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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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etwas ändern.
    Die Küchentür schwang wieder auf, und Mrs. Tobias kam ins Esszimmer, in der Hand eins von Jaspers kleinen Spielzeugautos. »Und raus mit den Dingern aus meiner Küche!« Sie stand im Esszimmer und rief ins Leere: »Noch so ein Streich, und du fliegst hier raus, du Schlingel, ob Flitterwochen oder keine!« Das silberne Auto wurde wie ein Fehdehandschuh zu Boden geworfen. »Au weia, wenn Mr. Harry mal auf so einem ausrutscht, dann fliegst du aber im hohen Bogen hier raus.«
    Jasper hatte ein ganzes Dutzend von diesen Corgi-Autos.
Ständig stolperte man darüber. Auf der Treppe oben war Mrs. Tobias auf eines getreten und beinahe kopfüber unten gelandet, wenn sie sich nicht gerade noch rechtzeitig am Geländer hätte festhalten können. Jasper rollte die Dinger immer mit Vorliebe auf Mungo und die Katze Schrödinger zu, wenn sie schliefen. Mungo hatte es gründlich satt, ständig Autos auf die Schnauze gehauen zu kriegen.
    Jasper Seines. Der Name klang wie Niesen oder Zischen. O ja, er würde unbedingt etwas gegen Jasper Seines unternehmen müssen.
    Er rutschte hinunter, um einen kurzen Blick auf Schrödingers Kätzchen zu werfen, die immer noch in der untersten Schublade des Schreibsekretärs im Musikzimmer schliefen. Ausgestreckt lagen sie da, auch Mungos Liebling, Elfchen, das inzwischen aber fast zu groß war, um am Nacken gepackt herumgetragen zu werden, was Schrödinger aber schaffte.
    Es wurde allmählich Zeit, dass Jasper Leine zog. Mungo wunderte sich, dass Harry ihn noch nicht abgemurkst hatte. Zwar hatte er Harry wahrhaft bösartige Blicke auf den Jungen werfen sehen, doch war Harry (wie immer ) den eleganten Weg gegangen – und zwar dergestalt, dass er Mrs. Tobias gegenüber, seiner Haushälterin und mitunter Köchin, ganz subtil hatte anklingen lassen, Jasper würde doch sicher in der Schule eine ganze Menge versäumen …! Den subtilen Hinweis hatte Mrs. Tobias aber nicht verstanden, und so konnte Harry ihr ja eigentlich auch eine etwas robustere Botschaft zukommen lassen, indem er Jasper die Kellertreppe hinunterstieß.
    Mungo betrachtete die Kätzchen, als handelte es sich um ein leckeres Lakritzsortiment. Er sah eines, das sogar noch kleiner war als Elfchen, und wollte es gerade hochheben, als Schrödinger herübergetappt kam, um ihm diesen ganz besonderen Spaß gründlich zu verderben. Schrödinger war schwarz wie Tintenfischtinte und hatte fast genauso viele Tentakel, oder jedenfalls kam es Mungo so vor, als die Katze sich dranmachte, ihn zu verscheuchen.

    Lass den Quatsch, versuchte er ihr zu vermitteln. Ich tu doch gar nichts. Sie starrte ihn mit großen Augen an und weigerte sich, eine Rückbotschaft zu schicken, fand es vermutlich unter ihrer Würde.
    In diesen lautlosen Zustand hinein platzte also Jasper Seines. »Na, na, na, schau mal, was ham wir’n da?«, äffte er einen Londoner Revierpolizisten nach und packte dabei unvermittelt, wie ein Zauberer, der einen Gegenstand aus der Luft greift, plötzlich eins der Kätzchen beim Schwanz. Das kleine Ding kreischte, was Jasper daraufhin wilde Attacken von beiden Seiten eintrug: Schrödinger verkrallte sich in seinem Bein, Mungo schlug dem Knaben seine scharfen Zähne in den Fußknöchel.
    »Ihr Scheißviecher! Verpisst euch!«
    Das Kätzchen plumpste zurück in die Schublade, Jasper Seines schrie, und als er Mungo nicht abschütteln konnte, schrie er noch mehr. Heulend lief er zu Mrs. Tobias. Aus seinem Teiggesicht stoben die Tränen, als wollten selbst die sich so weit von Master Seines flüchten, wie sie nur konnten.
    Weder Schrödinger noch Mungo hielten etwas von dem alten Sprichwort: Der Feind meines Feindes … Trotzdem, dachte Mungo, wenn sie (dieses eine Mal) an einem Strang zogen, könnten sie Jasper Seines vielleicht loswerden.
    Schrödinger sprang in die Schublade, um dafür zu sorgen, dass ihrer Brut kein weiteres Unheil zustieß. Mungo verließ das Musikzimmer und tappte über den herrlich polierten Parkettboden, um sich dann in Küchennähe niederzulassen und zu sehen, was gespielt wurde.
    Tränenreich bestritt Jasper Seines jeglichen Unfug seinerseits. »Nein, ich hab gar nix gemacht …«
    »Allmählich reißt mir der Geduldsfaden, du Schlingel.«
    Mungo seufzte. Mrs. Tobias ließ sich nicht so leicht an der Nase herumführen.
    »Okay, dann geh ich nach Hause! Hier gefällt’s mir sowieso nich!«

    Was für ein Nichtsnutz, dieser Neffe. Doch was für eine vielversprechende Kurzunterhaltung. Jetzt brauchte Mungo

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