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Allan Quatermain

Allan Quatermain

Titel: Allan Quatermain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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dem Standard der Häuser gehe, an die ich mich während meiner langen Aufenthalte in Afrika gewöhnt hatte. Nun, dieses Haus, von dem ich spreche, stand keine fünfhundert Yard entfernt von der alten Kirche, neben der Harry seine letzte Ruhe gefunden hat. Dorthin begab ich mich, nachdem die Bestattungszeremonie beendet war, und nahm etwas zu mir; denn es ist nicht gut, fast Hungers zu sterben, auch wenn man soeben noch alle seine irdische Hoffnung zu Grabe getragen hat. Ich konnte jedoch kaum etwas herunterbekommen, und so verfiel ich bald darauf, unstet auf und ab zu gehen, oder besser ausgedrückt: zu humpeln – ich bin auf einer Seite lahm, seit mich einmal ein Löwe gebissen hat. Ich humpelte also auf und ab und hin und her und ging wie gehetzt in meinem Vestibül umher (mein Haus in England verfügt über ein solches). An allen vier Wänden dieses Vestibüls waren Gehörne angebracht – insgesamt wohl etwa hundert, deren Träger ich alle eigenhändig geschossen hatte. Es sind durchwegs prächtige Exemplare, da ich niemals Hörner behalte, die nicht in jeder Hinsicht makellos sind, es sei denn, daß dann und wann besondere Umstände und Erlebnisse, die mit ihrem Erwerb verbunden waren, mich dazu anhielten, sie als Andenken zu bewahren. In der Mitte des Raumes jedoch, über dem großen Kamin, befand sich eine von Jagdtrophäen freie Stelle; dort hatte ich alle meine Gewehre aufgehängt. Einige davon besaß ich schon seit vierzig Jahren – uralte Vorderlader, die heutzutage niemand mehr eines Blickes würdigen würde. Eines von ihnen war ein Elefantengewehr mit schmalen Streifen von Rimpi oder grüner Haut um den Griff und das Schloß, von der Art, wie die Holländer sie besaßen; »Roer« nennen sie es. Dieses Gewehr war von dem Vater des Buren, von dem ich es vor vielen Jahren gekauft hatte, wie er mir damals erzählte, in der Schlacht am Blutigen Fluß benutzt worden, kurz nachdem Dingaan in Natal eingefallen war und sechshundert Männer, Frauen und Kinder abgeschlachtet hatte, woraufhin die Buren jenen Ort, an dem sie gestorben waren, »Weenen« genannt hatten. Das heißt soviel wie »Ort des Weinens«. Und diesen Namen trägt das besagte Gewehr bis zum heutigen Tage, und es wird bis in alle Zeiten so heißen. Manch einen Elefanten habe ich mit dieser alten Büchse erlegt. Sie bedurfte lediglich einer Handvoll Schwarzpulvers und einer Kugel von drei Unzen Gewicht, und schon schoß sie wie der Teufel.
    So schritt ich also auf und ab, und mein Blick hing unverwandt auf den Gewehren und auf den Hörnern, die ich mit eben jenen Gewehren erbeutet hatte; und da erwuchs allmählich in mir eine große Sehnsucht – übermächtig regte sich in mir der Wunsch, fortzugehen von hier – fort von dem Orte, an dem ich satt und wohlgenährt lebe, wieder zurück in jenes wilde Land, in dem ich mein Leben verbracht hatte, in dem ich meine liebe Frau kennengelernt hatte und wo der arme Harry geboren wurde. Zurück in das Land, in dem ich so vieles, Gutes wie Böses, erlebt hatte. Der Hunger auf die Wildnis hatte mich wieder überkommen; ich konnte dieses Dasein hier nicht länger ertragen. Ja, ich würde fortgehen und so sterben, wie ich gelebt hatte: bei den wilden Tieren und den Eingeborenen. Und während ich noch in meinem Vestibül auf und ab schritt, erwachte in mir wieder die Sehnsucht, das Mondlicht zu betrachten, wie es silbrigweiß über den unendlichen Steppen glänzte und über dem geheimnisvollen Buschmeer; zu beobachten, wie in weiter Ferne das Wild in einer langen Linie über die Hügelkämme zum Wasser zieht. Leidenschaft kann übermächtig sein im Augenblick des Todes, so sagt man, und mein Herz war tot in jener Nacht. Jedoch – ungeachtet meines Leides – ich glaube, kein Mann, der vierzig Jahre lang ein Leben geführt hat wie ich, kann sich ungestraft und ohne Schaden an sich zu nehmen an ein Leben in diesem steifen, gespreizten und spröden England gewöhnen; dieses Land mit seinen kunstvoll zurechtgestutzten Hecken und seinen kultivierten Feldern, mit seinen steifen, förmlichen Umgangsformen und seinen Massen wohlgekleideter Menschen. Unweigerlich beginnt er, sich wieder nach dem herben Atem der Wüstenluft zu sehnen; ja – unerträglich wird in ihm diese Sehnsucht. Er träumt wieder von dem herrlichen Anblick der Zulu-Impis, wie sie in die Reihen ihrer Feinde hineinbrechen wie die Brandung auf einen Felsen, und sein Herz erhebt sich rebellierend gegen die Enge, die das Leben in der Zivilisation ihm

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