Allan - Die Suche nach dem Ich (Band 2) (German Edition)
schwebte langsam auf ihn zu, doch konnte sich Allan trotzdem nicht schnell genug zur Wehr setzen. Er wusste in diesem Moment nicht, ob er sich das nur eingebildet hatte, jedoch glaubte er, für einen kurzen Augenblick das Gesicht des Moags gesehen zu haben. Es war grausam. Seine Haut war grau und beulig. Narben zierten es. Es glich Nomas Antlitz, doch hatte sie immer noch etwas Schönes an sich. Ihr Inneres kehrte sie nach außen, was der Moag nicht tat. Seine Lippen hingen in Fetzen, von denen graues, dickflüssiges Blut tropfte und sein Maul strotzte vor teils abgebrochenen, teils pflock spitzen Zähnen, die in alle Richtungen standen. Seine Augen waren schwarze Höhlen, nichts weiter. Er fragte sich, wie er sehen konnte, wenn er nur Augenhöhlen besaß. Vielleicht sah es nicht, sondern hatte einen ausgeprägten Hör- und Geruchssinn, mit dem er seine Feinde erspähen konnte. Dieses Bild nahm Allans Gedanken völlig ein. Es schien ihn hypnotisieren zu wollen. Doch plötzlich drang eine liebliche, vertraute Stimme in seinen Schädel ein.
»Allan!«, rief diese. Es war Sinalia, die ihn zurück ins Hier und Jetzt holen wollte. Sein Blick wurde klar und er bemerkte, dass es zu spät war. Der Moag stieß ihn zu Boden und schlug mit seinen Klauen in seine Richtung. Allan drehte sich zu Seite, doch folgte schon der nächste Hieb, welchem er nur haarscharf entgehen konnte. Er schaffte es, aufzuspringen und richtete sein Schwert auf seinen Gegner, den er damit jedoch nicht abschreckte. Er stürmte auf ihn zu. In diesem Moment sah er, wie Hone und Sinalia mit gezückten Waffen von hinten auf den Moag zuliefen und auf seine Stacheln einschlugen. Diese schienen robuster zu sein, als sie den Anschein hatten, denn die Schwerter seiner Gefährten prallten ab, entglitten ihren Händen und flogen im hohen Bogen durch die Luft. Sie landeten auf dem Käfig, der daraufhin seine elektrischen Stöße von sich gab. Das Mädchen begann zu schreien.
Der Moag holte aus und schlug zuerst Hone, dann Sinalia seine Krallen ins Gesicht. Sie stürzten unsanft zu Boden und schienen das Bewusstsein verloren zu haben. Sein Gegner hatte immer noch den Rücken zu Allan gekehrt. Er nutzte die Situation und ließ sein Schwert auf ihn niederfliegen. Dieser wandte sich schlagartig um, schlug ihm seine Waffe aus der Hand und seine Pranke ins Gesicht. Er flog durch die Höhle, prallte gegen die harte Steinwand und knallte mit dem Kopf auf dem Boden auf. Sein Schädel dröhnte, seine Augen wurden schwer. Nur noch schemenhaft konnte er sehen, dass der Moag in den Käfig schwebte und sich die Kleine schnappte. Dann fielen seine Lider zu und vollkommene Schwärze umgab ihn.
Kapitel 6
Allan schreckte auf. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hatte einen Albtraum gehabt. Ein Mädchen war entführt worden und drohte, von den Moags getötet zu werden. Doch als er merkte, wo er sich befand, wusste er, dass es kein Traum gewesen war. Er erinnerte sich an das, was geschehen war. Der Schlag dieses Ungetüms war gewaltig gewesen. Er hatte nicht geglaubt, ihn zu überleben. Aufgeregt blickte er sich nach seinen Freunden um. Sinalia und Hone kamen langsam zu sich. Allan richtete sich auf und ging zu ihnen rüber.
»Ist alles in Ordnung bei euch?«, fragte er sie, während er sich an die Stirn fasste. Er schaute auf seine Finger, an denen frisches Blut haftete. Sie waren scheinbar nicht allzu lange bewusstlos gewesen, doch durften sie keine Zeit verlieren.
»Er hat das Mädchen mitgenommen«, verwies Sinalia auf den leeren Käfig, während sie die Schwerter von ihm herunternahm. Scheinbar hatte der Moag den Strom abgeschaltet, so konnten sie ohne Probleme ihre Waffen an sich nehmen.
Allan begab sich an die Vorrichtung, die verschlossen war. Er gab erneut die Kombination Erde, Luft, Feuer, Wasser ein und betätigte somit den Mechanismus. Diesmal zögerte niemand von ihnen, hinunterzusteigen.
Während sie die Leiter hinabstiegen, hörten sie mehrere Geräusche, die von den Moags zu kommen schienen. Doch auch eine menschliche Stimme war zu vernehmen. Sie klang Allans sehr ähnlich. Er erinnerte sich an das, was Sinalia und Noma ihm erzählt hatten: dass er einen Doppelgänger hatte. Dann musste er an den ominösen Maskenträger aus dem Sumpf denken. Er war anscheinend der Anführer der Moags und er schien sein Doppelgänger zu sein. Allan schauderte es erneut bei dem Gedanken, dass er jemanden gegenübertreten würde, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten sein
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