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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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einer kleinen Flasche Cinzano aussah.
    Joey rannte im Kreis um das Pferd und den Ziegenbock und bellte. Es klang nach einem gemäßigten, gemessenen Bellen, wie zu einem bestimmten Zweck gedacht.
    Der hochgewachsene Mann neigte den Kopf grüßend in Jurys Richtung. Jury erwiderte die Geste, als im gleichen Moment Ruthven, Melrose Plants Diener, die Tür öffnete. Ruthven war höchst überrascht über das Duo an der Küchentür, das offensichtlich gemeinsam angekommen war.

    »Superintendent Jury! Aber treten Sie doch ein.«
    Überhaupt nicht zu wundern schien sich Ruthven über den Anblick des anderen Besuchers, der offensichtlich schon einmal hier gewesen war. »Und Mr. Jarvis, kommen Sie herein.«
    Jury trat durch die Tür. »Vielleicht schauen Sie mal nach dem Hund da draußen, der die anderen Tiere belästigt.« Als Jarvis außer Hörweite war, sagte Jury: »Das ist bestimmt seiner, meinen Sie nicht?«
    »Ich weiß es nicht. Lord Ardry erwartet Sie im Salon. Wenn Sie mir bitte folgen …«
    »Ach, machen Sie sich keine Mühe, Ruthven. Ich weiß, wo es langgeht. Kümmern Sie sich um Ihren Besucher.«
    Ruthven machte einen Diener und ging in Richtung Küche.
    In dem gediegenen, behaglichen Salonzimmer stand Melrose an einem der hohen Fenster und unterhielt sich mit jemandem, der draußen davor stand – vermutlich Mr. Blodgett. Blodgett kam regelmäßig an die Fenster, entweder um vor Melroses Tante Agatha wilde Grimassen zu schneiden oder um eine Forderung anzubringen oder um Melrose über Ereignisse, die auf dem Landsitz vor sich gingen, auf dem Laufenden zu halten. Das heutige Ereignis (wie Jury wohl wusste) war die Anwesenheit eines Hundes.
    »Was Sie nicht sagen«, sagte Melrose an Himmel und Erde gewandt, während er sich aus dem Fenster lehnte. »Da haben Sie völlig recht, Blodgett. Glauben Sie, der hat Tollwut oder so?«
    »Machen Sie sich doch nicht lächerlich«, sagte Jury, zu ihnen ans Fenster tretend. »Es ist bloß ein alter Hund. Der gehört bestimmt dem Mann in der Küche, Jarvis? Ich habe Ruthven bereits informiert.«
    »Ich habe die Haustür gar nicht gehen hören. Wie lange sind Sie denn schon da, dass Sie mehr wissen als ich?«
    »Das ist ja keine Kunst.« Mit dem Ellbogen Melrose beiseiteschiebend, beugte Jury sich nun aus dem Fenster. Er konnte sehen, wie Aghast von Joey herumgetrieben wurde, während
Aggrieved scheinbar gleichgültig zusah. Den Gesichtsausdruck des Pferdes konnte Jury zwar nicht sehen, doch ließ sich die Gleichgültigkeit an seinem zurückgeworfenen großen braunen Kopf erkennen. Aggrieved schaute ein Weilchen zu und mampfte dann weiter Gras.
    »Der Hund tollt eben ein bisschen herum. Hallo, Mr. Blodgett.«
    »Tag, Mr. Jury. Schön, Sie mal wiederzuseh’n. Also, ich muss los, hab was zu erledigen. Dachte bloß, vielleicht woll’n Sie ja Bescheid wissen von wegen dem Hund.« Blodgett, der keinerlei Anstalten machte zu gehen, fuhr fort: »Sieht nach so was wie Hirtenhund aus.«
    Da kam Ruthven herein, und Melrose winkte ihn zu sich ans Fenster. »Da draußen ist ein Hund, Ruthven. Wissen Sie, was mit dem los ist?«
    Ruthven, der gleichsam schwebte, wenn er sich bewegte, glitt sanft über den Perserteppich. »Ich nehme an, der gehört dem Mann in der Küche, Jarvis.«
    »Ach so. Erst habe ich einen Hund im Garten und jetzt auch noch einen Mann in der Küche. Gütiger Himmel, eine Zwergenarmee könnte hier einfallen, und ich würde als Letzter davon erfahren. Voilà!«
    Alle drei – vier, wenn man Mr. Blodgett draußen mitzählte – begaben sich an ein Fenster auf der anderen Seite des Kamins, von dem aus man bessere Sicht auf die Ställe hatte. Joey versuchte immer noch, Aghast, den Ziegenbock, umherzutreiben. Aggrieved schaute zu.
    »Schaut ihn euch an! Wie der Aghast anbellt. Was glaubt der eigentlich, wer er ist?«
    »Ein Hund«, erwiderte Jury. »Sieht nach Hüten und Treiben aus.«
    Melrose musterte ihn fragend. »Hüten und Treiben?«
    »Nun, wie Blodgett sagte, scheint er ein Hirtenhund zu sein. Aggrieved und Aghast haben offenbar nichts gegen ihn.«

    »Wenn’s ein Border Collie ist«, bemerkte Ruthven, »macht er vermutlich unablässig weiter …« Dann, eingedenk der Tatsache, dass es ihm nicht zustand, hier seine Meinung beizusteuern, schwebte Ruthven ab.
    »Moment. Wer ist in der Küche?«
    Ruthven drehte sich um. »Jarvis, Sir. Sie erinnern sich.«
    »Ach, der. Dann ist es also sein Hund?«
    »Würde ich meinen. Martha hat ihm etwas zu essen

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