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Alle Menschen werden Schwestern

Alle Menschen werden Schwestern

Titel: Alle Menschen werden Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F Pusch
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»Für Sie wahrscheinlich zu teuer: 30.000, inklusive Maus.« Ich erfuhr noch, daß Lisa die erste wirklich pfiffige und menschenfreundliche Compute sei (er hatte inzwischen dazugelernt). Neben ihr verblassen sämtliche Adams und Commodores zu Aschenputeln.

    1984

Freie Fahrt für freie Bürger

    Geschlechtsverkehr muß eine Erfindung unseres Jahrhunderts sein. Jedenfalls findet sich das Wort nicht im 1897 abgeschlossenen Band IV, I, 2 ( Gefoppe-Getreibs ) des Grimmschen Wörterbuchs, das doch getreulich jedes noch so entlegene deutsche Wort verzeichnet.
    Das Wort gehört in den Bereich der Amtssprache, vermerkt das große Duden-Wörterbuch (6 Bände, 1976) und definiert es wie folgt: »Sexueller Kontakt mit einem Partner [...], bes. der Kontakt zwischen Mann u. Frau, bei dem die Frau in ihrer Scheide das Glied des Mannes aufnimmt .« Eine höchst ungewöhnliche Perspektive: Nicht »das Glied dringt in die Frau ein«, wie es sonst immer heißt, sondern »die Frau nimmt es auf«. Demnach wäre also etwa erzwungener Geschlechtsverkehr ein »Kontakt zwischen Mann und Frau, bei dem die Frau das Glied des Mannes in ihre Scheide zwingt«?? Hat sich da etwa eine weltfremde Emanze in die Dudenredaktion eingeschlichen? Immerhin waren es ja die Femi-nistinnen, die die sogenannte Penetration in Umschließung oder Einverleibung umbenannt wissen wollten.
    Die so weibliche Sicht des Vorgangs in der Duden-Definition mag ja irgendwo ein Fortschritt sein, trotzdem bleibt da das häßliche Wort Geschlechtsverkehr oder kurz Verkehr und noch kürzer GV. Manche bauen das Bild des Verkehrs auch noch aus und bezeichnen ihre Kinder herzlos als Verkehrsunfälle — wahrscheinlich, weil sie das Wort Verhütung von Unfallverhütung herleiten.
    Was sollen nun Leute sagen, die nicht miteinander »Verkehr haben« oder gar »koitieren« wollen? Für die meisten Männer ist die Sache einfach: Sie ficken , bumsen, rammeln oder vögeln. Frauen aber wollen in der Regel weder bumsen etc. noch gebumst werden etc. Es gibt zwar einige Frauen, die diese Ausdrücke trotzig oder auch genüßlich verwenden, aber es sind wenige. Miteinander schlafen ist wohl derjenige Ausdruck, der uns noch am wenigsten widerwärtig ist. Er darf allerdings nicht zu wörtlich genommen werden. Beischlafmützen sind nicht gefragt.
    Je länger ich darüber nachdenke, um so »stimmiger« scheint mir doch die Verkehrsmetapher für die sexual- und sprachpolitischen Gepflogenheiten dieses Jahrhunderts: Verkehr ist gefährlich. Ständig »fordert« er Verkehrsopfer und Verkehrstote in Massen, nach einem Verkehrsunfall begeht mann Vaterflucht, und — Duden hin oder her — nach wie vor ist Geschlechtsverkehr überwiegend Stoßverkehr.
    Wir sollten uns schon mal darauf gefaßt machen, daß Vergewaltigungsopfer und all die anderen Opfer des patriarchalen »Geschlechtsverkehrs« demnächst einfach den Verkehrsopfern und Verkehrstoten zugerechnet werden, jenen Opfern, die der Verkehr halt so »fordert«.

    1985

Lieber Flugzeug als Strickzeug

    Am 5. Mai dieses Jahres startete ein unbemanntes Verkehrsflugzeug der Schweizer Charterfluggesellschaft Crossair in Zürich und landete wenig später wohlbehalten in München. »Im Cockpit«, so die Westdeutsche Allgemeine, »befand sich kein einziger Mann. Man begrüßte Europas ersten >All Girl Flight< .«
    Der Reporter fährt dann im Kleingedruckten fort: »Girl ist allerdings ein allzu burschikoser Ausdruck für die beiden gutaussehenden Damen am Steuerknüppel des Cityliners .« Fein beobachtet, vor allem auch das Wort burschikos ist so treffend gewählt. Die »Girls« bzw. »gutaussehenden Damen«, Regula Eichberger (»Tochter eines Flugschullehrers«) und Doris Wilson-Zuberbühler (»Bauerntochter aus dem Appenzell«) sind nämlich 30 bzw. 33 Jahre alt. Über die Flugkapitänin bekommen wir dann noch mitgeteilt: »Den Ausgleich zur technischen Welt hat sie vor allem bei der Flandarbeit. Beim ersten >Nur-Mädchen-Flug< hatte sie das Strickzeug natürlich zu Hause gelassen .« Echte Profis, die Girls!
    Wir können an diesem Fall gut studieren, wie unsere Männersprache gemacht wird: Mann nehme einen Haufen Arroganz, rühre einen kräftigen Schuß Inkompetenz hinein — fertig ist das Manneswort. Frau darf getrost davon ausgehen, daß die beiden Pilotinnen sich selbst nicht als girls bzw. Mädchen bezeichnen, daß also die Benennung All Girl Flight auf Nur-Männer-Mist gewachsen ist. Der Reporter, des Englischen nicht besonders mächtig, ringt

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