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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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»Ist er denn Ihretwegen extra kurz stehen geblieben?«
    »Hm, nein, nicht direkt.«
    Alle musterten Jury nun grimmig. Er wusste auch, warum. Sie wollten einen Namensgebungswettbewerb abhalten, und er würde ihnen mit seinem »Joey« womöglich einen Strich durch die Rechnung machen.
    Richtig . Trueblood sprach es aus. »Wir müssen ihm einen Namen verpassen.«
    Inzwischen war Theo Wrenn-Browne hereingekommen und hatte sich ganz unaufgefordert einen Stuhl hergezogen, den er zwischen Trueblood und Diane schob. Er rief zu Dick Scroggs
hinüber, der an der Theke über das Sidbury-Käseblättchen gebeugt war, und verlangte einen Gimlet. Er hätte mehr Glück gehabt, wenn er nach den Heiligen Drei Königen verlangt hätte.
    Dann verlegte er sich darauf, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Superintendent! Haben Sie in letzter Zeit irgendwelche Fälle gelöst?« Gewieher und Eselsgeschrei war genau das, wonach Theos Gelächter sich anhörte. Nach Gewieher. »Wo bleibt mein Drink? Dick!«
    Dick schnäuzte sich ausgiebig in ein riesiges Taschentuch und widmete sich dann wieder seiner Zeitung.
    »Ach, das ist aber doch wirklich …« Theo schob seinen Stuhl zurück und stapfte an die Theke.
    »Sollen wir für die Namensfindung genauso verfahren wie bei Aghast?«, fragte Joanna Lewes, Autorin kommerziell erfolgreicher Bücher.
    »Da hat aber niemand gewonnen«, erinnerte sie Diane. »Melrose hat alle unsere Vorschläge verworfen und seinen eigenen Namen genommen.«
    »Nun ja, es war ja auch mein Ziegenbock. Im Übrigen kam ja eigentlich Agatha darauf, per Zufall natürlich. Sie war ›aghast‹, entgeistert, sozusagen, dass ich einen Ziegenbock hatte.«
    »Okay, schon gut.« Trueblood beugte sich zum Nebentisch hinüber und griff nach ein paar kleinen Papierservietten, die er wie ein gewiefter Kartenspieler an die Runde verteilte.
    Jury seufzte. »Ich habe keine Zeit, wieder bei einem Ihrer Wettbewerbe zu verweilen. Ich muss noch nach Chesham.«
    »Sie meinen, Amersham?«, fragte Trueblood.
    »Nein, ich meine Chesham. Danke.« Der Dank galt Dick Scroggs, der Jury gerade ein Glas Adnams gereicht hatte. »Davon abgesehen hat der Hund bereits einen Namen: Joey.«
    Diane sagte: »Ja, aber Sie wissen doch nicht, ob das sein echter Name ist.« Sie tippte mit dem Zahnstocher, auf den gerade eben noch die Olive in ihrem Martini gespießt gewesen war, an den Rand ihres Glases.

    Jury wusste, dass es bei dieser Gesellschaft überhaupt keinen Sinn hatte, Vernunft walten zu lassen, trotzdem war er kraft seines Berufes immer dazu verdammt, es zu versuchen. »Dann ist ›Aggrieved‹ also echt? Ist ›Aghast‹ der echte Name des Ziegenbocks?«
    »Aber selbstverständlich. Wir haben ihn so genannt.«
    Das leuchtete ein. Jury trank sein Bier zur Hälfte aus und stellte es hin. »Ich muss dann los. Ich bin mit meinem Sergeanten in Chesham verabredet.«
    »Jawohl, alter Kämpe. Sie haben uns gar nicht erzählt, was in Chesham los war.«
    »Ein Mörderfindungswettbewerb. Bis später.«
    Sie starrten ihm mit offenem Maul hinterher, offenkundig höchst verwundert. Sollten sie ruhig.

30. KAPITEL
    Mungo war schon so lange geschäftig auf und ab gelaufen, dass er das Gefühl hatte, seine Pfoten müssten inzwischen ganz abgewetzt sein.
    Morris lag auf dem Teppich im Musikzimmer und schaute ihm zu. Sie gähnte und machte gemächlich die Augen zu. Die ewige Hin- und Herlauferei machte sie ganz müde. Wie übrigens das Meiste.
    Mungo blieb stehen. Wieso ist es eigentlich mein Problem? Hier geht’s schließlich um dich. Ich bin ja nicht derjenige, der wieder zurück nach Amerslum will.
    Amers-ham. Und überhaupt muss es Chesham heißen. Hab ich dir schon mehr als einmal gesagt.
    Mehr als einmal. Mehr als einmal. Er legte sich hin und versuchte, die Beine unter den Brustkorb zu klappen. Hast du etwa mehr Gelenke als ich?
    Keine Ahnung. Morris gähnte wieder: Wie willst du mich denn zurück nach Chesham schaffen?
    Mungo gab keine Antwort, sondern trottete zum Walnusssekretär hinüber und betrachtete den Haufen Kätzchen in der untersten Schublade, hielt Ausschau nach Elfchen. Er brauchte was zum Entspannen. Die Kätzchen waren wild durcheinandergewürfelt. Gab’s eigentlich auf der ganzen weiten Welt bloß noch schwarze Katzen? Kein Wunder, dass Mrs. Tobias meinte, Morris sei Schrödinger. Erstaunlich, dass die zwei Katzen hier im Haus nebeneinander existieren konnten, ohne dass jemand was merkte.
    Mungo rollte zwei Kätzchen von dem

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