Alle meine Schaefchen
hatten beschlossen, daß zwölf fürs erste ausreichten.
»Wir können immer noch in der nächsten Woche den nächsten Schwung zum Markt bringen«, sagte ich zu John. »Dann hätten wir gleich eine gute Ausrede, um einen Vormittag lang nicht auf dem Hof arbeiten zu müssen.«
In ganz kurzer Zeit luden wir weitere sieben Lämmer in den Wagen. Shirley schloß und verriegelte die Türen und verkündete: »Hier kommen ein Dutzend englischer Lämmer, bester Qualität.«
Die restliche Herde wurde wieder freigelassen und strömte die Weiden hinunter, in der Absicht, so viel Abstand wie nur möglich zwischen sich und uns zu legen. Es blieb uns nichts anderes mehr zu tun übrig, als die Gummistiefel mit Lederschuhen zu vertauschen, die Hände zu waschen und loszufahren.
»Versuch mal rauszufinden, ob er irgendwelche Pläne in bezug auf die Landwirtschaftsschule hat«, flüsterte Shirley mir zu, als ich mich hinter das Lenkrad setzte, und machte versteckte Zeichen in Johns Richtung, der bereits eingestiegen war.
Er hatte sehr gute Ohren. »Was habt ihr für Geheimnisse?«
Ich startete Old Lil und konzentrierte mich zunächst darauf, ihr einen schwungvollen Anlauf für die erste Wegsteigung zu verpassen. Dann antwortete ich: »Seit du den Brief vom College bekommen hast, macht deine Mutter sich Gedanken. Hast du schon eine Entscheidung getroffen?«
»Das ist nur eine Broschüre gewesen, aber ich hab’ mich mit Morris Jones unterhalten. Er ist ein Jahr lang im Shropshire-Institut gewesen.«
»Und du möchtest so was Ähnliches machen?«
»Ja, wenn möglich, aber wie würdet ihr’s ohne mich hier schaffen?«
Das war es also gewesen, was ihn gequält hatte und warum er so verschlossen schien.
»Während der Ferien wärst du ja zu Hause, und falls es irgend etwas Besonderes zu tun gibt, kann Thomas uns helfen. Mach dir um mich keine Sorgen, sondern entschließ dich dazu, wenn du’s gern möchtest. Bei welchem College willst du dich bewerben?«
»In Kent, weil einige meiner alten Schulkameraden dort auch hinwollen. Wahrscheinlich ist es für dieses Jahr schon zu spät, aber vielleicht klappt es im nächsten.«
Wir sprachen noch darüber, als wir den Markt erreichten und uns hinten an die Schlänge von Fahrzeugen stellten, die Lämmer zum Verkauf transportierten. In den kommenden Wochen würde die Autoschlange noch länger werden, wenn der volle Überfluß an Lämmern dieser Saison angeboten würde; aber heute kamen wir verhältnismäßig schnell an die Reihe, den Kleinlaster rückwärts an die Rampe zu fahren und auszuladen.
Ein muskulöser Arbeiter, mit nackten Armen und einem Beinschutz aus Kunststoff, kümmerte sich um unsere Lämmer, sobald diese das System der Gehege und Gänge betreten hatten, das durch aufklappbare Stahltore unterteilt war.
»Wie soll’n wir sie einteilen, Boß?«
»Zwei Gehege zu je sechs.«
Mit dem Auge eines Experten betrachtete er die Tiere und befühlte zwei bis drei Rücken. »Da braucht man nicht auszuwählen, sind alle wunderbar gleich. Die könnten sehr gut heute gehen, da wir von der Qualität nicht viele hier haben.«
Das waren gute Nachrichten — vorausgesetzt, daß die Käufer nicht vergessen hatten, heute herzukommen.
Schnell hatte man die Lämmer, eine Gruppe nach der anderen, in die große Maschine zum Wiegen geschoben. Ein Angestellter in einem winzigen Büro las die Skala ab, rechnete das Lebendgewicht in das durchschnittliche Fleischgewicht um — neunundreißig Pfund pro Stück — , und dann wurden die Lämmer am anderen Ende wieder hinausgejagt und den Gang entlang in die ihnen zugeteilten Gehege getrieben.
Als nächstes mußten wir den Kleinlaster parken. Dann gingen John und ich nochmals zu den Gehegen, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung war. Wir sahen uns auch einige der anderen Tiere an, betasteten, piekten und befühlten deren Schwänze, um Gewicht und Qualität einschätzen zu können. Das Angebot aus Egerton konnte sich sehr gut mit den anderen messen.
»Man könnte meinen, daß ihr jetzt echte Bauern seid«, dröhnte eine wohlbekannte Stimme.
Tall Stan, unser Freund mit der Vorliebe für Auktionen, strahlte mit einem breiten Grinsen auf uns herab.
»Hast du welche angeboten?« fragte ich.
»Drei Gehege voll. Soll ich dir deine abkaufen?«
Mit Hilfe dieser List würde er für unsere Lämmer bieten, um sicherzustellen, daß sie einen vernünftigen Preis erzielten. Der Trick dabei war, daß man wissen mußte, wann man auszusteigen hatte — und
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