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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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sie.
    »Noch eins, Doktor«, sagte ich. »Ist jemand bei Ihnen zu Hause?«
    »Ja, meine Frau. Machen Sie sich keine Sorge. Es ist alles getan. Er braucht Ruhe.«
    »Danke, Doktor.«
    Beim Arzt mußten wir eine Weile warten. Dann sah er sich die Wunde an und wollte mir eine Tetanusspritze geben. Ich weigerte mich: »Ich bin schon so oft gebissen worden, Doktor. Wenn man da jedesmal eine Spritze gegeben hätte. — Aber, da ist etwas anderes: uns ist ein Hund überfahren worden.«
    »Ein kleiner schwarzer«, sagte meine Gefährtin.
    »Ja, eine Art Pudel, und der Tierarzt hat gesagt...« Ich schilderte ihm den Fall. Er hörte ungeduldig zu und erklärte dann steif, daß er sich kein Urteil erlauben könne.
    »Der war böse, daß du dir die Spritze nicht geben ließest«, sagte Frauchen, als wir wieder unten im Wagen saßen. »Warum hast du eigentlich nicht?«
    »Man darf nur zwei im Leben bekommen.«
    »Na, und?«
    »Von Peterle kommt mir nichts Böses. Und wenn selbst...«
    »Jetzt hör aber auf, ja?«
    »Entschuldige.«
    »Schon gut. Was machen wir jetzt?«
    Ich sah auf die Uhr: »Noch eine Stunde.«
    »Wollen wir nicht schnell in ein Café gehen, eine Tasse trinken und bei Zimmermann anrufen, was mit den beiden anderen ist?«
    »Nein.«
    »Also, was dann?« fragte Frauchen.
    »Wie? Ach so!« Ich sah sie an. Ihr Gesichtchen war ganz spitz und gelb, fast so wie nach dem Unfall. Es überfiel mich die Erinnerung an das, was sie alles erdulden mußte, den Unfall, den Zusammenbruch, die martervolle Kur, ihre Sorgen, daß sie uns nicht helfen konnte. Wieviel leichter hatte ich es gehabt! Ich zog sie an mich. Sie preßte ihren Kopf an meine Brust: »Ich hab’ so Angst!«
    »Er wird’s schaffen. Cocki hat’s auch geschafft.«
    »Meinst du?«
    »Ja, man sollte vielleicht doch zu ihm fahren.«
    »Das kannst du doch nicht. Es ist Sonntag, und wir müssen froh sein, daß der Arzt uns überhaupt drangenommen hat.«
    »Dann stellen wir uns vors Haus und warten, bis er zurückkommt.«
    »Aber erst telefoniere ich der Mami!«
    »Gut.«
    Wir fuhren zu einem Café. Es schien eine Ewigkeit, bis sie wieder herauskam: »Alle lassen grüßen. Die Werneburgs waren auch ganz außer sich. So gute Menschen. Er ist extra in die Stadt gegangen und hat unsere beiden von Zimmermann heimgeholt.«
    Wir fuhren zum Tierarzt zurück und hielten vor seinem Haus. Ich stellte das Radio an: Regierungskrise in Frankreich. Börsenschwäche in Wallstreet. — Gab es das noch, diese andere Welt? Auf jeden Fall war es ganz gleichgültig, was in ihr geschah. Ich knipste wieder aus. Die Kälte begann in den Wagen zu kriechen und uns zu beißen.
    »Wenn er nun schon längst zurück ist?« fragte ich.
    »Er wollte zwei Stunden bleiben.«
    »Wenn er nun aber doch schon da ist!«
    Wir sahen uns an. Ihr bleicher Mund zitterte: »Geh!« Unhörbar das Wort. Nur ihre Lippen formten es.
    Ich stieg aus und hinkte durch den Garten an die Tür. >Dr. Obermeir, Tierarzt und Fleischbeschauer.< Ein weißes Emailleschild. Von der Emaille war oben ein Stück abgeblättert. Daneben hing ein Notizblock mit einem Bleistift. Wohl damit man eine Bestellung hinterlassen konnte. Gute Idee. Warum klingelte ich eigentlich nicht? Es war, als hinge ein Zentner an meiner Hand. Dann drückte ich. Nichts.
    Ich klingelte nochmals.
    Endlich Schritte. Eine Frau in einer feuchten Schürze öffnete: »Bitte?« Es klang nicht sehr freundlich.
    »Entschuldigen Sie, gnädige Frau, aber ich habe vorhin... unser Hund ist uns nämlich überfahren worden, und der Herr Doktor hat gesagt...«
    »Oh, der kleine, der da im Körbchen am Ofen liegt!«
    »Ja, der kleine — Peter heißt er. Unser Peterle. Glauben Sie, ich könnte mal...«
    Sie musterte mich mit einem merkwürdigen, etwas ängstlichen Blick: »Bitte, kommen Sie herein.« Dann band sie sich die Schürze ab. »Sie müssen entschuldigen, ich hatte gerade abgewaschen.«
    »Ich mache Ihnen so viel Unruhe.«
    »Oh, das macht nichts.« Sie legte die Hand auf die Klinke zum Ordinationszimmer: »Ich weiß zwar nicht, ob es meinem Mann recht ist, aber...«
    Endlich ließ sie mich ein, blieb in der Tür stehen, die eine Hand in einer seltsam schüchternen Gebärde gegen die Brust erhoben.
    Da vor dem Ofen stand unverändert das Körbchen. Das kleine Affenköpfchen schaute unter der Decke vor. Eine Weile stand ich davor und wagte mich nicht zu rühren. Das Zimmer schon halb dunkel. Fliegender Feuerschein aus dem Ofen. Er lag so still. Aber das war ja

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