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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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letzte Strahl der untergehenden Sonne wie ein goldener Pfeil auf sein bleiches Antlitz und tauchte es wie in einen goldenen Heiligenschein. Dann erklangen die Fanfaren, die Platte senkte sich, und die sterbliche Hülle unseres geliebten Freundes stürzte in den Flammenofen.
    Nie wieder werden wir einen solchen Mann sehen, und wenn wir hundert Jahre alt werden. Er war der fähigste Mann, der vollkommenste Gentleman, der treueste Freund, der anständigste Kerl und, ich glaube, der treffsicherste Schütze in ganz Afrika.
    Und so endete das so bemerkenswerte und abenteuerliche Leben des Jägers Quatermain.
     
    Seither haben sich die Dinge sehr gut für uns entwickelt. Good ist seit einiger Zeit voll damit beschäftigt, eine Marine auf dem Milosis-See und einem anderen der großen Seen aufzubauen, mit deren Hilfe wir hoffen, Handel und Gewerbe entscheidend entwickeln zu können und darüberhinaus einige aufrührerische und kriegerische Bevölkerungsgruppen, die an den Seeufern leben, zur Raison bringen zu können.
    Der arme Kerl! Es gelingt ihm allmählich, über den tragischen Tod jener fehlgeleiteten und doch so schönen Frau, Sorais, hinwegzukommen. Es war wirklich ein schwerer Schlag für ihn, denn er liebte sie von ganzem Herzen. Ich hoffe jedoch, daß er über kurz oder lang eine geeignete Frau findet, die er heiraten kann, und daß über dieses tragische Ereignis allmählich Gras wächst. Nylephta hat schon ein oder zwei junge Damen ins Auge gefaßt, darunter eine von Nastas Töchtern (er selbst war Witwer), ein prächtiges, stattliches Geschöpf. Für meinen Geschmack hat sie jedoch zuviel von dem intriganten und gleichzeitig hochmütigen Charakter ihres Vaters an sich.
    Was mich betrifft, so weiß ich kaum, wo ich anfangen soll, wenn ich all das beschreiben will, worum ich mich tagtäglich kümmern muß. Also ist es das Beste, ich fange gar nicht erst damit an, sondern begnüge mich damit, zu sagen, daß ich im großen und ganzen recht gut mit meiner seltsamen Stellung als Prinzgemahl zurechtkomme – besser jedenfalls, als ich von Rechts wegen hätte erwarten können. Aber natürlich ist nicht alles eitel Sonnenschein, und manchmal drückt mich die Last der Verantwortung recht schwer. Dennoch bin ich guter Hoffnung, in meinem Leben noch einiges Gute zustande zu bringen. Zwei großen Zielen will ich mich in erster Linie widmen: nämlich zum einen der Konsolidierung der zahlreichen Sippen, aus denen sich das Volk von Zu-Vendis zusammensetzt; und zwar unter einer starken Zentralregierung. Zum zweiten habe ich mir vorgenommen, die Macht der Priesterschaft zu brechen. Die erste dieser Reformen wird, wenn sie erfolgreich durchgeführt werden kann, endlich mit dem Übel der schrecklichen Bürgerkriege, die jahrhundertelang das Land verheerten, aufräumen. Die zweite wird, abgesehen davon, daß sie eine stetige Quelle politischer Unruhen zum Versiegen bringt, den Weg für die Einführung einer echten Religion ebnen, die diesen absurden Sonnenkult ersetzen soll. Ich hoffe, daß ich noch zu meinen Lebzeiten das Kreuz Christi auf der höchsten Zinne des Tempels sehen kann; und wenn nicht, dann sollen es meine Nachfahren können.
    Und noch etwas habe ich mir geschworen: Zu-Vendis von jeglichen Ausländern reinzuhalten. Es ist zwar kaum zu erwarten, daß nach der Schließung des letzten Verbindungsweges überhaupt noch einmal ein Fremder dieses Land betritt, aber sollte dies dennoch einmal der Fall sein, dann will ich ihn jetzt schon in aller Höflichkeit darauf hinweisen, daß er aus dem Land gewiesen werden wird, und zwar auf dem kürzesten Wege. Ich sage dies beileibe nicht aus einem etwaigen Gefühl der Ungastlichkeit heraus, sondern einzig aus dem Grunde, weil ich von meiner heiligen Pflicht überzeugt bin, daß ich diesem im großen und ganzen rechtschaffenen und warmherzigen Volke die Segnungen seiner relativen Unzivilisiertheit und Ursprünglichkeit erhalten muß. Was könnte meine tapfere Armee schon ausrichten, wenn irgendein blutrünstiger Abenteurer auf die Idee käme, uns mit Feldhaubitzen und Martini-Henrys anzugreifen? Ich kann nicht feststellen, daß das Schießpulver, der Telegraf, die Dampfmaschine, die Tageszeitungen, das allgemeine Wahlrecht usw., usf. die Menschheit auch nur um einen Deut glücklicher gemacht haben, als sie es vorher war, und ich bin sicher, daß all diese Dinge viel Böses mit sich gebracht haben. Ich bin nicht gewillt, dieses herrliche Land in die gierigen Hände von Spekulanten,

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