie«, rief Melrose Jury hinterher. »Und nicht vergessen, wir halten an, falls wir ein Little Chef sehen.«
    Zwanzig Meilen später, weit hinter Leighton Buzzard, kam schließlich eines. Melrose fuhr von der Straße ab auf den Parkplatz.
    Das Schnellrestaurant leuchtete frisch und hell, als wäre es eben auf Hochglanz poliert worden. Richtig selbstvergnügt wirkte es mit seinen schwarz-weiß-karierten Tischdecken.
    Melrose studierte die Speisekarte.
    Jury sparte sich die Mühe. »Ich kann Ihnen gleich sagen, was drinsteht. Ich habe es oft genug gelesen.«
    »Ich schaue aber gerne rein.«
    »Dann lassen Sie mich so lange von der Party bei den Rexroths erzählen, wohin, da bin ich mir sicher, die Ermordete zu gehen beabsichtigte.« Jury tat es, inklusive der Gästeliste.
    »Machen Sie keine Witze. Harry Johnson war auf der Party?«
    »Er stand jedenfalls auf der Liste. Ob er tatsächlich dort war, ist fraglich.«
    »Das Haus liegt nicht weit vom Black Cat entfernt?«
    »Ich schlussfolgere daraus nicht unmittelbar, dass er die Frau kannte.«
    »Nein, Sie schlussfolgern bloß unmittelbar, dass er sie ermordet hat.«
    »Jetzt reden Sie keinen Blödsinn.«
    »Blödsinn? Sie sind doch hochentzückt, dass Sie endlich wieder einen Grund haben, Harry Johnson nachzustellen. Ah, da ist ja unsere Bedienung.«
    Die Bedienung, deren Namensschildchen sie als »Sonia« auswies, kam auf quietschenden Gummisohlen und mit einem breiten, aufgesetzten Lächeln daher. »Sind wir so weit?«
    »Nein.«
    »Ja.« Jury deutete auf die grellfarbene Abbildung des Gerichts, das er haben wollte.
    Melrose sagte: »Ich nehme die Pfannkuchen mit Würstchen.« Die Bedienung ging. »Jetzt, wo Sie einen Mordfall lösen und sich mit einer verschwundenen, womöglich sogar ermordeten Katze herumschlagen müssen – wieso fahren wir da nach Bletchley Park?«
    »Wegen Sir Oswald Maples.«
    »Hat er Sie darum gebeten?«
    »Nein. Ich interessiere mich für die mysteriösen Verfahren der Codeentschlüsselung im Zweiten Weltkrieg, und er ist auf dem Gebiet Experte, und ich möchte einfach gern darüber reden.«
    Jury sah eine mindestens zwölfköpfige Familie hereinkommen und sich dreier zusammengeschobener Tische bemächtigen. Allesamt waren sie dick und fett. »Warum sind Sie mitgekommen, wenn Sie Bletchley Park nicht sonderlich interessiert?«
    »Ganz einfach. Weil es in der Nähe von Milton Keynes liegt, und das ist bloß fünfzig Meilen von mir zu Hause. Wir könnten
einen Großteil des Tages damit verbringen, meinen Single-Malt-Whisky im Glase zu schwenken, und uns danach in den Jack and Hammer begeben, wo wir das Glas noch ein wenig weiterschwenken.«
    »Verzeihung, aber die Einladung kann ich nicht annehmen. Ich muss zurück nach London.«
    Melrose war enttäuscht. »Sie waren

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