Alle lieben Emma
weil du es nicht schaffst, selbst daran zu denken, den Boiler nach dem Duschen wieder anzustellen. Dabei kriegen das selbst die Kinder hin!«
»Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du so kleinkariert bist«, sagte Gesa. »Wie kannst du dich nur über solche Lappalien dermaßen aufregen?«
»Und ich hätte nicht gedacht, dass du so rücksichtslos bist!«, rief Mama. »Für mich ist es nun mal keine Lappalie, wenn ich jeden Morgen eiskalt duschen muss. In einer Wohngemeinschaft muss man einfach ein bisschen Rücksicht auf die anderen nehmen. Ich dachte, darüber wären wir uns einig gewesen.«
Mama und Gesa stritten sich noch eine Weile, dann verschwand Gesa wutschnaubend im Atelier und Mama ging kopfschüttelnd nach draußen, um die rosafarbene Unterwäsche auf die Leine zu hängen.
Beim Abendbrot herrschte immer noch dicke Luft. Mama und Gesa redeten nur das Nötigste miteinander.
»Was ist denn eigentlich los?«, fragte Mona, als Gesa die Salatschüssel so heftig auf den Tisch knallte, dass alle vor Schreck zusammenzuckten. »Habt ihr euch gestritten?«
Mama seufzte. »Ich denke, wir sollten uns nach dem Abendbrot mal alle zusammensetzen und überlegen, wie es weitergehen soll. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, wenn wir weiterhin zusammen wohnen.«
»Waaas?«, rief Mona. »Aber warum denn nicht? Ich find's prima hier!«
»Das ist schön, Mona«, sagte Mama. »Aber wir sollten trotzdem ein paar Dinge klären. Oder was meinst du, Gesa?«
Gesa nickte. »Auf jeden Fall. So geht's jedenfalls nicht weiter.«
»Ohne mich«, sagte Klaus und stand auf. »Auf Krisengespräche hab ich echt keinen Bock. Außerdem bin ich noch verabredet.«
Er ging aus der Küche und Mama seufzte.
»Okay, dann besprechen wir das eben ohne Klaus«, sagte sie schließlich. »Treffpunkt: Nach dem Abendbrot auf der Terrasse.«
Als ich auf die Terrasse kam, saßen Mama, Gesa und Tim schon um den Tisch herum.
»Wo steckt denn Mona?«, fragte Gesa.
Tim zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Die kommt bestimmt gleich.«
Und tatsächlich, da kam sie auch schon. Sie strahlte und hatte einen riesigen Strauß Rosen im Arm, den sie Mama hinhielt. »Hier, die sind für dich. Weil wir hier wohnen dürfen und es so schön bei euch ist.«
Mama sah Mona entsetzt an. »Sind die etwa aus meinem Rosenbeet?«
Mona nickte. »Hab ich selbst gepflückt«, erklärte sie stolz. »Das war gar nicht so leicht, wegen der blöden Dornen. Ein paarmal hab ich mich auch gepikt, aber nur ein bisschen. Gefallen sie dir?«
»Hast du etwa alle Rosen aus meinem Beet abgepflückt?«, fragte Mama. Sie sah kein bisschen so aus, als würde sie sich freuen.
»Na ja, fast alle. Es sollte doch ein richtig großer Strauß werden«, antwortete Mona unsicher. »Wieso? War das falsch?«
Mama stöhnte. »Hast du eine Ahnung, wie lange es gedauert hat, bis die Rosen so schön blühten? Seit Jahren hege und pflege ich sie. Und dann kommst du und rupfst sie einfach alle ab! Das darf doch nicht wahr sein! So langsam reicht's mir wirklich!« Mama haute mit der Faust auf den Tisch. »Hiermit erkläre ich das WG-Experiment offiziell für gescheitert.«
»Was?«, riefen Mona und Tim gleichzeitig.
»Moment mal, das kannst du nicht alleine entscheiden, Lia«, sagte Gesa. »Da haben wir auch noch ein Wörtchen mitzureden. Außerdem möchte ich nicht, dass du meine Tochter so anschreist. Schon gar nicht wegen ein paar dämlicher Rosen.«
»Das ist immer noch mein Haus!«, brüllte Mama. »Hier kann ich anschreien, wen ich will. Und ich bestimme, wer hier wohnt und wer nicht.«
Mona hielt immer noch die Rosen im Arm und fing plötzlich an zu heulen.
»Das wollte ich nicht«, schluchzte sie. »Tut mir Leid, wenn ich was falsch gemacht hab. Aber ich dachte, du freust dich über einen schönen Blumenstrauß. Und Emma hat gesagt, dass Rosen deine Lieblingsblumen sind ...«
»Moment mal«, unterbrach Mama sie. »Emma hat dir gesagt, dass du mein Rosenbeet plündern sollst?«
Mona sah unsicher von Mama zu mir. Ich versuchte, ein unschuldiges Gesicht zu machen. Blöderweise merkte ich trotzdem, wie ich rot wurde.
»N...nein ... so direkt hat sie das nicht gesagt«, stammelte Mona. »Ich hab sie vorhin gefragt, ob du dich wohl über einen Blumenstrauß freuen würdest. Und da hat sie genickt und gesagt, dass Rosen deine Lieblingsblumen sind.«
»Stimmt das, Emma?«, fragte Mama.
Ich nickte. »Rosen sind doch auch deine Lieblingsblumen, oder etwa nicht?
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