Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle meine Schaefchen

Alle meine Schaefchen

Titel: Alle meine Schaefchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
Vom Netzwerk:
und ich fragte ihn: »Ist kein Bock dabei?«
    Er schüttelte den Kopf und zeigte auf sich, woraus ich zu verstehen meinte, daß er das Tier vor der Auktion gekauft hatte. Es war weise, solche Dinge mit Diskretion zu behandeln, denn manche Leute würden es wohl als Zeitverschwendung ansehen, wenn sie zu einer Auktion gingen, auf der die besten Früchte bereits vorher gepflückt worden waren.
    Als es soweit war, .wurden die Kühe in einen Ring getrieben, den man aus Schafhürden und Strohballen im Viehhof provisorisch aufgestellt hatte. Griffiths hatte recht: die Preise waren in die Höhe geschnellt.
    Gleich am Anfang wurde die junge Kuh angeboten; wahrscheinlich wollte man so ein hohes Preisniveau setzen.
    »Haben Sie jemals ein prächtigeres Tier in dieser Gegend angeboten gesehen?« fragte der Auktionator, ein leichenblasser Typ mit dunkel gefärbtem Haar. »Ihr ganzes nützliches Leben liegt noch vor ihr, gedeckt wurde sie von einem Hereford-Bullen, und in weniger als einem Monat wird sie kalben. Diese Kuh bedeutet eine Investition, meine Herren! Was wollen Sie dafür bieten?«
    Er brauchte nicht zweimal zu fragen. Die Männer mit den dicken Brieftaschen ließen nicht auf sich warten! Der Mann mit dem Rotdornstock, den er zuversichtlich in die Höhe hob, fing als erster mit hundertsechzig Pfund an. Er wurde glatt zur Seite gefegt, als das Bieten ruckartig zweihundert Pfund erreichte; dann verlangsamte sich das Ganze, bevor es wieder nach oben ging, und zwar bis auf zweihundertachtzehn Pfund, als ein schäbig angezogener Mann mit einem Finger seine Nase berührte, die von vielen geplatzten Äderchen durchzögen war.
    Die folgenden fünf Tiere brachten im Durchschnitt hundertzweiundachtzig Pfund, und es sah so aus, als würde sich die Taktik des Auktionators auszahlen. Aber das Niveau sank merklich ab, nachdem die besten Tiere versteigert waren, und ironische Beifallrufe waren zu vernehmen, als die rotbraune Kuh in den Ring trat.
    Der Auktionator reagierte auf die Stimmung der Menge. »Hier haben Sie ein Tier, das man sich zweimal anschauen muß«, rief er mit feierlicher Ironie. »Täuschen Sie sich nicht. Die ist eine wunderbare Milchkuh und bringt unter Garantie ein wenig Farbe in jeden Kuhstall. Nun, was sagen Sie dazu?«
    »Ich sage >Fleischpastete<«, rief der Mann mit dem Stock auf eine etwas plumpe humorvolle Art. »Sie ist gut genug für Fleischpasteten.«
    »Reden Sie bloß nicht schlecht von Fleischpasteten, George Littlewood«, entgegnete ihm der Auktionator. »Die scheinen Ihnen nämlich ganz gut bekommen zu sein, wenn man sich Ihren Bauch ansieht, den Sie da vor sich hertragen!«
    Das Gelächter, welches durch diese witzige Bemerkung ausgelöst wurde, ließ zornige Röte in dem Gesicht des verhinderten Spaßmachers mit dem Stock aufsteigen. Doch der Auktionator ließ ihm keine Chance, sich zu rächen.
    »So, nachdem wir alle unsern Spaß hatten, meine Herren«, rief er, »was wollen wir bieten?«
    Niemand wollte überhaupt viel bieten, so daß sie schließlich für fünfundachtzig Pfund an einen adrett gekleideten Herrn mit berechnenden Augen ging.
    »Heute nacht wird sie wohl noch erleben, aber morgen abend nicht mehr«, sagte Griffiths.
    »Er ist Schlachter und treibt sich überall herum, um was zu ergattern, was so gut wie nichts kostet.«
    Als letzte wurde eine ruhige alte Kuh angeboten, die sich John unter dem Gesichtspunkt angesehen hatte, daß sie vielleicht Whitey, die große Friesenkuh, die wir kürzlich verloren hatten, ersetzen könnte. Diese Kuh sollte in drei Monaten kalben, und man hatte lediglich erwähnt, daß sie Milch gab. Das deutete darauf hin, daß die Milchmenge nicht sonderlich groß war. Als sie herbeigeführt wurde, hatte die Kauffreude der Auktionsbesucher bereits ihren Schwung verloren.
    Niemand wollte anfangen zu bieten, bis der Schlachter schließlich »fünfundsiebzig Pfund« rief.
    »Diebstahl ist das«, schnaubte Griffiths. »Laßt ihn damit nicht durchkommen.«
    Ein Mann rechts von ihm lachte: »Dann kaufen Sie doch die Kuh!«
    »Ich kann sie nicht gebrauchen«, entgegnete der Mann mit dem Rotschopf und errötete. »Ich habe keine Milchwirtschaft.«
    John stieß mich an, aber ich reagierte nicht.
    Lello machte ein Zeichen vom Podest des Auktionators her, worauf unser Freund sich durch die Menge drängte, mit ihm einige Worte wechselte und dann zurückeilte.
    »Ivor sagt, daß sie eine gute Milchkuh ist und bestimmt ein kräftiges Kalb zur Welt bringt. Wenn Sie mitbieten

Weitere Kostenlose Bücher