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Alle auf Anfang - Roman

Alle auf Anfang - Roman

Titel: Alle auf Anfang - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Zaplin
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hoch. Ihr ist kalt. Der Rücken tut weh. Wo ist sie?
    Sie setzt sich auf. Sitzt auf einem harten Stuhl in einem kleinen durchsichtigen Häuschen. Aber niemand sieht sie. Nur der Vogel muss irgendwo sein. Sie legt den Kopf in den Nacken und sieht durch das durchsichtige Dach in den grauen und immer heller werdenden Himmel.
Jasper setzt sich zu Anselm in den Strandkorb
    Ihre Arme und Beine berühren sich. Es ist wärmer so.
    »Enttäuscht?«, fragt Anselm. Jasper antwortet nicht. Er beugt sich vor, stützt die Ellbogen auf und den Kopf in die Hände. Anselm fällt auf, dass es jetzt genau umgekehrt ist: Der Junge sitzt links, auf der Fahrerseite, und er auf dem Beifahrerplatz. Es ist, als habe die Rückfahrt schon begonnen. Er lehnt sich zurück, gegen die bunt gestreifte Rückenlehne des Strandkorbs. Ein bisschen klamm ist es hier drin, sandig obendrein. Längst klebt der Sand an den Händen, als Anselm sich über die Lippen leckt, schmeckt es salzig.
    »Und jetzt?«, fragt er Jasper. Wie eingefroren sitzt der Junge da. Die Möwe ist ein paar Meter vor ihnen gelandet und bewegt den Schnabel ruckartig hin und her.
    »Neue Runde?«, bohrt Anselm weiter. Jasper schweigt hartnäckig.
    »Was ist eigentlich mit deiner Mutter?« Anselm beugt sich vor und nimmt die gleiche Sitzhaltung wie Jasper ein. Ihre Gesichter sind jetzt dicht nebeneinander.
    »Alma. Glaubst du, sie sucht dich schon?«
    Mit den Zehen gräbt Jasper im Sand. »Glaub nicht. Sie hat doch gesehen, wie ich abgehauen bin.«
    Jetzt ist Anselm hellwach. »Wo?«
    »Auf der Autobahn.«
    »Nach dem Unfall?«
    »Wann sonst, Mann? Sie hat mich doch dahin gejagt.« Heftig wühlt er den Sand auf. Die Möwe stößt einen Schrei aus und erhebt sich in die Luft. Beide sehen ihr nach.
    »Hat sie den Unfall mitbekommen?«, fragt Anselm.
    Jasper lehnt sich zurück. »Sie ist Ärztin. Sie kriegt immer mit, wenn sie helfen muss.« Es klingt bitter.
    »Dann hilft sie dir doch auch«, sagt Anselm.
    »Hundert pro«, stößt Jasper aus. Er zieht die Füße hoch, umschlingt die Knie.
    »Und wieso hat sie dich dann gejagt?«
    »Genau darum«, Jasper lacht knapp, »Jasper, hast du Französisch gemacht? Jasper, wann steht die nächste Schulaufgabe an? Jasper, du hast deinen Notendurchschnitt im Auge, ja? Jasper, du sollst nicht so viel vor dem Bildschirm hocken, du wirst immer träger, ich bin Ärztin, ich weiß, was das bedeutet. Mach mal Sport. Und hopp, Jasper, lauf, lauf, lauf!«
    Fast schreit er es. Seine Stimme hallt über den leeren, grauen Strand.
    »Und was kann die Frau dafür?«, fragt Anselm leise.
    »Welche Frau?«
    »Jasper, verdammt!« Hart packt Anselm den Jungen am Arm, bis er die Knie loslässt.
    »Die, deren Auto gegen den Brückenpfeiler geknallt ist. Ist die auch von deiner Mutter gejagt worden? Oder war das bloß ein Kollateralschaden in eurem kleinen Privatstreit?«
    Verständnislos starrt Jasper auf seine Füße.
    »Weißt du was?« Anselm steht auf und zieht sein Handy aus der Tasche. »Wir rufen sie jetzt an.« Er klickt ein paar Tasten an, sieht auf das Display. Jasper beobachtet ihn.
    »Teilnehmer unbekannt«, sagt Anselm erstaunt und klickt das Wiederholungssymbol an. »Die Nummer kenne ich nicht.«
    »Lass mich raten«, Jasper rutscht im Strandkorb vor bis zum Rand. Mit dem großen Zeh schreibt er ein paar Zahlen in den Sand. »Ist es die?«
    Anselm nickt. »Wie …«
    »Als du auf dem Klo warst, eben in der Raststätte. Ist aber keiner drangegangen.«
    »Du hast meine Taschen durchsucht.«
    »Sorry, hab sofort dein Handy gefühlt, ist mir quasi entgegengesprungen.«
    Abwechselnd starrt Anselm auf das kleine Display und in das Gesicht des Jungen. Der ist aufgestanden und stützt sich am Dach des Strandkorbs ab. »Jetzt mach schon«, sagt er leise, »ruf sie schon an.«
    Anselm drückt die Wähltaste. Dann stellt er auf Mithören. Laut hallt das Tuten zwischen den Strandkörben wider. Sechsmal. Siebenmal. Es knistert, dann sagt eine Männerstimme: »Ja?«
    Verwirrt dreht Jasper sich um. Anselm reicht ihm das Handy.
    »Hallo?«, fragt Jasper, ein bisschen zu laut. »Wer ist denn da?«
    Ein paar Sekunden lang herrscht Stille. Dann folgt ein heftiges Schaben und Stöhnen, schließlich ist eine Frauenstimme zu hören. »Jasper?«
    Es klingt etwas schrill. »Bist du das? Jasper?!!«
    Jasper wirft Anselm einen gequälten Blick zu, ehe er antwortet: »Ja, Mama.«
    »Oh, Gott sei Dank, Gott sei Dank. Wo bist du? Geht’s dir gut?«
    Im Hintergrund ist die

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