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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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in der er ihn scharf und mißtrauisch beobachtet hatte, »ein kurzer Spaziergang wird Euch guttun. Wie wär's, wenn Ihr mich ein Stück begleitet, nur bis dorthin, wo das Essen liegt?«
    »Ich kann die Hütte nicht verlassen«, rief der junge Bursche, unwillkürlich drehte er sich aber zu dem Buschranger um - hatte dieser Verdacht geschöpft?
    John Mulligan fing den Blick auf und fühlte im Nu, daß hier nicht alles in Ordnung sei. Gewohnt aber, jeder Gefahr kaltblütig zu begegnen, und neu gestärkt von der tüchtigen Mahlzeit, ließ er sich nichts merken, sondern sagte nur gleichgültig:
    »Ich weiß jetzt wahrhaftig gar nicht mehr, welchen Platz ich Euch für den Proviant bestimmt hatte. Zeigt mir nur die Stelle; daß Ihr für kurze Zeit Eure Hütte verlassen müßt, nehm ich schon auf mich.«
    »Ihr habt gut auf Euch nehmen«, brummte Jim.
    »Weshalb ist es Euch denn auf einmal so fatal, mit mir zu gehen, he?« fragte da der Buschranger, ihn scharf fixierend.
    »Fatal? - Gar nicht«, sagte Jim, anscheinend gleichgültig, denn er durfte den Menschen nicht mißtrauisch machen. »Meinetwegen, wenn Euch ein Gefallen damit geschieht. Aber dann kommt auch, daß ich bald wieder zurück sein kann.«
    »Erwartet Ihr Besuch?«
    »Ja, den Schäfer und seinen Hund«, brummte Jim, »das ist der ganze blutige Besuch, den man hier in der Wildnis erwarten kann.« Damit griff er nach seinem alten Strohhut und schritt zur Tür, um den Buschranger, wie der es verlangte, zu begleiten.
    Jim hatte dabei auch seinen eigenen Plan entworfen. Die Sache mußte bald gefährlich für ihn werden, denn in wenigen Minuten wußte der Räuber, daß er von ihm verraten worden war. Deshalb galt es, ihn jetzt unschädlich zu machen; und selbst von rechter Körperkraft, wenn auch John Mulligan im Einzelkampf vielleicht nicht gewachsen, wollte er jedenfalls das Seine dazu beitragen, ihn unschädlich zu machen. Aus diesem Grunde schritt er dicht neben dem Buschranger hin und wollte ihn fassen, sobald sie den im Hinterhalt liegenden Polizeileuten nahe genug wären. So lange, bis er Hilfe bekam, wußte er recht gut, daß er ihn halten konnte. John Mulligan hatte aber einmal Verdacht geschöpft und ließ sich nicht so leicht überlisten. Als sie ein Stück vom Hause fort waren und sich dem Busch näherten, sagte er:
    »Wißt Ihr was, geht Ihr voran. Ihr kennt den Weg besser.«
    »Und Ihr mit dem geladenen Gewehr hintendrein?« entgegnete der Hutkeeper, dem der Vorschlag nicht im mindesten gefiel.
    »Ich tu Euch nichts, habt keine Angst«, sagte der Buschranger lachend, aber jetzt schon mit vorsichtig gedämpfter Stimme. »Ihr seid ja mein Freund, versteht Ihr, und bis ich nicht Beweise vom Gegenteil erhalte, habt Ihr nichts zu fürchten. Nun! - Wird's bald?«
    Jim Riddle mochte sich nicht widersetzen, denn sie waren noch zu weit von Hilfe entfernt. Mürrisch steckte er deshalb die Hände in die Taschen und schlenderte voraus. Aufmerksam aber spähte er dabei überall umher, ob er noch keinen der ausgestellten Posten erkennen könne - sie mußten jetzt in deren Nähe sein.
    John Mulligan gebrauchte indessen ebenfalls seine Augen, denn das ganze Benehmen seines Führers fiel ihm auf. Er konnte aber nirgends etwas Verdächtiges oder Außergewöhnliches erkennen - und doch lag einer der Polizisten kaum fünfzig Schritt von ihm entfernt verborgen, horchte den nahenden Schritten und wunderte sich, wer in aller Welt aus dieser Richtung zu ihnen kommen könne.
    Jim Riddle sah jetzt den umgestürzten Gumbaum, an dessen Wurzel er den Anführer der Polizei versteckt wußte. Weiter durfte er nicht vor dem geladenen Gewehr des gefährlichen Burschen an die Fremden herangehen, denn wer wußte, ob der ihn nicht gerade aus Wut und Rache zuerst niedergeschossen hätte. Er blieb stehen und sagte, sich halb trotzig, halb mürrisch zu dem Buschranger wendend:
    »Da, dort drüben ist der Platz; jetzt könnt Ihr ihn allein finden; überhaupt denk ich, daß Ihr im Busch besser Bescheid wißt als ich.«
    »Das könnte sein, mein Bursche«, flüsterte der Buschranger, die Worte aber, die er sprach, kaum beachtend. Sein Blick hing an einem Gumbusch, der so nicht gewachsen war, wie er da halb umgefallen stand, und dicht daneben war ein dunkler Fleck, aus dem er ebenfalls nicht klug werden konnte. So nur den Arm gegen den Hutkeeper ausstreckend, ohne sein Auge von dem verdächtigen Gegenstand abzuwenden, fuhr er fort: »Halt, bleibt einen Augenblick hier, Jimmy. Seht einmal, was ist

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