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Alle jagen John Mulligan

Alle jagen John Mulligan

Titel: Alle jagen John Mulligan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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das dort drüben, Kamerad?«
    Jim Riddle warf einen Blick dort hinüber. Der Buschranger hatte Verdacht geschöpft, und das war vielleicht der letzte ihm gegebene Moment, den Verbrecher zu fassen und sich selbst vor seiner Rache zu schützen.
    »Wo?« fragte er und trat dicht an den Räuber heran.
    »Dort drü...«
    Er beendete seine Worte nicht, denn Jim warf sich auf ihn, ergriff mit der Hand die Muskete, mit dem anderen Arm umschlang er den von ihm Abprallenden und stieß dazu ein gellendes Hilfegeschrei aus.
    Tolmer hatte indessen von da, wo er lag, die beiden kommen sehen und ahnte leicht den Zusammenhang, war aber auch nicht imstande, irgend etwas anderes zu tun, als still und regungslos liegenzubleiben. Er wußte recht gut, daß der Buschranger augenblicklich einen Hinterhalt vermuten würde, sowie er das Geringste sich bewegen sah, und seine einzige Aussicht auf Erfolg war, ihn so nahe als irgend möglich herankommen zu lassen. War Mulligan erst nur einmal an den Außenposten vorbei, konnte er ihnen nicht mehr entgehen.
    Der schlaue Buschranger ließ sich aber nicht so leicht überlisten, und dennoch schien der verzweifelte Angriff des Hutkeepers alle seine Vorsicht unnütz gemacht zu haben.
    Als Jim Riddle nämlich um Hilfe rief, sprangen die versteckten Polizeisoldaten fast zugleich aus ihrem Hinterhalt hervor. Auch Tolmer lief, was er laufen konnte, zu der Stelle, wo der Hutkeeper den Buschranger festgeklammert hielt und ihn niederzuwerfen versuchte. Dem Sträfling lag vor allen Dingen daran, sein Gewehr freizubekommen, und in der ersten Überraschung des Angriffs hatte er nicht einmal die von allen Seiten auftauchenden Feinde bemerkt. Ein einziger Blick auf die herbeispringenden Gestalten genügte aber, ihm die ganze Gefahr seiner Lage zu verraten, und mit einem wilden Fluche den Hutkeeper mit der Faust gegen die Stirn schlagend, daß dieser halb betäubt den Griff lockerte, gelang es ihm wenigstens, sich von dem ihn umklammernden Arm für einen Augenblick frei zu machen - aber das Gewehr ließ Jim nicht los.
    Wieder führte der Buschranger einen wilden Hieb nach den Schläfen des jungen Burschen, der diesem hätte verderblich werden können. Jim aber verstand genug von der edlen Kunst der Selbstverteidigung und parierte den Schlag, und rechts und links sprangen jetzt die Polizisten herbei, ihm den Weg nach beiden Seiten abzuschneiden. Er mußte fliehen, und während er die Muskete losließ und Jim, der mit aller Kraft daran zog, hintenüber stürzte, sprang der Buschranger zu den nächsten Bäumen, die er in wenigen Sätzen erreichte und nun zwischen sich und seinen Verfolgern behielt, um vor ihren Kugeln geschützt zu sein.
    »Feuer!« schrie Tolmer, der für einen erfolgreichen Schrotschuß noch zu weit entfernt war, »Feuer!«
    Die Polizeisoldaten hatten bis jetzt nicht schießen dürfen, da sie ebenso leicht den Buschranger wie den Hutkeeper hätten treffen können. Jetzt, da sie beide getrennt sahen, sprangen sie zur Seite, freies Ziel auf den Flüchtigen zu bekommen, und zwei oder drei Kugeln knallten hinter ihm drein. Einmal war es, als ob er getroffen wäre. Er »zeichnete«, wie die Jäger sagen, aber es war nur ein Moment; im nächsten Augenblick warf er sich in ein dickes Gebüsch, das ihn vollständig verbarg, und alles weitere Suchen nach ihm blieb erfolglos. Er war und blieb verschwunden.
    Wohl hatte ihn Jim, da er ihm die Waffe entrissen, für den Augenblick unschädlich gemacht, aber wie leicht konnte sich der verwegene Mensch eine andere Flinte verschaffen; und daß er dann an dem armen Teufel von Hutkeeper Rache nehmen würde, war gewiß. Jim Riddle stand auch, wie er das Resultat erfuhr, ratlos und sich hinter dem Ohr kratzend neben dem erbeuteten Gewehr und meinte:
    »Na ja, da haben wir die Geschichte, gerade wie ich's mir gedacht. Ich sollt euch die Kastanien aus dem Feuer holen, und nun verbrenne ich mir die Pfoten dabei; jetzt sitz ich da und kann mich freuen. Gehangen will ich aber werden, wenn ich eine einzige blutige Stunde in dem Nest hier noch allein sitzenbleibe, daß mich der Halunke eines Morgens an meinem eigenen Feuer über den Haufen schießt wie ein Opossum. Entweder laßt Ihr mir eine Wache hier, bis Ihr ihn fest habt, oder ich bin mit von der Partie und fahre nach Adelaide hinüber.«
    Jim Riddle beharrte auf seinem Vorsatz, und da Tolmer einsah, daß es gut sein würde, die Hütte zu bewachen, weil Mulligan, wenn sie ihn wirklich nicht fänden, recht gut hierher

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