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Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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sich wie die schönste Liebesgeschichte des Jahres an.
    »Ruth sagte, daß die beiden das schon seit langer Zeit geplant hatten. Sie wollten nur auf den Zeitpunkt warten, bis die Kinder groß genug waren, daß sie sie verlassen konnten. Katie hatte sich das Geld vom Verkauf für Eier und Ferkel zusammengespart, während er einen Großteil der Rinder verkaufte und den Ertrag dafür einsackte.«
    »Alle behaupten, daß Alfie eine wunderbare Farm im Stich gelassen hat«, wagte ich einzuwerfen.
    Doch das beeindruckte sie keineswegs.
    »Alles das hat er verlassen«, erklärte sie mit einer dramatischen Armbewegung und wies auf die winterliche Landschaft draußen vor den Fenstern. »Der verrückte, ungestüme Idiot! All das wegzuwerfen für ein Leben voller Bequemlichkeit und Sünde in der lasterhaften, zentralgeheizten Großstadt... gemeinsam mit der Frau seines Herzens.«
    Es klang wie aus einem Groschenroman. Trotzdem war ich froh, daß nicht ständig Märchenprinzen auf weißen Pferden an unserem Bauernhof vorbeigeritten kamen.
     
    Am nächsten Tag brauchte man sich keine Sorgen mehr über eventuell umherschweifende Schürzenjäger zu machen. Als wir morgens aufwachten, war unsere Farm Egerton eingeschneit. Sanft und leise hatte über Nacht eine zehn Zentimeter dicke Schneeschicht die ganze Gegend zugedeckt. Beim Frühstück hörte es auf, doch bald setzte das Schneetreiben wieder ein. Gegen Mittag fielen die Flocken dick wie Gänsefedern herab, als Shirley, geschützt von einem Regenschirm, zu mir in den Viehhof kam. Sie berichtete, daß der Fahrer der Genossenschaft für Landwirte von der Gastwirtschaft aus bei uns angerufen habe. Er ließ mir ausrichten, daß er es nicht wagen würde, den unebenen, holprigen Weg zu uns herunterzufahren, der für uns so eine Art Nabelschnur zur oberen geteerten Landstraße und zum zwanzigsten Jahrhundert bildete.
    Ein kluger Entschluß, denn auf dieser etwa einen Kilometer langen Strecke gab es zwei ziemlich steile Abschnitte. Man wäre vielleicht in der Lage, einen schweren Laster dort hinunterzufahren, aber man würde ihn nie wieder hinaufbekommen. Es war bereits ein mühsamer Kampf früh am Morgen gewesen, mit unserem Traktor den Milchstand oben an der Straße zu erreichen, um dort die drei Kannen für den Milchlaster der Zentrale für Milchprodukte bereitzustellen. Obgleich zu dem Zeitpunkt der Schnee noch nicht so tief war, hatten die Traktorräder mehrfach durchgedreht und sich festgefahren, bevor sie es schließlich schafften. Als ich dann auf Jock wartete, der den Milchlaster lenkte, glaubte ich allmählich, daß er wohl nicht kommen würde. Dieser Gedanke gab mir das angenehme Gefühl einer fast perversen Freude — aber ich wurde enttäuscht. Plötzlich tauchte sein Gefährt im Schneegestöber auf; der kleine zähe Schotte kletterte aus seinem Führerhäuschen, warf einen Blick auf mich und auf meine Gestalt, die eingepackt war in Wollpullover, Anorak, Handschuhe und Mütze mit Ohrenschützern, und gab sich den Anschein, über meine Vermutung erstaunt zu sein.
    »Schwierigkeiten? Ich? Nee, Jacky, das ist doch noch gar nichts! Nur Leute aus England lassen sich davon beeindrucken. Da wo ich herkomme, würd’ man keine Notiz davon nehmen...«
    Ich hob meine Hand zu einer Geste der Friedensbekundung und wartete, als er die schweren vollen Kannen auf seinen Laster hievte und sie gegen drei leere austauschte.
    »Übringens«, räumte er mit einem breiten Grinsen ein, als er wieder hinter das Steuerrad kletterte, »‘ne Menge Leute haben es heute morgen nicht geschafft, ihre Milch rauszubringen. Ich war fast der Meinung, daß du es auch nicht hinkriegen würdest.«
    Und mit diesem versteckten Kompliment fuhr er zur nächsten Sammelstelle davon.
    Das war um acht Uhr gewesen, vor fast vier Stunden. Seitdem hatten sich die Wetterbedingungen verschlechtert. Doch wenn der Laster der Genossenschaft nicht zu uns heruntergefahren käme, würden wir eben nach oben fahren müssen. Wir brauchten unbedingt das Futterkonzentrat für die Milchkühe und, was noch schlimmer war, wir hatten fast kein Schweinefutter mehr.
    Daher machte ich mich mit John, unserem ältesten Sohn, der fast achtzehn war und größer als ich, in unserem Auto auf den Weg. Durch den Frontantrieb des Austin 1800 schafften wir die Hälfte der ersten und steilsten Strecke, bevor wir an Schwungkraft verloren und seitwärts in eine Schneewehe rutschten. Abgesehen von meinem Ego war niemand verletzt.
    »Hör auf, Mätzchen

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