Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
Vom Netzwerk:
Auffassung vor, die Masai hätten eine weitere Verfolgung als aussichtslos angesehen, als sie feststellen mußten, daß wir die Missionsstation, deren Wehrhaftigkeit sie offensichtlich kannten, erreicht hatten. Wie irrig diese Auffassung war, sollte sich bald herausstellen. Nachdem die Späher wieder gegangen waren und auch Flossie und Mrs. Mackenzie sich zur Nachtruhe begeben hatten, kam Alphonse, der kleine Franzose, zu uns, und Sir Henry, der sehr gut Französisch spricht, bat ihn, zu erzählen, was ihn nach Zentralafrika verschlagen hatte. Er tat es auch, aber in einem so herrlichen Kauderwelsch, daß es mir schwerfällt, es hier wiederzugeben.
    »Mein Großvater«, begann er, »war Soldat der Garde und diente unter Napoleon. Er war bei dem Rückzug aus Moskau dabei und lebte zehn Tage von seine eigene Gamaschen und ein Paar, das er hatte gestohlen von eine Kamerad. Er war immer betrunken – er starb betrunken, und ich kann mich erinnern, daß isch 'abe gespielt Trommel auf seinem Sarg. Mein Vater ...«
    An dieser Stelle machten wir den Vorschlag, er solle doch die Geschichte seiner Vorfahren nicht in allzu epischer Breite vortragen und lieber etwas schneller auf seine eigene Geschichte zu sprechen kommen.
    »Bien, messieurs!« sagte der drollige kleine Mann und machte eine höfliche Verbeugung. »Isch wollte nur demonstrieren, daß das militärische Prinzip nischt vererbbar ist. Meine Großvater war ein großartige Mann, eine Fresser von Feuer und Gamaschen, mehr als sechs Fuß groß, breite Proportion. Sein Erkennungszeichen war sein Moustache. Isch 'abe geerbt den Moustache und – und sonst nichts.
    Messieurs, isch bin eine Koch und isch bin geboren in Marseille. In diese schöne Stadt isch 'abe verbracht meine glückliche Jugend. Viele Jahre isch 'abe gespült die Teller in Hotel Continental. Ah, das war goldene Zeit!« Er gab einen tiefen Seufzer von sich. »Isch bin ein Franzose. Muß isch noch sagen, Messieurs, daß isch bewundere Schönheit? Nein; isch bewundere alles, was ist schön. Messieurs, wir lieben alle Rosen in einem Garten, aber wir pflücken nur eine. Isch pflückte eine, Messieurs, aber sie stach mir in den Finger. Sie war eine Zimmermädchen und hieß Annette. Sie 'atte eine 'inreißende Figur und das Gesischt von eine Engel, und ihr 'erz – hélas, Messieurs, das isch 'ätte gern besessen! – war schwarz und glitschig wie eine frischgefettete Stiefel. Isch liebte sie bis zur Raserei isch betete sie an bis zur Verzweiflung. Sie er'ob misch – in jeder 'insicht; sie inspirierte misch. Nie zuvor 'atte isch gekocht wie isch jetzt kochte (denn in 'otel sie 'atten misch befördert), wo Annette, meine 'eißgeliebte Annette, misch anläschelte. Nie ...« – seine männliche Stimme verfiel in ein herzzerreißendes Schluchzen – »nie isch werde wieder so gut kochen.« Dann brach er in Tränen aus.
    »Kopf hoch!« versuchte Sir Henry ihn aufzumuntern und klopfte ihm kräftig auf den Rücken. »Man weiß nie, was noch alles passieren kann. Ihrem Essen von heute nach zu urteilen, sind Sie jedenfalls schon wieder auf dem besten Wege der Genesung.«
    Alphonse hörte auf zu weinen und begann seinen Rücken zu massieren. »Monsieur will bestimmt misch trösten, aber seine 'and ist sehr schwer. Isch erzähle weiter: Wir liebten uns, und wir waren beide glücklisch mit der Liebe von die andere. Die Vögel in ihre kleine Nester konnten nicht glücklischer sein als Alphonse und seine Annette. Dann kam der Schlag – sapristi! – isch darf nischt daran denken! Messieurs werden vergeben, wenn isch weine. Isch hatte eine schleschte Los; ich wurde 'erangezogen zu Militärdienst. So wollte Schicksal sisch räschen an misch, weil isch Herz von Annette gewonnen hatte.
    Der schrecklische Moment kam; isch mußte gehen. Isch versuchte wegzulaufen, aber brutale Soldaten fingen misch wieder ein und schlugen misch mit Kolben von Muskete, bis sisch die Spitzen von meinem Moustache vor Schmerz aufrollten. Isch 'atte eine Cousin, eine Tuch'ändler, wohl'abend, aber sehr 'äßlisch. Er 'atte eine gute Nummer gezogen, und er 'atte Mitleid mit mir, als sie misch mit dem Gewehr knufften. ›Dir, mein liebe Cousin‹, sagte isch zu ihm, ›dir, in dessen Adern fließt das blaue Blut von unserem 'elden'aften Großvater, dir vertraue isch Annette an. Wache gut über sie, während isch jage nach Ruhm auf dem Feld der Ehre.‹
    ›Sei guten Mutes‹, sagte er, ›das werde isch tun.‹ Und – verdammt – das tat er auch; und

Weitere Kostenlose Bücher