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'Alle meine Kinder'

'Alle meine Kinder'

Titel: 'Alle meine Kinder' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fay Greene
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und er ist glücklich. »Meine Lieblingsfilme sind Actionfilme«, erzählte er mir, »und deshalb will ich Motorradfahrer werden, wenn ich groß bin.«
    Eyob, elf Jahre (ein anderer Eyob), kam bei meinem Besuch im AHOPE nur widerstrebend ins Haus, um mit mir zu sprechen, weil er lieber draußen auf dem Hof Völkerball gespielt hätte. Dr. Sofia erzählte mir, er sei mit Exanthemen der Kopfhaut und einer schweren Bindehautentzündung ins AHOPE gekommen und erschreckend mager gewesen. Wie alle Kinder hier hatte er nicht nur furchtbar unter der Krankheit gelitten, sondern musste auch noch allein damit zurechtkommen, da seine Eltern schon lange tot waren. Seit September, als sie angefangen hatte, ihn zu behandeln, glänzten Eyobs Augen wieder, seine Kopfhaut war geheilt, und er hatte zugenommen. »In meiner Klasse sind fünfundsechzig Kinder, und ich liege an einundzwanzigster Stelle«, erzählte er mir. »Aber ich werde es unter die ersten zehn schaffen.«
    Neuerdings ist die Adoption von HIV-positiven Kindern möglich. Einige amerikanische Paare überwanden im vergangenen Jahr die bürokratischen Hindernisse und holten Kinder zu sich nach Hause, die sie bereits unterstützt hatten, als eine Adoption noch außer Frage stand. Ein halbes Dutzend AHOPE-Kinder haben potentielle amerikanische Adoptiveltern, die sich derzeit durch den erforderlichen Papierberg kämpfen.
    Im Frühjahr 2006 arbeitete unser achtzehnjähriger Sohn Lee Samuel einige Zeit als freiwilliger Helfer bei diesen Kindern. Da die meisten von ihnen stets zu krank und zu traurig zum Spielen gewesen waren, hatte WWO Lee nach Addis Abeba geschickt, einfach um mit ihnen zu spielen.
    Zu dem Zeitpunkt, als er eintraf, wurden die kränksten Kinder im AHOPE und in Haregewoins Heim für HIV-positive Kinder in der Barlow Clinic bereits seit fünf Monaten mit ARVs behandelt. Er war zuerst verwirrt und wusste nicht, wer die kranken und wer die gesunden Kinder waren, da sich alle Kinder fröhlich auf ihn stürzten, mit ihm spielen wollten und ihn auf dem staubigen Boden niederrangen. »Ich habe mir über die falschen Dinge Gedanken gemacht«, erzählte er mir eine Woche nach seiner Ankunft.
    »Ich hatte Angst davor, dass mir die Kinder, die schwerkrank waren und vielleicht sterben würden, zu sehr ans Herz wachsen könnten. Ich habe es versäumt, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich damit umgehe, wenn die Kinder bessere Sportler sind als ich.«
    Lee versuchte, bei Haregewoins großen Jungen wie Hailegabriel, Zemedikum und Daniel Interesse für amerikanischen Baseball zu wecken; er zeigte ihnen auf seinem Laptop Baseball-Filme wie Herkules und die Sandlot-Kids und holte einen Plastikschläger und Wiffle-Bälle hervor. »Es geht mir ausschließlich darum, den Kindern eine Sportart beizubringen, in der ich sie leicht schlagen kann«, schrieb er per E-Mail nach Hause. »Mein angeknackstes Selbstbewusstsein erträgt kein einziges Fußball-Debakel mehr. Leider waren sie von den Baseball-Filmen nicht besonders begeistert. Als ich sie anschließend fragte, ob sie Baseball lernen wollen, haben sie nur zurückgefragt: ›Warum spielen die nicht Fußball?‹ und: ›Lee, warum müssen Baseballspieler ausruhen, wenn sie so kurz gerannt sind?‹«
    Er organisierte für WWO eine Waisenhaus-Fußballliga. Weil er unsicher war, ob die Mädchen und Jungen aus dem AHOPE kräftig genug waren, um gegen die gesunden Kinder von Haregewoin und die gesunden Kinder aus anderen Waisenhäusern anzutreten, sprach er mit ihnen darüber, die AHOPE-Spieler auf andere Mannschaften aufzuteilen. »Nein!«, protestierten sie. »Wir wollen für unser Heim spielen!«
    Sie entwarfen Trikots, die an die von Arsenal London erinnerten.
    »Sie werden mit Sicherheit einige Spiele gewinnen«, sagte Lee. »Sie haben den unglaublichsten Torwart, den ich jemals gesehen habe.«
     
    Es trafen weiterhin Kinder in Haregewoins Heim ein.
    Vom Land wurde ein unbeholfenes, blasses Mädchen von etwa drei Jahren gebracht. Sara hat ein reizendes Gesicht und helle Löckchen, aber sie ist blind und taub und geistig zurückgeblieben. Niemand weiß, wie man ihr helfen kann. Die Betreuerinnen setzen sie in einen Kinderstuhl aus Plastik. Sie rollt den Kopf hin und her, schlägt um sich und weint; manchmal wird sie still; manchmal lächelt sie unvermittelt. Eine der Betreuerinnen füttert sie wie ein Baby. Haregewoin hat jedes Waisenhaus und jede Adoptionsagentur in der Stadt angerufen und sich erkundigt, ob jemand bereit ist,

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