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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Ihr allein wäret.«
    »Wer soll einen hier in dem blutigen Busch besuchen?« sagte der junge Bursche, der fühlte, daß er erblaßt sein mußte, und sich rasch zum Feuer niederbeugte, seine Bewegung zu verbergen.
    »Nun«, sagte der Buschranger lachend, »gelte ich nicht als Besuch? Aber das ist brav - rückt den Teetopf zum Feuer und laßt mich was Warmes haben. Ich bin ein wenig in Eile und möchte wieder fort.«
    Er war wieder zur Tür gegangen, neben der er seine Muskete an die Wand lehnte, und sah durch die Spalten ins Freie.
    »Doppelte Portionen?« fragte Jim, der sich indessen wieder gesammelt hatte. »Erst laßt Ihr Euch Euer Essen in den Busch tragen, weil's Euch nicht gefällig ist, es hier zu verzehren, und dann kommt Ihr auch noch hierher wegen einer übrigen Mahlzeit. Zum Henker auch, Mate, Ihr wißt doch ebensogut wie ich, daß wir hier im Busch nicht aus dem großen Sack leben, sondern vom Master unsere festgesetzten Rationen bekommen, mit denen wir haushalten müssen. Sind die verzehrt, wo hernehmen und nicht stehlen?«
    »Nur nicht hitzig, Mate«, sagte der Buschranger, während er sich ruhig an den Tisch setzte, ein Stück von dem frischen Damper abschnitt und sich den Teller herüberzog, auf dem noch einige Scheiben kaltes Hammelfleisch lagen. »Ihr habt doch nicht heute schon das Brot hinausgeschafft?«
    »Gewiß hab ich«, sagte der Hutkeeper. Es liegt an der Stelle, die Ihr mir gestern angegeben habt, und Fleisch dazu und ein Becher Tee.«
    »Hm«, meinte der Buschranger, mit vollen Backen dabei kauend.
    »Das mit dem Tee ist unbequem. Da, füllt mir einmal das kleine Säckchen mit Tee - einen Becher hab ich selbst, ich werde ihn mir dann lieber draußen kochen. Hier ist auch ein Beutel für Zucker, bin gerade jetzt ein wenig knapp mit Proviant.«
    »Und die Portionen im Busch?« fragte Jim Riddle, der unschlüssig die ihm gereichten Leinwandsäckchen in der Hand behielt.
    »Die nehme ich auf dem Rückweg mit«, sagte Mulligan völlig ungerührt, »macht Euch keine Sorge deshalb, Mate, gegessen wird's; und ich weiß, Ihr gebt's gern, wenn Ihr auch jetzt ein verdammt albernes Gesicht dazu schneidet. Aber eilt Euch ein wenig, ich habe weder Lust noch Zeit, mich hier eine Stunde zu Euch zu setzen.«
    Jim wußte wirklich nicht gleich, was er tun sollte. Draußen lagen die Polizeileute auf der Lauer, und hier saß der Bursche bei ihm in der Hütte so behaglich und wie daheim, als ob er der Stationseigentümer wäre und nur eben einmal, auf Besuch, seine Herden revidieren wolle. Böse durfte er ihn aber auch nicht machen, und wenn er ihm jetzt das Verlangte gab, was tat's? Ging er doch dann hinaus, sich die anderen Lebensmittel abzuholen, und mußte dann jedenfalls der Polizei in die Hände fallen - nachher bekam er alles wieder. Zeit war's aber in der Tat, daß dem frechen Gesellen das Handwerk einmal gelegt würde.
    Der Buschranger blieb indessen nicht ruhig am Tisch sitzen, sondern warf dann und wann einen Blick hinaus, ob die Luft noch rein sei, beendete aber nichtsdestoweniger in aller Ruhe seine Mahlzeit, und erst, als Jim ihm das Verlangte in die Leinwandbeutel gegeben hatte, sagte er:
    »So, dank Euch, Mate, und zum Beweis, daß ich es gut mit Euch meine, noch eine Warnung. Es sind nämlich von drüben eine Anzahl von Spionen herübergekommen, die sich hier um lauter Sachen kümmern, die sie nichts angehen. Wenn sie hier zu Euch kommen sollten, versteht Ihr mich, so wißt Ihr nicht, daß ich auf der Welt bin. Soll ich Euch deutlicher sagen, was ich meine?«
    »Dank Euch, das tut's«, entgegnete mürrisch der junge Bursche.
    »Es freut mich, daß Ihr so rasch begreift«, sagte Mulligan. »Ihr seid gefällig gegen mich gewesen, und es wäre mir unangenehm, wenn ich Euch etwas antun müßte. Fangen werden sie mich doch nicht, und wenn sie die Insel wieder verlassen haben, sind wir beide immer noch zusammen.«
    Er war wieder aufgestanden, steckte das Erhaltene ohne weiteres vorn in sein Buschhemd, nahm seine Muskete auf und trat in die Tür.
    »Merkwürdig schwüle Luft heute«, sagte er, indem er erst nach dem Himmel hinauf und dann auf den Hutkeeper sah. »Ihr seid auch verdammt still heute, Mate. Ich glaube beinahe, Ihr seid krank, denn Ihr seht käseweiß im Gesicht aus.«
    »Ich? - Mir fehlt nichts«, erwiderte der Hutkeeper, der um alles in der Welt den Buschranger nicht mochte merken lassen, was in ihm vorging.
    »Ich will Euch was sagen, Mate«, bemerkte dieser nach einer kleinen Weile,

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