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Alle auf Anfang - Roman

Alle auf Anfang - Roman

Titel: Alle auf Anfang - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Zaplin
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Männerstimme wieder zu hören, undeutlich zwar, doch unmissverständlich fordernd.
    »Ja«, sagt Jasper, »wer ist denn da bei dir?«
    »Meine Gartenhilfe. Er hat dich gesehen. O Gott, Jasper.«
    Anselm macht ihm Zeichen, doch Jasper versteht ihn nicht. »Frag nach der Frau«, flüstert Anselm.
    »Was ist mit der Frau?«, fragt Jasper in die Sprechmuschel.
    »Sie lebt«, hallt Almas Stimme über den Strand, »ich habe im Kreiskrankenhaus angerufen, sie kommt durch. Jasper, hör zu, du musst sofort nach Hause kommen.«
    »Geht nicht so einfach, Mama«, Jasper legt den Kopf in den Nacken und beobachtet den Flug der Möwe am heller werdenden Himmel. »Wo bist du denn?« ist wieder Alma zu hören, »was ist denn das eigentlich für eine Handynummer?«
    Anselm deutet an, dass Jasper zum Ende kommen soll.
    »Gehört ’nem Freund«, sagt Jasper langsam, »ich bin …«, er sieht über den glänzenden Schlick, »… also, eigentlich am Meer.«
    Das Handy am Ohr, geht er ein paar Schritte zwischen den Strandkörben hindurch Richtung Wasser. Es ist still. Einen Moment lang hat Anselm den Eindruck, am anderen Ende sei aufgelegt worden.
    »Bremen«, hört er den Jungen sagen, »okay, mache ich.« Offensichtlich hat er den Lautsprecher ausgestellt.
    »He«, ruft Anselm ihm nach, »was ist los?«
    Jasper dreht sich um. Sieht ihn an. Holt weit mit dem Arm aus und schleudert das Handy in den Nebel überm Schlick. Fluchend stürzt Anselm hinterher. Jasper lacht.
    »Jetzt sind wir quitt.«
Fee im durchsichtigen Häuschen
    Schön, so ein Dach zum Hinausschauen. Zu Hause kann sie nie von drinnen den Vögeln beim Fliegen zusehen. Der Himmel wird immer heller. Trotzdem ist der Mond noch zu sehen. Und drei, vier, fünf, sechs Sterne. Fallen die Sterne vom Himmel, wenn der Morgen kommt? Vielleicht fallen sie auf das durchsichtige Dach. Dann braucht sie nur draufzuklettern, um sie einzusammeln. Das Dach ist ihr Sterntalerkleid. Und Sterntaler hat keine Angst.
    Da ist ein Flugzeug. Es zieht einen hellgrauen Strich durch den dunkelgrauen Himmel. Der Strich geht durch den ersten Stern, dann durch den zweiten und jetzt durch den dritten. Das sieht aus wie bei dem Zahlenbild. Man muss die Zahlen in der richtigen Reihenfolge miteinander verbinden, und dann entsteht das Bild. Aber das Flugzeug fliegt jetzt an den anderen Sternen vorbei. Und der Streifen hinter ihm wird immer weicher, immer breiter. Immer heller. Versinkt im Himmel.
    Ein Licht klopft an das durchsichtige Haus. Zwei Lichtbälle. Sie werden größer. Ein Brummen begleitet sie.
    Das kleine Mädchen springt auf.
Alma gewinnt die Kontrolle zurück
    Sie hält das Telefon in der Hand, als wäre es eine Fernbedienung. Ein paar Mal noch hat sie die Wiederholungstaste gedrückt, doch es kam keine Verbindung mehr zustande. Jetzt richtet sie das kleine Telefon auf den Mann, für den sie sich eben ausgezogen hat. Am liebsten möchte sie diesen Augenblick löschen.
    Ihr Blick fällt auf die Whiskyflasche, die noch immer auf dem Tisch vor dem Sofa steht. Ihre Hände greifen nach Flasche und Glas.
    Sie dreht sich um und geht zum großen Fenster, sieht hinaus in den Garten, in dem die Konturen der Büsche und Bäume inzwischen deutlich hervorgetreten sind. Der Mann, der diese Büsche im vergangenen Jahr einmal zugeschnitten hat, ist hinter ihr.
    »Mit dem Flugzeug?«, hört sie ihn sagen, »was kostet das: ein Flug? Von Bremen? Für sofort?«
    Er versteht mehr, als sie früher angenommen hat. »Nicht so viel«, sagt sie, »keine fünftausend Euro.«
    Jetzt steht er neben ihr, sieht aus dem Fenster wie sie. Wenn er sie nur nicht berührt. »Wie geht das?«, fragt er, »Flug buchen? Für Bremen, für Sohn, hier zu Hause?«
    Sie verschränkt die Arme vor der Brust. »Online. Mit Kreditkarte.«
    »Also auch die Fünftausend mit Kreditkarte.« Lauernd sieht er sie an.
    Sie schüttelt den Kopf. »Nur, wenn du ein Konto hast. Und das hast du doch nicht, oder?«
    Anstelle einer Antwort vertieft er sich in die Betrachtung der Bäume. Der Morgendunst ist grau eingetrübt, vermutlich wird es an diesem Tag noch Regen geben.
    »Also fahren wir jetzt Kontoautomat.« Seine Stimme ist belegt, als ob es ihm Mühe bereite, sie fordernd klingen zu lassen. Ganz kurz fliegt ein Bild vor Almas Augen vorbei: sie, wie sie nach dem Silberleuchter auf dem Tisch greift, wie sie den Mann damit niederschlägt, wie er am Boden liegt, bewusstlos. Schon ist das Bild vorüber.
    »Ja, machen wir«, sagt sie langsam, um während

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