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All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman

Titel: All die schoenen Toten - Ein Inspektor-Jury-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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sagte Jury, inzwischen ziemlich gereizt. Sie befanden sich in der Nähe des Zentrums von Long Piddleton, sofern man überhaupt von einem ›Zentrum‹ reden konnte. Es verfügte aber über einen hübschen Dorfanger, wo ein flacher kleiner See eine Entengroßfamilie beherbergte, von denen einige, wie vorhin die Schmetterlinge, trunken umhertrieben. Wieso, fragte sich Jury, das Gesicht in den Himmel gereckt, konnten eigentlich Menschen nicht von Luft trunken werden?
    »Übrigens haben Sie noch gar nichts von Ihrer Freundin erzählt,
Detective Inspector Aguilar. Ich nehme an, sie ist immer noch im Krankenhaus?«
    »Ja, es sieht nicht gut aus. Sie liegt im Koma.«
    Melrose blieb abrupt stehen. »Ach Gott, das ist ja schrecklich. Das tut mir leid.«
    Jury nickte stumm.
    Sie setzten ihren Spaziergang fort. Durch das Fenster der örtlichen Bücherei winkte Miss Tooley, die Bibliothekarin, ihnen zu. Melrose hob betrübt die Hand, um den Gruß zu erwidern. »Wie groß ist die Chance, dass sie wieder zu sich kommt?«
    »Das ist es ja – das weiß keiner so recht. Wenn nicht, hat sie etwas unterschrieben, woraus hervorgeht, dass sie keine Einleitung sogenannter ›heroischer Maßnahmen‹ wünscht. Der Arzt sagt, normalerweise wacht man aus einem Koma nach ein paar Wochen wieder auf oder gar nicht mehr.«
    Melrose schüttelte den Kopf. »Das tut mir aufrichtig leid.«
    Auf der anderen Seite des Dorfangers stand Vivian Rivingtons Haus. »So ein schönes Anwesen«, sagte Jury. »Gegen so ein Haus hätte ich auch nichts.«
    »Dann heiraten Sie sie doch. Ich wette, sie wäre entzückt.«
    Wie dämlich kann man eigentlich sein?, dachte Jury. »Ich wette, das wäre sie nicht. Ich habe ihr einmal einen Antrag gemacht und einen Korb bekommen.«
    Erneut blieb Melrose abrupt stehen. »Ist doch nicht wahr!«
    »Sie erinnern sich, sie war damals mit Simon Matchett verlobt. Hat ihn allerdings nicht geliebt, das war klar.«
    »Aus ihr bin ich noch nie schlau geworden.«
    »Ich weiß. Das liegt daran, dass Sie mit Blödheit geschlagen sind.«

29. KAPITEL
    Melrose klopfte beim Jack and Hammer ans Bleiglasfenster, worauf das Grüppchen am Tisch in der Erkernische hinausspähte und winkte. Alle außer Marshall Trueblood, der, anscheinend noch nicht fertig mit seinen morgendlichen Freiübungen, aufrecht dastand und sinnlos mit den Armen herumfuchtelte.
    Drinnen fragte Melrose schließlich: »Was um alles in der Welt haben eigentlich diese Verrenkungen zu bedeuten? Sollen das Winksignale sein? Wie auf Schiffen?«
    »Ich wollte Sie nur warnen«, erwiderte Trueblood. »Theo Wrenn Bindestrich Browne hat Sie beide gesehen und verlässt soeben seinen Laden, um hierherzukommen. Verflixt.«
    Jury begrüßte die vier – nein, fünf, denn da war auch noch Dick Scroggs, der Wirt des Pubs, der soeben eine neue Runde Drinks brachte. Nein, sechs, denn schon kam Mrs. Withersby, Dicks Zugehfrau, in ihren Schlappen angeschlurft. Sie hatte sich eine Zigarette hinters Ohr geklemmt und hoffte auf eine zweite, dazu ein Glas von ihrem Lieblingsbier.
    »Wrenn Bindestrich Browne? Was soll das denn heißen?«
    »Er glaubt, ein doppelläufiger Nachname macht mehr her.«
    Daraufhin Melrose: »Ich habe einen neuen Hund in Pflege. Ein Obdachloser hat bei mir angeklopft, und ich bin sicher, er hatte den Hund bei sich, was er aber verneinte, sodass wir nicht wissen, woher der Hund kommt. Hat sich verirrt oder so. Ist seinem Besitzer vielleicht entlaufen.«
    »Was für eine Art von Hund denn?«, erkundigte sich Diane Demorney.
    »Hütehund.«

    »Sennenhund«, sagte Jury, immer noch im Stehen.
    Melrose musterte ihn skeptisch. »Kennen Sie etwa den Unterschied?«
    Jury tat nonchalant. »Das sieht man diesem Hund einfach an.«
    Melrose musterte ihn grimmig, dann sagte er: »Lieber Himmel, jetzt setzen Sie sich doch endlich hin! Sie machen uns ja ganz nervös.«
    Jury schaute lachend auf das gemütlich um den Tisch lümmelnde Grüppchen. »Ja, ich sehe schon, Sie sind alle die reinsten Nervenbündel.«
    Diane Demorney, eine wertvolle Auszeit von ihrem Martini nehmend, fragte: »Hat der Hund einen Namen?«
    »Nein«, sagte Melrose.
    »Joey«, sagte Jury gleichzeitig.
    Alle starrten Jury an und verlangten den Beweis, woher er das wusste.
    »Steht auf seinem Halsband.«
    »Wann haben Sie denn sein Halsband gesehen?«, wunderte sich Melrose.
    »Das sagte ich Ihnen doch. Als ich hinten an der Küchentür wartete. Da lief auch der Hund herum.«
    Vivian Rivington musterte ihn grimmig.

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