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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Schnauzbartes und seines weibisch anmutenden Gehabes.) »Er soll sich vorsehen, sonst stutze ich ihm seine Hörner. Hüte dich, kleiner Affe, hüte dich!«
    Zu seinem Unglück jedoch lachte Alphonse, der inzwischen seine Furcht überwunden zu haben schien, immer lauter über »ce drôle d'un monsieur noir« . Gerade wollte ich ihm die Warnung zurufen, daß er besser damit aufhören solle, als plötzlich der riesige Zulu mit einem gewaltigen Satz von der Veranda sprang und vor Alphonse landete. In seinen Augen leuchtete eine Art bösartiger Begeisterung. Er begann, seine Axt im Kreise dicht über dem Kopf des Franzosen wirbeln zu lassen.
    »Bewegen Sie sich nicht!« rief ich. »Bleiben Sie ganz still stehen, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist. Er wird Ihnen nichts tun.« Ich bezweifle, daß Alphonse mich überhaupt hörte. Zu seinem Glück schien der Schreck ihn fast versteinert zu haben, so daß er sich auch ohne meine Warnung nicht vom Fleck rührte.
    Was dann folgte, war die außergewöhnlichste Darbietung mit dem Schwert, oder besser, mit der Axt, die ich jemals gesehen habe. Zuerst kreiste die Axt über Alphonses Kopf, mit einem scharfen Pfeifton und einer so immensen Geschwindigkeit, daß die Schneide aussah wie ein durchgehendes Band aus blitzendem Stahl. Der wirbelnde Kreis kam immer näher an den Kopf des unglückseligen Alphonse, bis er schließlich wie eine Sense durch den Haarschopf des Kochs fuhr. Plötzlich änderte der singende Kreis seine Richtung, und nun flog die Schneide buchstäblich am Körper des Franzosen entlang, immer auf und ab, nie mehr als ein Achtelzoll von den Gliedmaßen entfernt, ohne sie jedoch auch nur zu streifen. Es war ein faszinierender Anblick: Der kleine Mann, dem offenbar klar geworden war, daß er sich nicht bewegen durfte, ohne einen raschen Tod zu riskieren, stand zur Salzsäure erstarrt da, während sein schwarzer Peiniger sich drohend über ihm erhoben hatte und ihn mit den stählernen Blitzen seiner Axt gleichsam einwickelte. Dies ging so länger als eine Minute, bis ich plötzlich das pfeifende Ungeheuer seitlich am Kopf des Franzosen vorbeihuschen sah. Es folgte ein bogenförmiger Schwung nach außen, und dann blieb die Schneide abrupt hoch erhoben in der Luft stehen. Ein schwarzes, buschiges Etwas fiel im selben Moment zu Boden; es war eine der hochgezwirbelten Bartspitzen des kleinen Franzosen.
    Umslopogaas lehnte sich auf den Stiel von Inkosi-kaas und brach in ein langanhaltendes, dröhnendes Lachen aus. Alphonse sank, überwältigt und ermattet vor Furcht, auf die Knie, während wir wie gebannt dastanden, noch immer gefangen in atemloser Faszination über diese Lehrstunde nahezu übermenschlicher Meisterschaft in der Handhabung einer Waffe. »Inkosi-kaas ist scharf genug!« rief Umslopogaas. »Der Hieb, der der Büffelkuh das eine Horn abschnitt, hätte ausgereicht, den Schädel eines Mannes vom Scheitel bis zum Kinn zu spalten. Nur wenige hätten ihn so führen können wie ich; und keiner hätte ihn außer mir so führen können, daß er nicht auch die Schulter mit abgehackt hätte. Sieh her, du kleines Kalb! Glaubst du noch immer, daß man ungestraft über mich lachen kann? Nur um Haaresbreite bist du dem Tode entronnen. Lache nicht noch einmal, sonst wird diese Haaresbreite schwinden! Ich habe gesprochen!«
    »Was soll diese Narretei?« rief ich Umslopogaas empört zu. »Bist du verrückt geworden? Zwanzigmal warst du nahe daran, den Mann zu töten!«
    »Und doch habe ich ihn nicht getötet, Macumazahn. Dreimal erschien in mir, als Inkosi-kaas noch über ihm kreiste, das Begehren, ihm ein Ende zu bereiten und sie ihm mit lautem Krachen durch den Schädel fahren zu lassen. Und doch tat ich es nicht. Nein, es war nur ein Scherz. Aber sag der ›Kuh‹, daß es nicht gut ist, einen wie mich zu verspotten. Und nun gehe ich mir einen Schild machen, Macumazahn, denn ich rieche Blut; fürwahr, ich rieche Blut. Hast du nie gesehen, wenn vor der Schlacht plötzlich die Geier am Himmel erscheinen? Sie riechen das Blut, Macumazahn, und meine Nase ist feiner als ihre. Dort hinten ist eine getrocknete Ochsenhaut; daraus werde ich mir einen Schild machen.«
    »Da haben Sie aber einen ungemütlichen Gefolgsmann bei sich«, sagte Mr. Mackenzie, der Zeuge dieser außergewöhnlichen Szene gewesen war. »Er hat Alphonse zu Tode erschreckt; schauen Sie doch nur!« Er machte eine Geste in die Richtung des kleinen Franzosen, der sich wieder aufgerappelt hatte und mit kalkweißem Gesicht

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