'Alle meine Kinder'
der World Wide Orphans Foundation, mit der Behandlung von HIV-positiven Kindern. Dr. Jane Aronson, Gründerin der WWO, hatte die Barlow Clinic 2003 eröffnet, um speziell HIV-positive Kinder zu behandeln, die meisten davon Waisen. Es war ein gewaltiger Schritt von einer kleinen Arztpraxis in Manhattan auf die Straßen von Addis Abeba, weil damit eine lebenslange Verpflichtung gegenüber den Kindern verbunden war. Man kann nicht im Januar mit einer lebensrettenden Behandlung beginnen und sich dann im Mai oder im übernächsten Jahr entschuldigen und damit aufhören, weil einem die Mittel ausgegangen sind. Wenn man anfängt, ein Kind mit ARVs zu behandeln, sollte man dafür sorgen, dass die Finanzierung für sehr, sehr lange Zeit gesichert ist. Im vergangenen Jahr war WWO zuversichtlich, dass sie so lange für die Medikamente und andere Behandlungsmaßnahmen für etwa 50 Kinder aufkommen könnten, bis die äthiopische Regierung oder irgendjemand sonst diese Verpflichtung übernehmen würde.
Aronson dachte: In den kommenden Jahren werden die Behandlungskosten sicher noch weiter sinken, und eines Tages wird man ein Heilmittel gegen Aids entdecken. Bis dahin sollten wir ein paar Leben retten. Mit Unterstützung der äthiopischen Regierung und von UNICEF wurden generische antiretrovirale Medikamente für Kinder importiert. Die 40 Kinder, die Dr. Sofia im September 2005 zu behandeln begann, gehörten zu den Ersten im Land, die in den Genuss einer pädiatrischen Dreifachkombinationstherapie kamen, 40 von vielleicht einer Viertelmillion HIV-infizierter Kinder. 143
Das Gesundheitsministerium und PEPFAR hoffen, dass bis März 2007 5250 Kinder mit HAART behandelt werden können. Wie Dr. Tadesse Wuhib von CDC sagt: »Trotz dieser Anstrengungen bleiben die pädriatischen Maßnahmen weit hinter denen für Erwachsene zurück.« 144
Im AHOPE starben Eyob, der kleine Stepptänzer, und Ester, die in der Musikstunde immer mit dem Po wackelte, bevor WWO oder die äthiopische Regierung etwas für sie tun konnten. Amelezewed, das hübsche Mädchen, das Geschichtsbücher so sehr liebte, starb zur gleichen Zeit, als die Barlow Clinic ihre Pforten öffnete. Die fröhliche Kidist ist tot, und ich habe ein Jahr lang vergeblich nach Theodros und Betti - Vater und Tochter - gesucht.
Auch Haregewoins alter Freund und Kampfgefährte Zewedu Getachew starb letztes Jahr an nicht behandeltem Aids.
Im Herbst brachte Haregewoin einen Jungen namens Yohannes in die Barlow Clinic, obwohl sie befürchtete, es könnte für ihn bereits zu spät sein. Er war ausgemergelt und schwach, von Ausschlägen übersät und hatte kaum noch Haare, und er sah mit seinen fünf Jahren wie ein böser alter Mann aus; der Kopf mit dem eingefallenen Gesicht erinnerte an einen grinsenden Totenschädel. Er war bis aufs Skelett abgemagert. Dr. Sofia begann ihn mit ARV zu behandeln, und praktisch über Nacht wurde er wieder zu einem wohlgenährten kleinen Jungen. Zum äthiopischen Weihnachtsfest am 7. Januar 2006 trug Yohannes ein traditionelles weißes Gewand, hatte rote Wangen und sah kräftig und hübsch aus. Haregewoin zeigte ihren Festtagsgästen ein Foto von Yohannes, das drei Monate zuvor aufgenommen worden war, als er am Rand des Todes geschwebt hatte; sie wollten nicht glauben, dass es sich um ein und dasselbe Kind handelte; sie wollten nicht glauben, dass eine solche radikale Wendung medizinisch möglich war.
Dr. Rick Hodes, der Haregewoin an diesem Tag einen Besuch abstattete, wusste, dass es möglich war. Bis zu diesem Tag war er diesem Wunder in Äthiopien noch nicht begegnet, aber nun endlich war es eingetreten.
Vor Kurzem sagte Yohannes zu Haregewoin: » Emama , ich mag es nicht, wenn du weggehst und ich nicht mit dir reden kann. Gestern musste ich mit dir reden. Willst du mir nicht ein kleines Handy für mich allein kaufen, damit ich dich anrufen kann, wenn du mir etwas mitbringen sollst?«
Im AHOPE nehmen jetzt Dutzende von Kindern ihre Medikamente. Surafel, ein zwölfjähriger Junge, hatte unter Magenkrämpfen, Durchfall und einem juckenden Ausschlag am ganzen Körper gelitten. Schließlich weigerte er sich, in die Schule zu gehen und wollte morgens nicht mehr aufstehen.
»Wozu denn?«, fragte er verbittert.
Er wusste es.
Im vergangenen September war Surafel eines der ersten Kinder im Land, das von WWO eine pädiatrische Dreifachkombinationstherapie bekam, und mittlerweile geht es ihm wieder gut. Der hübsche Junge ist ein hervorragender Sportler,
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