'Alle meine Kinder'
kümmert sich die Organisation um die Verteilung der Beiträge wohlhabender Staaten, Unternehmen und einzelner Bürger an Organisationen, die sich dem Kampf gegen Aids, Tbc und Malaria verschrieben haben. 2002 unterstützte der Global Fund den Einsatz von Generika. Der Global Fund muss jedoch mit einem Rückgang seiner Mittel um etwa 1,1 Milliarden Dollar im Jahr 2006 und 2,6 Milliarden Dollar im Jahr 2007 fertig werden. 137
Herbst 2005 war klar, dass die Weltgesundheitsorganisation mit dem »3 by 5«-Programm ihr Ziel, bis Ende des Jahres drei Millionen Menschen in unterentwickelten Gebieten Zugang zu Aids-Medikamenten zu verschaffen, nicht erreichen würde. Dr. Jim Yong Kim, Leiter der Abteilung HIV/Aids der Weltgesundheitsorganisation, sagte: »Wir können uns nur entschuldigen. Ich glaube, wir müssen einfach zugeben, dass wir nicht genug getan haben und viel zu spät begonnen haben.« Aber er sagte auch, dass man das Programm nicht als Fehlschlag betrachten sollte. »Vor ›3 by 5‹ gab es keinen Schwerpunkt zur Rettung von Leben. […] Viele internationale Führungspersönlichkeiten sagten, dass man die Generation der infizierten Menschen einfach vergessen müsse, man habe an die nächste Generation zu denken. […] Insofern ist etwas Außergewöhnliches passiert.« 138
»Wenn ›3 by 5‹ scheitert«, erklärte Stephen Lewis, »was ohne die entsprechenden Dollars zweifellos geschehen wird, dann gibt es keine Entschuldigung mehr, keine Argumente, hinter denen man sich verstecken kann, keine üblen Verleumdungen, um Gleichgültigkeit zu rechtfertigen. Es wird nur die Massengräber der Betrogenen geben.« 139
2005 lief das Patent von GlaxoSmithKline (vormals Burroughs Wellcome) auf Zidovudin (AZT) aus. Generika-Hersteller in China, Indien und Afrika stellten bei der Food and Drug Administration Anträge zur Herstellung von Generika, und auch vier amerikanische Generika-Hersteller reichten Anträge ein. Retrovir von GSK kostet pro Jahr 3.893,64 Dollar, zwischen 1987 und 2005 wurde mit Retrovir ein Umsatz von vier Milliarden Dollar erzielt. 140 Die Generika kosten 105 Dollar pro Jahr.
Inzwischen hat die äthiopische Regierung mit Unterstützung des US President’s Emergency Plan for AIDS Relief (PEPFAR - Krisenplan zur Bekämpfung von Aids), von Global Fund, UNICEF, der Weltbank, der Gates Foundation, der William J. Clinton Foundation, der Rockefeller Foundation und einiger Nichtregierungsorganisationen die Verteilung freier ARVs übernommen. Generische ARVs stammen von dem indischen Unternehmen Cipla, und Generika-Hersteller aus Brasilien und Südafrika sind ebenfalls bereit, Medikamente zu liefern. Es gibt mehrere äthiopische Pharmaunternehmen, die generische ARVs herstellen dürfen, aber die meisten warten auf weitere Investitionen, bevor sie ihre Kapazitäten ausbauen und loslegen können.
Im Jahr 2005 kam auf Vermittlung des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Bill Clinton ein Geschäft zustande, das es vier Generika-Herstellern, darunter Cipla, ermöglicht, HAART an Millionen von Menschen in Entwicklungsländern zu einem Preis von etwa 140 Dollar pro Patient und Jahr zu liefern. Im vergangenen Jahr erhielt Cipla die Genehmigung der Weltgesundheitsorganisation, ihre ARVs überall dort zu vermarkten, wo der Verkauf von den entsprechenden Behörden erlaubt wird. Etwa 60 Länder versorgen ihre Bevölkerung inzwischen mit den Generika von Cipla. Und Dr. Hamid von Cipla hat angeboten, »staatseigenen Unternehmen in allen Dritte-Welt-Ländern« kostenlos das Know-how zur Herstellung von ARV zu überlassen.
Die größten Hindernisse stellen wieder einmal die multinationalen Pharmakonzerne dar. Während der jahrelangen Behandlung werden die Patienten oft resistent gegenüber den ARVs der »ersten Therapielinie«, denjenigen also, die jetzt als Generika verfügbar sind. Die Pharmakonzerne haben alles darangesetzt, ihre Patente für die ARVs der »zweiten Therapielinie« aufrechtzuerhalten, und davon sind die meisten für die armen Länder derzeit unerschwinglich.
Bis Februar 2006 hatte die HIV/Aids-Epidemie laut UNICEF mehr als fünf Millionen Kinder das Leben gekostet und 2,3 Millionen lebten mit HIV/Aids. 141
85 Prozent dieser Kinder lebten und starben in Schwarzafrika. 142
Bis vor kurzem gab es in Äthiopien keine pädiatrischen Aids-Medikamente, also spezielle Dreifachkombinationstherapien für Kinder.
Letztes Jahr begann Dr. Sofia Mengistu Abaynek, medizinische Leiterin der Barlow Clinic
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