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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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der Hutkeeper aber immer noch mißtrauisch betrachtete, denn sie sahen ihm nicht aus wie Polizei, und erst als ihm Tolmer seine Vollmacht vorlegte, die das große Regierungssiegel trug, wurde er überzeugt.
    »Dann ist's recht«, sagte er, mit einem kräftigen Hieb die rechte geballte Faust in die linke Hand schlagend, daß der Mehlbrei überall umherspritzte, »dann hab ich nichts dagegen, und ich gönne euch die Gesellschaft des unheimlichen Burschen, der hier seit zwei Tagen herumkriecht, von ganzem Herzen.«
    Und nun erzählte er mit einfachen und kurzen Worten, daß vorgestern ein Mann, dessen Beschreibung Tolmer keinen Zweifel ließ, Mulligan sei damit gemeint, zu ihm in die Hütte gekommen wäre und Essen und Tabak verlangt hätte. Der Fremde trug eine Muskete und sah wild und zerfetzt genug aus. Jim Riddle gab ihm beides, um ihn nur loszuwerden. Gestern aber war er wiedergekommen, sich neuen Vorrat zu holen, und hatte ihm mit allem möglichen gedroht, wenn er irgend jemand durch eine Silbe verrate, daß er bei ihm gewesen wäre. Ja noch mehr, er verlangte von dem Hutkeeper - der keine Waffen hatte, sich zu wehren -, daß er ihm von jetzt an einen besonderen Damper backe und diesen mit Fleisch und Tee nicht weit von der Hütte in den Busch bringe. Jim Riddle mußte sogar mit Mulligan dorthin gehen, der ihm die Stelle genau zeigte.
    Wahrscheinlich wollte sich der Buschranger nicht wieder der Gefahr aussetzen, eine fremde Hütte zu betreten, in der recht gut Feinde versteckt sein konnten; wußte er ja doch jetzt nicht, ob ihm die Polizei auf der Fährte war oder nicht.
    Jim Riddle hatte natürlich den verzweifelten Menschen gefürchtet, dessen Haß und Rache er sich hier nicht allein und hilflos aussetzen mochte. Mit der Polizei zum Schutz war er aber froh, solch einen lästigen Brotverzehrer loszuwerden und vielleicht unschädlich gemacht zu sehen, und er zeigte sich jetzt augenblicklich bereit, Tolmer zu der Stelle zu führen, an der er die Lebensmittel für den Buschranger verbergen sollte.
    Rasch hatte er alles Nötige zusammengepackt und wanderte jetzt mit den Polizeileuten in den Busch hinein, etwa vier- oder fünfhundert Schritt von der Hütte, wo eine kleine Lichtung lag. Es standen dort nur wenige Bäume, dicht daran grenzte aber ein Dickicht, und der Platz war insofern vortrefflich ausgesucht, als der Flüchtling, von den Büschen gedeckt, unbemerkt herankommen und leicht übersehen konnte, ob ihm in der Nähe irgendeine Gefahr drohe.
    Tolmer beschloß ohne weiteres, auf ihn zu warten, denn es war augenscheinlich, daß der Buschranger hier in der Nähe keine andere Stelle hatte, an der er Nahrungsmittel zu bekommen wußte. Er ließ deshalb die Damper so hinstellen, daß sie der Anschleichende von weitem sehen konnte, und verbarg dann seine Leute hinter Bäumen und Büschen, so gut das irgend gehen wollte. Außerdem gab er ihnen den strikten Auftrag, den Flüchtling erst ganz nahe heranzulassen und nur im äußersten Notfall auf ihn zu schießen, da er ihn lebendig zu fangen wünschte.
    Er selbst legte sich hinter die Wurzel eines umgestürzten Gumbaumes, der Stelle gerade gegenüber, die er für den wahrscheinlichsten Wechsel des Räubers hielt, und erwartete nun geduldig dessen Nahen.
    Der Hutkeeper war wieder in die Hütte zurückgeschickt worden und sehr zufrieden mit der Aussicht, von einer Nachbarschaft befreit zu werden, die ihm mit der Zeit nur verderblich werden mußte.
    Es mochte etwa eine Stunde vergangen sein; er hatte sein Brotbacken lange beendigt, die Laibe auf dem an der Wand stehenden Tisch aufgestellt, seine Hütte notdürftig ein wenig ausgekehrt und lag jetzt auf einer alten wollenen Decke behaglich ausgestreckt am Feuer, das langweilige Buschleben in Australien verwünschend, als er draußen vor der Hütte Schritte hörte.
    Haben sie ihn schon? dachte er bei sich, als er rasch den Kopf der Tür zudrehte - draußen stand jemand, aber er öffnete nicht. »Wer ist da?« rief der junge Bursche, von seiner Decke emporspringend, aber er sollte nicht lange im Zweifel gelassen werden, denn schon im nächsten Augenblick ging die Tür auf und der Buschranger stand auf der Schwelle.
    »Hallo, Jim, wie geht's?« sagte der Mann, indem er einen gierigen Blick zu dem Brot hinüberwarf. »Habt wieder einen hübschen Vorrat angelegt. Das ist recht - wollte nur noch einmal nachfragen, ob Ihr meinen Wunsch nicht vergessen habt, da die Luft noch rein ist - schaute nur erst einmal durch die Ritzen, ob

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